02.05.2019,
majortom:
Wir nehmen die Berichterstattung der quäldich-Reisen wieder auf und melden uns aus Eupen in Ostbelgien. Unsere Mission: die Reviere der Frühjahrsklassiker. Die Ardennen. Vorab muss ich mich schon für einen Berichterstattungs-Fauxpas entschuldigen, denn ich hatte mal wieder keine Speicherkarte in der Kamera, so dass der heutige Bericht ohne Fotos auskommen muss. Schade drum.
Was wären die Frühjahrsklassiker ohne Klassiker-Wetter. Unter diesem Stern scheint auch unser verlängertes Wochenende zu stehen. Pünktlich zu unserer Auftaktetappe hat sich ein Zwischentief angekündigt. Glücklicherweise scheint es sich ein wenig zu verspäten, denn als wir uns um 13 Uhr vor dem Hotel treffen, ist es noch trocken und sieht auch nicht nach Regen aus. Dementsprechend optimistisch übe ich auch ein wenig psychologischen Druck aus, um auch die ausdauernde Gruppe dazu zu bewegen, die etwas längere Runde durchs Hohe Venn zu fahren. Kein Widerspruch.
So starten wir gut gelaunt in Richtung Wesertalsperre, hinter der der in Stufen verlaufende Anstieg auf die Hochebene des Hohen Venn beginnt. Sobald ich die Freigabe verkünde, wird das Tempo erhöht. Klassikerrevier, da muss man natürlich mit Druck auf dem Pedal fahren. Wir lotsen unsere Gruppe über die idyllischen Waldwege, die zum Teil natürlich etwas holprig sind, dafür aber auch komplett verkehrsfrei. Bis auf einen Holztransporter, an dem wir uns vorbei quetschen müssen. Und so dauert es gar nicht lange, bis wir auf den Vennbahn-Radweg treffen, an dem sich die kürzere und die längere Etappenvariante teilen. Stunde der Wahrheit. Niemand möchte auf die entspannte Gruppe warten.
Also überqueren wir die Grenze nach Deutschland und sind nun in der Rureifel unterwegs. Genauer gesagt im Monschauer Heckenland, zu dem ich noch eine touristische Ansage mache, die eher mit Erstaunen quittiert wird. Eine rasante Abfahrt von Eicherscheid ins Rurtal, ein unscheinbarer Abzweig scharf rechts, und dann sind wir im wildromantsichen Rurtal unterwegs. Schonfirst von ein paar Kilometern, bis dann der Scharfrichter des heutigen Tages ansteht. Die fiese Rampe nach Rohren empfängt uns mit einem 15-Prozent-Schild. Runterschalten, bitte. Die Steigung bleibt hoch, und unsere Damen belegen heroischerweise das Podium der Bergwertung. Aber wir kommen alle oben an, und es kommt die Frage nach einer Pause auf. "Kaffeepause?" frage ich. Einige nicken, aber es kommt auch die Wortmeldung: "Ich will Bier." Okay, auch dafür findet man in Belgien problemlos die richtige Location.
Aber erstmal wieder nach Belgien zurück. Nach einer Zwischenabfahrt mit Gegensteigung erreichen wir Kalterherberg und treffen wieder auf den Vennbahnweg. Mirko spannt sich an die Spitze des Feldes und bricht für uns den Gegenwind, und wir winken den Draisine-Piloten zu, die uns auf den Bahngleisen entgegen kommen. Flow kommt auf. In Sourbrodt übernehme ich dann wieder die Pace und führe uns in den sanften Anstieg zum Signal de Botrange. Kurz unterhalb des Gipfels befindet sich nämlich die höchstgelegene Brauerei Belgiens, das Belgium Peak. Zwei kleine Bier, ein mittleres Triple, einige Cappuccini.
Leider überrascht uns nun das Zwischentief, und die schöne Aussicht über das Venn verdunkelt sich peu à peu. Gut also, dass wir noch knapp zwei Kilometer bergauf müssen bis zum Botrange. Dass es sich hierbei um den höchsten Punkt Belgiens handelt, und dass sich an diesen eine wunderschöne Hochmoorlandschaft anschließt, geht im Klassiker-Wetter dann leider etwas unter...
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Das Hohe Venn ist eine Hochmoorlandschaft, die den Übergang von den belgischen Ardennen in die deutsche Eifel darstellt, und die uns im Gegensatz zu den westlichen und südlichen Ardennen eher langgezogene und flache Anstiege bietet. Ein Tag der Rollerberge also. Hier liegt mit dem Signal de Botragne auch der mit 694 Metern höchste Punkt Belgiens; wir fahren natürlich daran vorbei. Zunächst geht es jedoch über eine asphaltierte Forststraße von Eupen hinauf zum Vennkreuz, danach fahren wir ein Stück auf dem bekannten Vennbahnweg - einem sehr schönen Bahntrassenradweg. Den Abschluss macht dann der Anstieg zum Botrange von Süden und die lange Abfahrt zurück nach Eupen.