18.07.2021,
tortentom:
Der letzte Tag bricht an! Ich stehe am Balkon unseres Hotels in Chiavenna und genieße die Aussicht. Berge und Sonne, den Splügen fast in Sichtweite. Ach das Leben kann so schön sein! Das letzte Frühstück erledige ich zügig, ziehe mich an, verabschiede mich aus meinem Zimmer und putze nochmal mein Rad damit es wieder 1A dasteht. Das das unnötig war, dazu später!
Sascha hat heute ein Trikot an auf dem Hinten Stelvio, Gavia und Mortirolo aufgedruckt sind! Welch grandiose Pässe die wir diese Woche auch schon alle gefahren sind. Markus benötigt noch schnell ein neues Ventil für sein Rad. Wie könnte es anders sein, Jochen ist wieder zur Stelle und hat Ventileinsatz und Werkzeug parat! Mr. Zuverlässig und noch dazu ein bärenstarker Radler mit seinen 60 jungen Lenzen! Wir starten! Gleich aus Chiavenna raus und rauf! Auf 31km erwarten uns 1850 Höhenmeter. Der Splügen ist einer der längsten zusammenhängenden Anstiege in den Alpen. Die Steigung ist moderat und man kommt auch ohne einrollen gut hoch. Ich fahre ein bisschen mit Gabi meinem Gruppe 3 Guide. Bis zu den letzten Gallerien und Tunnels ist es auch noch trocken, aber die Wolken verheissen nichts gutes. Es wird nass. Ich erinnere mich an ein Zitat aus einem Batman Film: ,,Glauben Sie, das kann so bleiben? Ein Sturm zieht auf, Mr. Wayne, Sie und Ihre Freunde sollten sich lieber vorbereiten..." Der Sturm kurz vor Monte Spluga verbläst sogar einen schweren Fahrer wie mich! Ich sammle den bitterlich frierenden Andreas ein und kann ihn überreden weiterzufahren. Bis zur Passhöhe sind es ,,nur" noch 6km. Nach dem Stausee flacht der Wind etwas ab und ich hab sogar Zeit ein paar Fotos zu machen! Eine Epische Szenerie! Sie lädt eigentlich nicht zum radfahren ein, aber fesselt mich trotzdem unglaublich! Oben an der Passhöhe steht Gott sei Dank unsere Retterin Sylvia, leider ohne Jagatee oder Glühwein, dafür mit warmen Klamotten für die Abfahrt! Stephan meint, dass er es ab einem gewissen Punkt nur noch geil findet! Also das Wetter! Ihm macht das auch nichts aus und wenn wir dran denken, was wir die Woche schon alles überstanden haben dann lässt uns der Splügen nur müde lächeln! Was uns nicht umbringt macht uns härter! Ich schicke meine Gruppe Zwei schon in die Abfahrt mit Benny und Gruppe eins während ich mir noch mein Merino Winter Shirt anziehe und mein Langarm Trikot über streife! Andreas fährt lieber im Bus mit, was sicherlich die aller beste Entscheidung war! Schnell noch ein Passfoto mit Frank und Gabi, dann runter. Die akkuraten Kehren wie auf einer Matchbox Rennbahn lassen uns schnell nach Splügen-Ort runter kommen! Dort ist es wieder trocken. Die lange Abfahrt nach Thusis ist mal nass, mal trocken aber ohne Wind! In Thusis treffe ich auf Gruppe 1 und weiter vorne ist dann auch meine Gruppe wo Mathias die letzten 25 Kilometer bis nach Chur mega durchzieht und jeder von uns dran bleibt. Chapeau! Dann noch kurz durch das Verkehrs Gewühle von Chur und rein in die Hoteleinfahrt. Fertig! Alle sind wir dreckig aber glücklich! Jeder lacht und jeder ist gesund! Wir freuen uns alle! Eine schnelle Dusche dann noch ein kleines alkoholfreies Bier für mich, das mir Christopher Froome aus Gruppe eins spendiert! Einige bleiben noch die Anschlussnacht hier, viele Reisen zeitnah ab, so auch ich.
Mir bleibt nur noch danke zu sagen! Danke für Eure Disziplin und danke, dass wir alle gesund wieder angekommen sind! Bei dem Wetter das wir hatten nicht selbstverständlich! Kein Sturz und nur ein paar Platten, einen gerissenen Schaltzug, nur ein paar kurz verirrte Seelen ohne Track oder mit Track. Viele schöne Erinnerungen und epische Tage. In Erinnerung wird mir vor allem die Gavia Abfahrt, die Umbrail Abfahrt und die Nacht auf dem Stelvio bleiben. Danke, dass ich das mit Euch erleben durfte. Danke, dass wir alle das Glück haben solche Tage erleben zu dürfen! Ich hoffe wir sehen uns wieder! Bleibt alle gesund und lasst Eure Klamotten trocknen, aber nicht die Erinnerungen!
–––ursprüngliche Etappenbeschreibung–––-
Schlussetappe, heute heißt es Abschied nehmen. Doch einen haben wir noch, und es ist nochmal ein Highlight. Die Südrampe zum Splügenpass mag vielleicht neben so klangvollen Namen wie Stilfser Joch und Gavia wie ein Geheimtipp anmuten, aber es ist ein Geheimtipp, der sich lohnt. Und die akkuraten Kehren der Norseite sind ein sehenswertes Kuriosum. So gelangen wir nach Splügen im Hinterrheintal, und bis Chur geht es nur noch bergab. Mit der Viamala-Schlucht wird es jedoch landschaftlich nochmal spektakulär, und wir können entspannt in Chur einrollen.