Was für gigantischer Tag !
Nicht nur, dass wir den Giganten der Provence, den Mont Ventoux, heute befahren haben, gigantisch auch die Leistung der beiden Teilnehmer die ihn gleich zwei Mal befahren haben - hab ich schon erwähnt, dass das eine relaxed Reise ist ?
Gigantisch auch das Wetter, bestens für den langen Anstieg oben zwar etwas windig aber nicht wirklich kalt. Gigantisch auch was sich auf diesem Berg abspielt, übertrifft sogar noch den Trubel am Stilfser Joch und das will schon was heißen. Heute waren vor allem Holländer zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs, angefeuert von Landsleuten am Straßenrand - natürlich alle in Orange - die richtig Stimmung auch für alle anderen Bergradler machten.
Im Detail liest sich der Tagesablauf dann wie folgt.
Gerhard als Guide der entspannteren Gruppe hatte nach der Regenetappe schon die letzten Tage über Probelme mit dem Freilauf, die auch in Bedoin in keinem der Radläden behoben werden konnten. Wie gut, dass Quaeldich vorgesorgt hat und so ein Ersatzlaufrad mit Scheibenbremse zur Verfügung stand.
Die erste kurze Testfahrt noch im morgentlichen Nebel verlief positiv, also bleib das neue Laufrad am Schönwetterrad des Guides, ein weiser Entschluss.
Abfahrt trotz des verspäteten Frühstücks wie gewohnt um 9 Uhr. Noch im herbstlichen anmutenden Nebel begannen wir den Anstieg, praktisch direkt vom Hotel weg, kaum Gelegenheit zum Einrollen, aber immerhin waren die ersten paar Kilometer noch recht human ansteigend.
Langsam lichteten sich auch die tiefhängenden Nebel über den Weingärten des Côte du Vetoux und gaben erste Blicke auf den Gipfel des Giganten frei und es wurde rasch klar, das wird ein Traumtag mit viel Sonne und blauen Himmel, also Radwetter von Allerfeinsten.
So hoch schaut das gar nicht aus, wenn man zum Gipfel blickt, kaum zu glauben, dass das 1600 Höhenmeter sein sollen, bemerkte noch scherzend ein Teilnehmer, bevor es so richtig zur Sache ging.
Nach der ersten Kehre in St. Estève war es dann so weit, der gemütliche Teil das Anstiegs war endgültig vorbei, ständig mächtig ansteigend, kaum einmal unter 10 % zog die Straße zwar kurvenreich aber praktisch ohne Kehren durch den Wald nach oben.
Extrem ausgeglichen zeigte sich heute selbst die dritte Gruppe und so trafen wir innerhalb weniger Minuten bei Chalet Reynard nach schon gut über 1000 Hm Anstieg ein. Kurzer Stopp und heínein in die verbleibenden knapp 500 doch tendenziell flacheren Höhenmeter durch die so markante Steinwüste im Südhang des Mont Ventoux.
Erstmals kam das markante Gebäude - wozu dient das eigentlich ? - am Gipfel, jetzt schon deutlich näher, in unser Blickfeld. Weiterhin ständig Höhe machend rückten wir dem Ziel immer näher, immer größer wurde das Gebäude, fast schon zum Greifen nahe. Letzte Kehre, letzte steile Rampe und dann war er bezwungen, der Gigant - ein Hochgefühl für alle, dass wir das gemeinsam geschafft hatten !
Zwischen den gefühlt 1000 Holländern fanden sich trotzdem die Reiseteilnehmer, selbst die Gruppe 2 Fahrer sahen wir noch kurz. Ein paar obligate Fotos mit dem 'Sommet du Ventoux 1910 m'-Schild und ab in die Abfahrt nach Malaucène. Dort wollten sich alle drei Gruppen bei Kaffee und einer kleiner Stärkung treffen, bevor sich die Rückwege zum Hotel dann wieder unterschiedlich gestalteten.
Die entspannteste Gruppe rollte nur noch über den Col de la Madeleine - und der zählt sogar bei der Passjagd, top - behob praktisch auf der Passhöhe noch schnell die einzige Reifenpanne und ab durch Bedoin zum Hotel.
Nach dieser Königsetappe brauchte es nicht viel Überredungskunst des Reiseleiters, das Schmutzbier auf der Hotelterasse wurde gerne angenommen. Norbert brachte noch einen kleinen Snack aus dem Begleitfahrzeug, alles total relaxed ! Einige Teilnehmer nutzen auch noch den Pool des Hotel zur weiteren Entspannung ...
Neuerlich gab es für die Planung dieser Etappe aber auch für die gesamte bisherige Streckenführung von den Teilnehmern sehr viel Lob, danke dafür.
Schade, dass wir morgen mit der letzten verbleibenden Etappe zurück nach Avignon unsere Reise auch schon wieder beschließen und Abschied von der spätsommerlichen Provence nehmen müssen.
Ursprüungliche Etappenbeschreibung
Und dann ist es soweit. Die Schonfrist ist zuende. Es ist ungeschriebenes Gesetz, dass die quäldich-Relaxed-Reisen mindestens ein Monument enthalten, also einen Pass oder einen Anstieg von Weltruf. Und was könnte es in der Provence anderes sein als der Mont Ventoux? Der Gigant! Aber keine Bange vor den 1600 Höhenmetern auf 25 km. Wir haben den ganzen Tag dafür Zeit, die klassische Tour-de-France-Auffahrt ab Bédoin zu bezwingen. Mit Zwischenstopp am Chalet Reynard oder ohne. Durch die berühmte Felswüste auf den markanten Gipfel zu. Von dem man im Spätsommer oft die schönste Aussicht des Jahres genießt...