08.07.2023,
Jan:
Der
Passo di San Marco ist unter den Pässen mit weniger als 2000 m Scheitelhöhe der mit dem höchsten Höhenunterschied: sage und schreibe 1742 Höhenmeter auf 25 km ab Morbegno im unteren Veltlin, und das bei einer Endhöhe von gerade einmal 1985 m. Bei meiner ersten Befahrung hat er mich eher enttäuscht, aber damals war es diesig, und daher konnte man nicht über das Veltlin hinweg in die südlichste Kette der Rätischen Alpen gucken, auf die Kette des Pizzo Cengalo, und weiter westlich auf die Berge der Lepontinischen Alpen. Heute ist es äußerst klar – späte Belohnung für die gestrige Dusche.
Die ersten zehn Kilometer müssen wir das Veltlin noch bis nach Morbegno vorfahren. Der Abschied aus unserem tollen Hotel fällt heute schwer. Das Team hat uns sogar extra noch Brot gebacken für die Mittagsverpflegung. Spitze!
Äußerst zügig fahren wir in diesen letzten großen Anstieg der Woche und genießen die Rückblicke auf Morbegno, das man noch direkt an der Passhöhe sehen wird. Bald kommt sogar Gruppe 1 in Sicht. Drei Kilometer vor der Passhöhe, als wir auf die Alm kommen, gehe ich mit dem Plan vorbei, mich irgendwo in die Wiese zu stellen und auch einmal Gruppe 1 abzulichten. Lisa und Christoph fühlen sich aber herausgefordert und schießen mit 1.300 Höhenmetern pro Stunde an mir vorbei. Ohje... da muss ich wohl mit, was schmerzhafter ist als mir lieb ist. Oben ist mir schwindelig. Glücklicherweise warten wir noch lange bei bester Aussicht und bestem Wetter auf die Gruppenmitglieder. So toll hier oben. Mein ursprüngliches verhaltenes Resumee muss ich revidieren. Ein wirklich toller Pass. Und fast verkehrsfrei!
In der Abfahrt ins Valle Brembana treffen wir ein letztes Mal auf Sylvia. Sie hat heute etwas Pech und sich schon mit den Anrainern des Parkplatzes angelegt, die nicht wollen, dass wir uns hier verpflegen. Ohe! Aber das Mittagessen schmeckt trotzdem. Aber heiß ist es hier! Heute liegt der Parkplatz viel zu tief für diese Temparatur! Völlig überhitzt treffen wir zunächst auf den Valle-Brembana-Radweg und dann auf die Auffahrt zum
Culmine San Pietro, den wir vom Sonntag schon aus der Gegenrichtung kennen. So eine tolle Schlucht. Aber so heiß! Glücklicherweise kenne ich die Bar in Sottochiesa schon vom sonntäglichen Taleggio-Kauf, und so kühlt sich fast die ganze Gruppe 2 im Dorfbrunnen und an Lemon Soda! Endlich wieder!
Danach sind es noch 12 Kilometer zum Culmine San Pietro. Ich bin wirklich fertig, aber irgendwie kriegen wir die restlichen 12 Kilometer auch noch absolviert. Oben sitzen wir im oberen der beiden Biergärten. Herrlich, diese Ruhe insbesondere der Kontrast zu Sonntag, wo so viele Motorräder hier waren.
25 Kilometer später checken wir an der Seepromenade in Lecco ein. Morgen ist schon die letzte Etappe. Die abendliche Umfrage ergibt 12 Stimmen für den San Marco als den schönsten Pass der Woche. Weit vor dem Gavia. Liegt es daran, dass der letzte Pass immer der schönste ist, wie @
Droopy findet? Oder daran, dass er einfach richtig toll ist?
Nach dem Essen sitzen wir noch einmal lang als Gruppe in den Gassen der Altstadt und erzählen. Von zurückliegenden Taten und neuen Plänen. In einem sind wir uns alle einig: mit dem San Marco haben wir unserem Palmares eine Großtat hinzugefügt.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Unsere Entdeckerreise ist voller Geheimtipps, und der Passo di San Marco gehört definitiv dazu. Es sind etwa 25 km Auffahrt als Kaltstart ab Morbegno, und obwohl der Pass unter der 2000er-Marke bleibt, beeindruckt er doch durch seine hochalpine Kulisse. Nach einer langen Abfahrt fahren wir noch über den Culmine San Pietro zurück an den Comersee nach Lecco.