05.09.2021,
tobsi:
Morgens am Hotel in Tarbes kündigt sich bereits vor dem Frühstück ein schöner Tag an. Gewiss war uns, dass es heute Sonne pur geben würde. Im Hintergrund waren schon die Pyrenäengipfel zu sehen. Es war angerichtet für einen wundervollen Tag auf dem Rad.
Fluffig ging es zunächst durch die Ausläufer von Tarbes, die wenig Charme versprühten, aber dank fehlendem Verkehr wurden diese schnell hinter sich gelassen und die Einsamkeit des Pyrenäenvorlandes hatte uns vereinnahmt. Kurzweilig war es in dieser Gegend mit Kühen, Maisäckern bei ständigen Blicken auf die Pyrenäen. Es rollte recht gut und so war die Verpflegung vor dem Anstieg in den einzigen Scharfrichter des Tages, den Port de Bales schnell erreicht.
War es bis hierhin schon sehr schön gewesen, wurde es jetzt noch schön und ruhiger mit der Auffahrt auf unseren ersten richtigen Pyrenäenpass. Schnell zersplitterte die Gruppe und jeder einzelne oder in kleinen Gruppen kämpfte sich den Berg nach oben. Am Anfang noch gemächlich durch ein grünes Tal, danach steiler werdend durch den Bergwald, kam mit Erreichen eines Felsdurchstichs die einsame, beeindruckende Almlandschaft des Port de Bales auf den letzten drei Kilometer in den Blick. Einfach schön hier, auch wenn wir nun mit der Sonne bzw. den hohen Temperaturen zu kämpfen hatten.
Dank dieser war es doch eine zähe Gelegenheit, so dass die Kombination aus Hitze, gestrigem Anfahrtsstress und erster Tag-Nervosität der Berg gefühlt noch ein wenig steiler wurde, als er tatsächlich ist und der Asphalt nicht so rollen wollte, wie sonst gewohnt.
Aber alle haben sich tapfer die Steilstücke hinaufgekämpft, wo oben eine besondere Passgastronomie wartete. Viele Franzosen und dann auch wir genossen die Umgebung, mit Blicken in die Almlandschaft und auf das Pyrenäenvorland und vor allem das Angebot der Passgastronomie. Während wir uns auf Crepes und Getränke konzentrierten, genossen die vielen Franzosen ein Spezialitätenplatte aus den Produkten rund um den Port de Bales. Wurst- und Fleischplatte mit Fritten. Das nenne ich mal Sportlernahrung pur. Wir verzichteten darauf, auch wenn diese Ladung für die Abfahrt sicher Wunder bewirkt hätte. Lang war die Zeit oben für manche gewesen, bis sie dann abgefahren sind.
Diese war richtig schön fluffig zu fahren, wären nicht im oberen Teil die Schafe gesessen und gestanden, die zunächst nur eine gedrosselte Abfahrt zugelassen haben. Aber auch dieses schnelle, bewegliche Hindernis wurde gekonnt umschifft, so dass alle gut gegrillt wie die Würste am Port de Bales den Zielort wohlbehalten erreichten. Ein erster schöner Tag hatte Lust auf mehr in Pyrenäen gemacht. Es bleibt spannend, ob wir weiter gegrillt werden und die Pyrenäen ihr schönes Gesicht zeigen. Wir werden auf jeden Fall berichten.
Ursprüngliche Beschreibung
Von Tarbes aus sieht man den Kamm der Pyrenäen am Horizont, und insbesondere der eindrucksvolle Pic du Midi möchte uns so schnell wie möglich ins Gebirge locken. Doch zunächst fahren wir durch das Pyrenäenvorland und arbeiten uns ein wenig nach Osten vor, die Berge stets im Blick. Die Vorfreude steigt also stetig. Auf zwei kleine Hügel folgt eine längere Flachpassage, und erst - ungewöhnlich für eine quäldich-Reise - nach knapp 70 Kilometern erreichen wir Mauléon-Barousse, wo der Anstieg zum Port de Balès beginnt. Es handelt sich um ein verwegenes kleines Sträßchen mit einigen steileren Rampen, doch im oberen Teil offenbaren hier die Pyrenäen ihre ganze einsame Schönheit mit Weitblicken bis zum Pyrenäenhauptkamm. Und nach einer schönen Abfahrt sind wir auch schon im Etappenziel Bagnères-de-Luchon angekommen.