06.08.2021,
Jan:
Wie also soll ich abends nach elf Uhr noch einen Etappenbericht schreiben von einer Etappe, für die ich aus 356 Bildern
130 für den Etappenbericht ausgewählt habe? Von einer Etappe über Galibier, Les 2 Alpes und Col de Sarenne bei Kaiserwetter, die wir mit einem kaiserlichen Mahl im Montagnard in Alpe d'Huez abgeschlossen haben?
Von einer Etappe, die in mindestens vier Varianten gefahren wurde, von 73 km / 2450 Hm bis 129 km / 4100 Hm? Letztere gefahren von Fabian und Christian inklusive Galibier-non-émasculé!
Man könnte sich fragen, warum man bei einer so schönen Regeletappe über Galibier und Sarenne noch Les 2 Alpes einbaut. Ehrlich gesagt war meine Antwort "+1 in der Passjagd", verkauft habe ich es aber darüber, dass hier Jan Ullrich die 1998er-Tour verloren hat. Und in der Tat muss man die Auffahrt nach Les 2 Alpes nicht unbedingt gesehen haben, kann dann aber halt mitreden! Das ist also Grund 1. Grund 2 ist, dass Christian, nicht ganz freiwillig, jedem ein Bier versprochen hat, der in Les 2 Alpes nicht mehr als 9 Minuten auf ihn verliert, wie Ulle damals auf Marco Pantani. Im Nachhinein hat diese Befahrung der Etappe sogar einen extra Schliff verpasst, weil man erst nach dieser Grenzerfahrung des alpinen Tourismuswahnsinns die Stille am Sarenne so richtig zu schätzen weiß. Welch Kontraste auf so engem Raum! Grund 4!
Grund 5 ist, dass wir von der Galibier-Befahrung allesamt vollständig euphorisiert waren. Heute war ein Tag für Heldentaten. Der Himmel komplett blau, die Auffahrt auf den Galibier ein Traum, oben glasklare Luft, Mont-Blanc-Blick! Und Barre des Ecrins und die Meije grüßen mit frischem Schnee besprengt im Süden. Was für eine unfassbare Erfahrung, was für ein Glück, heute dieses Wetter zu haben, und nicht den Vollsiff von Mittwoch!
Und zum Abschluss also der Col de Sarenne, ein Juwel der Dauphiné, glücklicherweise nur 1999 m hoch, sonst würden ihn mehr kennen. Absolute Einsamkeit, fantastische Blicke, oben sogar auf die Meije!
Wow!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Ein weiteres Monument steht auf dem Programm: mit 2645 m ist der Col du Galibier das Dach unserer Tour. Ein Großteil der Kletterarbeit zum Galibier ist schon getan, wenn wir in Valloire zur sechsten Etappe starten - bereits gestern sind wir bis auf ca. 1400 m gekommen, so dass noch etwa 1200 Hm übrig bleiben. Der Galibier ist auch landschaftlich einzigartig. Hochalpine Kulisse, felsige Mondlandschaft und sensationelle Blicke ins vergletscherte Ecrins-Massiv mit den südlichsten Viertausendern der Alpen. Auf der Abfahrt treffen wir mit dem Col du Lautaret einen alten Bekannten - bereits vorgestern sind wir von Briançon kommend hier drüber. Wiederum fahren wir Richtung Oisans ab, wählen jedoch schon früher den Abzweig in die Berge. Der Col de Sarenne - einsame, schmale Straße - ist gewissermaßen die Antithese zur mythenumrankten Hauptauffahrt nach Alpe d'Huez, für Conaisseure natürlich die weitaus schönere.