22.03.2018,
hagen306:
Wieder haben wir ein Kapitel unseres Bergepos in Andalusien geschrieben: Es lautet "Trevélez-Hammer".
Die Wettervorhersage für Spaniens Schinkendorf: 1°C und leichtes Flöckchenrisiko. Das sind doch schon einmal gute Aussichten, zumal wir die Tour entschärfen könnten. Wollen wir aber nicht, vor allem Daniel, der heute den 3.000er an Höhenmetern auf ganz spezeielle Weise feiern wird. Aber gleich mehr dazu.
Los geht´s entlang der Küste, bis wir La Guapa (die Hübsche) erreichen - aber da ist nicht viel hübsch. Vorher haben wir die wahrscheinlich sauberste Zweierreihe der ganzen Tour gefahren, da die Guardia Civil hinter uns war. Später werden wir das heute leider nicht mehr so hinbekommen. 155km sind halt doch ein wenig länger.
Wir biegen ein in den Stieg über Polopos zur Haza, unserem ersten Stop. Stramme 1200hm am Stück drücken wir weg. Michael sinniert ein wenig, warum Susanne vor ihm nicht näher kommt. An der Haza der Tiefpunkt: das Thermometer zeigt nur noch 3 Grad an. Prompt reduziert sich die Zahl derer, die heute den Trevélez-Nagel einklopfen wollen. Somit fahren zwei Gruppen das volle Programm und eine große kürzt ab über die wunderschön einsame Nordabfahrt von der Contraviesa Richtung Órgiva. Eigentlich wollten wir ja zwei Gruppen die kurze Strecke fahren lassen, aber am Morgen waren zunächst alle heiß auf "lang und heftig", dass scheinbar keiner mehr "kurz und knackig" fahre wollte. Somit entspannt sich Guide Simon ein wenig im Windschatten der 1er, bevor er ab oben die Crew der kurzen Runde wieder verstärkt. Ab der Haza geht es zudem bergab - die Cafés sollten rufen, aber in Vélez ist irgendwie Totensonntag. Letztlich findet Hannes doch etwas - und der Blaue Hecht hat dann bei der Ankunft ja auch noch offen (siehe Bild).
Derweil trauen die anderen auf der langen Schleife ihren Augen und Sinnen nicht: Die Sonne lacht und lacht und lacht und lacht....Andreas kann somit die Alufolie um die Schuhspitzen fast wieder abnehmen, Wolfgang legt das Strandoutfit an usw. - Doch es wartet der Stieg zum Portichuelas de Castaras mit noch einmal 14km und sicherlich einigen Höhenmetern. Oben angekommen, gehen wir auf Panorama-Fahrt ins Schinkendorf mit der weißen Sierra im Hintergrund. Tres chic!
Nun wird es richtig hart: Auf der Speisekarte in Trevélez steht das Sportlerfood schlechthin auf: plato alpujareno. Bratkartoffeln, Spiegelei, Schinken, Blutwurst und Knobalauchwurst. Ein Teller davon genügt für einen ganzen Tag dieser Güte, wie ich heute feststelle. Und auch Daniel füllt auf diese Weise das Magazin.
Zunächst müssen wir beide auf den kommenden 30km meist bergab diesen Trevélez-Hammer zwar erst einmal verdauen. Doch pünktlich zum 3000. Höhenmeter des heutigen Tages zündet Daniel den Turbo und feiert diese Zahl mit einer weiteren Tempoverschäfung. Aber der Stieg inmitten der ansonsten oberflowigen Abfahrt ist nur kurz und das Feld bleibt halbwegs kompakt. Damit auch alle diesen Abfahrtshammer genießen können, halte ich einen nachfolgenden Bus ein wenig auf Abstand. Klappt wunderbar und in Órgiva treffen wir uns alle mit einem hoch bis über beide Ohren gezogenen Grinsen. Nunmehr schaffen wir auch die letzten 30km hinaus nach Motril.
Daniel ist in der Führung nicht zu bremsen, was die Wechselarithmetik im Pulk ein wenig durcheinanderwirbelt. Aber die Unruhe legt sich alsbald wieder, denn wenn man schon einen der Blutwurst-Boys als Lokomotive im Wind vor sich hat, ist das ja auch durchaus angenehm. 8km vor dem Ziel verstärke ich die "Morcilla-Gang" auch noch und wir geleiten den Zug bis zum Blauen Hecht. Geschafft! Pünktlich um 19:00 sind wir wieder da. Ein wahrhaft königlicher Tag liegt hinter uns. Den morgigen "Ruhetag" an der Pena Escrita haben wir uns wirlich verdient. Es locken Strandbars, Cafés und ein paar Steigungsprozente :-)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Heute fahren wir ganz tief in die Alpujarras, ins Schinkendorf Trevélez, dem Zentrum des Serrano-Schinkens. Aber damit nicht genug, die Etappe ist gespickt mit Highlights. Erst der nagelneue Panorama-Asphalt über Polopos (neu im Programm 2018) hinauf zur Haza. Dann die Contraviesa entlang mit grandiosen Tiefblicken zum Meer, und im Anschluss nach Norden in Richtung Alpujarras hinunter. Nirgendwo sonst sieht man so frontal auf die Sierra Nevada wie hier. Aber Vorsicht: die Abfahrt ist steil!
Deutlich sanfter ist der folgende Anstieg vom Rio Guadalfeo hinauf. Oben am Portichuelas fordert er uns aber dann noch einmal richtig. In Trevélez lohnt es sich, sich etwas umzugucken und in die Hallen zu schauen, in denen der Schinken trocknet. Achtung: Ab hier MIetwagen, Reisebusse und Rentner en masse!
Der weitere Abschnitt gehört zum Flowigsten, was die Region zu bieten hat. Geniale Kurven hinunter nach Órgiva, immer wieder kurze Anstiege. Dann dem Rio Guadalfeo folgend durch die vom Vortag bekannte Schlucht ins Hotel.