Soooo, unser Rhön-Tagebuch füllt sich. Fazit Tag 3: "well done"! - So langsam erhalten wir Antworten auf viele Fragen: Wie kernig sind die Etappen wirklich, wer empfiehlt sich für welche Trikotwertung, wie ist es mit dem Wetter-Roulette, wie sah die alte Grenze aus? Sind die Straßen in der Thüringer oder Hessischen Rhön besser? Offen bleibt nur eine: Heißt es: "das", "der" oder "die" Rhön? Eigentlich ist diese Frage frevlerisches Laster, doch beim Schmutzbier nach der Tour muss selbst die Oma unseres Hoteliers lachen über unsere philosophischen Meisterleistungen nach 130, 145 bzw. 150 km. Aber bei so viel Wetter- und Windglück bis heute dreht der/die/das geneigte Rennradfahrer*in schlichtweg am Zeiger. Der Tag:
9:00: Es schellt die Glocke der Lioba-Kirche und los geht´s. Natürlich wird nicht lang gefackelt und gleich nach 2km warten die ersten Stiche am Rauschenberg. Nun sind die Beine warm für die Dammersbacher Kuppe
11:00 oder so: Point Alpha, Ost-West-Weltgeschichte, Wachtürme mit Blick ins Ulstertal an der alten Grenze und das Zwischenfazit: Eigentlich müssten wir hier auch eine Graveltour auflegen, denn der alte Kolonnenweg ist semigeeignet für die Straßenrenner und zumindest unsere Einser fallen später am Tage dann doch noch einmal einer Baustelle zum Opfer. Wie die Treppen in Tann auf den Track kamen, ist dagegen nachwievor ungeklärt ;-)
12:00 - dramaturgisch perfekt am nächsten Hochpunkt der Tour - wo das geschleifte Mückenhöfchen stand, ereilt uns der erste Schleicher der Tour. 3 Mann lümmeln auf der Pausenbank, 2 Mann reparieren und einer fotografiert. Fertig! Nur der Schwartemagen hat gefehlt!
13:00 Hohe Geba - endlich gibt es Thüringer Rostbratwurst, Kuchen, Kaffee und Co auf diesem (noch) so herrlich urigen Gipfel ohne großes Tourismus-Tam-Tam. So charmant, wie der schwatzlustige Wirt uns die 8eckige Kirche im Dorf Geba empfiehlt, machen wir gleich dort auch noch einen Stop. Nett - aber nun werden wir der Kultur wieder abtrünnig, wartet doch noch der Ellenbogen bzw. der Unterweider Berg auf uns. Oben an der Applauskurve wir natürlich das Tempo angezogen, aber nur, um die stählernen Astral-Waden unserer Schar nebst Panorama mit Geba und Thüringer Wald aufs Foto zu bringen. Alle kurbeln hier super hoch - wer will schon schlecht auf dem Foto aussehen - nur am Make Up müssen wir vielleicht noch arbeiten...
15:00 - Lagebesprechung Gruppe 2 in Hilders: Den ganz langen Kanten mit den miesen Stichen über Tann? Och nö!. Die Kurzvariante durch den Milseburgtunnel zurück? Ebenfalls nö!. Also die Sahnevariante über Mauerschell zurück, warten hier doch wieder kleinste Straßen, noch ein, zwei kleine Wellen zum Lichterlöschen usw. Da lassen wir uns natürlich nicht lumpen. Zack, drübergekachelt und auf verschlungenen Pfaden wieder auf den regulären Track zurück. Lokalkenntnis ist durchaus eine wichtige Kompetenz der Crew ;-)!
17:00. Gerste, Hefe, Cola. All das ist uns recht in der "Hofwirtschaft" am Hotel in Petersberg. Mit oder ohne Stoff, Hauptsache flüssig. So wie dieser gesamte Tag Tag, der auch mir als "local" wieder neue Eindrücke vermittelt hat oder auch vergessene Straßen wieder vor Augen gehalten hat.
18:30. Jetzt sind die Gummibärchen leer. Daher Ende dieses Artikels und Daumendrücken für das Wetter morgen - schließlich wollen wir noch ein paar Filetstücke bei der Wasserkuppe zelebrieren und die Lange Rhön mit Aussucht befahren. So. Feierabend!
Ursprünglichs Textchen der Etappe:
Heute geht es entlang des Hessischen Kegelspiels stramm ostwärts - wir werden zu Grenzgängern zwischen Hessen und Thüringen - immer wieder bemerken wir die Relikte der deutschen und europäischen Teilung - lag hier doch im Kalten Krieg das "Fulda Gap", durch das die NATO einen Einmarsch des Warschauer Pakts befürchtete.
Vorbei an der Gedenkstätte Point Alpha und das hübsche Geisa geht es auf kleinsten Wegen hinauf nach Andenhausen. Von hier können wir sie schon fast sehen: die Geba als DER große Berg der Thüringer Rhön. Wir nehmen den Anstieg ab Stepfershausen: Ehrlich und konstant geht es hinauf auf das Plateau - und zum Bratwurstgrill mit Aussicht bis hin zum Thüringer Wald.
Doch es ist noch nicht genug der Klassiker des Rhön-Radmarathons: Der Ellenbogen stellt sich uns trutzig entgegen, bevor es auf leider etwas löchriger Straße hinunter nach Hilders geht. Nunmehr servieren wir Euch die die Milseburg mit ihrem phänomenalen Westblick. Sollten die Lichter bereits gelöscht sein (oder aber die für September 2020 angekündigten Straßenbauarbeiten an der Westrampe schon begonnen haben), nehmen wir einfach die Abkürzung untendurch durch den Radwegtunnel auf der alten Bahnstrecke. Achtung: E-Bike-Alarm ;-)! Über die kleinen Dörfer rund um Hofbieber geht es zurück nach Petersberg - die Liobakirche grüßt schon von Weitem.