Nach dem besten Abendessen der Woche gestern im Restaurant Passe Montagne versuchen alle müde und zufrieden in der Höhe und Ruhe am oberen Ortsende Schlaf zu finden. Auch wenn nicht jeder die Delikatesse zu schätzen wusste (Nein, es handelt sich nicht um lieblos mit Streukäse überbackene Kartoffeln, sondern um
Tartiflette, DIE Spezialität der Region). Die Messlatte für das Käsefondue liegt also hoch, denn morgen kommen wir bereits wieder.
Pünktlich um 9 Uhr verlassen wir dann die Alpe d'Huez über die Hintertür und nehmen statt der klassischen Abfahrt die Höhenstrasse über Villars-Reculas. Diese Tür erweist sich in Anbetracht der Temperaturen im Schatten am frühen Morgen als Kühlschranktür. Die Teilnehmer gehen dies sehr unterschiedlich an, von kurz/kurz (ohne Weste) bis lang/lang (ohne Klavier) ist alles zu sehen.
Nach einem kurzen notgedrungenen Zwischenstopp beim Triathlon am Lac du Vaujany, bei dem sich auch ein Teilnehmer aus unserer Gruppe den Applaus der enthusiastischen der Zuschauer abholt, gehen wir den langen Anstieg zum Col de la Croix de Fer an. Dank der Warnung des Reiseleiters in der allabendlichen Ansprache überstehen wir die Zwischenabfahrt mit anschließender Steilstelle ohne große Schaltprobleme.
An dieser Stelle ist ein dickes Lob für Tom angebracht, der jeden Tag mit Engelsgeduld auf die Bedürfnisse der Teilnehmer eingeht und die perfekt geplante Tour mit seinem massiven Hintergrundwissen über die Region teilweise zu einer Bildungsreise werden lässt. Von Anträgen zur steuerlichen Absetzung sollte aber abgesehen werden.
Begleitet vom pfeifen der Murmeltiere kurbeln wir am Stausee L'Eau d'Olle vorbei zur Passhöhe. Dort treffen wir auch die Equipe National (der Junioren?) der Franzosen, welche scheinbar zu einem Videodreh vor Ort ist.
Ein Schlauchplatzer in der Auffahrt, einer in der Abfahrt (beide ohne Sturz, jedoch sollte man defekte Schläuche nicht durch defekte Schläuche ersetzen ;)) aber trotzdem kommt die Gruppe gut über den ,,Pass des eisernen Kreuzes".
Nachdem wir vorher bei zweistelligen Prozentzahlen alle die Komfortzone verlassen haben, tauchen wir bei der Verpflegung wieder in diese ein und füllen die leeren Speicher auf.
Dort fährt dann ein Motorrad vorbei, welches laut ABBA hört. Das veranlasst Marcel auf den folgenden Kilometern natürlich wieder zu einigem Gepfeife und beim Kaffee in St. Michel de Maurienne am Fuße des Telegraphes outet sich Jürgen als glühender Fan und spielt Mamma Mia auf dem Handy ab.
Apropos glühend und Mamma Mia: Der Telegraphe hat es in sich. Eigentlich als recht easy angesehen, wird er von der entspannten Gruppe 3 vergleichsweise unentspannt gefahren. Auch Tom, der nach hartnäckiger Erkältung ab der Verpflegung Körper und Beine in unserer Gruppe testet, mischt munter mit und hängt kurz vor dem Gipfel das Schweizer Uhrwerk Marcel ab, welcher auch den Guide an diesem Anstieg an die Grenze gebracht hat.
Aber nicht nur wir 3 sind all in gegangen. Überall in der Gruppe werden die Karten auf den Tisch gelegt. Die meisten Asse (oder Gels?) im Ärmel haben Susanne und Volker, die ein Mitglied der natürlichen aufgesplitterten Gruppe 2 versenken! Dieses hatte bei der gemeinsam Kaffeepause noch ein ,,Hochknallen" angekündigt, um später verwundert zu fragen, warum die beiden denn so schnell fahren. Starke Aktion, euch ist der Stolz der Gruppe gewiss!
Oben sammeln wir uns und fahren anschließend in Kleingruppen zum Hotel de la Poste in Valloire, was für heute unsere Bleibe ist. Dadurch haben wir vom Galibier schon grob die Hälfte bewältigt und dürfen morgen von der Hoteltür in den Berg starten.
Anmerkung der Redaktion: Besonderen Jubel verdient auch noch das Team Bad Krozingen (Mund und Hart), das heute stolze 5200 Höhenmeter überwindet, sowie eine Gruppe-2-Splittergruppe, die unbemerkt auch noch den halben Galibier wegquetscht. Chapeau!
Ursprünglicher Etappenbeschreibung:
Heute missachten wir das Motto unserer Tour und verlassen die Dauphiné nach Savoyen. Der Weg führt uns dabei mit dem Col de la Croix de Fer über einen landschaftlich wunderschönen Pass. Bis zum Etappenort in Valloire muss auch noch der Col du Télégraphe überwunden werden.
Auf 1860 m Höhe ist es morgens noch ziemlich frisch, so dass wir heute auf gutes Wetter hoffen, um gleich als erstes die Abfahrt von Alpe d'Huez in Angriff zu nehmen. Wir wählen hierfür jedoch nicht die 21-Kehren-Rampe, die wir gestern herauf gekommen sind, sondern eine kleine Nebenstrecke über
Villard-Reculas, die eine schöne Panoramastraße beinhaltet – ein weiterer Beleg dafür, dass die Alpen oft da am schönsten sind, wo die Tour de France nie vorbei kommt.
Direkt im Anschluss befinden wir uns im langen Anstieg zum
Col de la Croix de Fer, der mit karger hochalpiner Landschaft und hübschen Seen überzeugt. Dieser Pass führt uns hinab ins Maurienne, dem savoyardischen Arc-Tal, wo wir mit einer Transitpassage talaufwärts konfrontiert werden. Von Saint-Michel-de-Maurienne ab heißt es dann wieder klettern, aber es ist „nur“ noch der sehr schön zu fahrende
Col du Télégraphe, der uns von unserem Etappenziel im Skiort Valloire trennt.
Option: Nimmt man auch noch den
Col du Mollard inklusive seiner schönen Serpentinenabfahrt mit, so stehen am Ende 113 km und 3150 Hm auf dem Tacho.