02.09.2014,
Jan:
Murpheys Law schlägt zu. Der Chef fährt auf Egotrip mit zwei Strategen auf Schotter ab Tor zum Port de Cabus. Es bleiben 3 Gruppen mit 2 Guides zurück – Problem 1. Problem 2: Die Regelplanung führt aufgrund falscher katalonischer Geheimdienstinformation auch über üblen Schotter. Problem 3: die Dolce Vita Gruppe gibt Freigabe, der garminisierte DV-Kopf verweigert das Abbiegen auf das Schotterstück, was nach fehlgeschlagenen Kommunikationsversuchen zum Vollchaos führt. Die einst 3 Gruppen zerschlagen in 6. Derweil erfreut sich der Chef mit TBone und Arndt an der herrlichen Betonpiste in Richtung Tor, die doch deutlich mehr Höhenmeter aufweist als gedacht. Sie ist auch nicht ganz so gleichmäßig wie dem Profil zu entnehmen. Es scheint doch ein abgeklicktes Streckenstück im Tourenplaner zu sein. Schön ist es dennoch. Eine Bergabpassage führt uns in einen herrlichen Schluchtabschnitt, der nach zwei Bachtraversen (noch gibt es Brücken) noch 2 km vor Tor und somit ebensoweit früher als gedacht auf groben Schotter führt.
Hier erreicht mich die SMS von Sille: "Voll scheiße hier. Mehr Schotter als bei euch".
Tor ist ein wunderschöner Ort, deutlich morbider noch als unser Anfangshotel in Lannemezan. Herrlicher Schotter begleitet uns an der Kirche vorbei in den schlimmsten Abschnitt der Auffahrt. 15 Prozent, gröbster Schotter. Alle schieben fünf Meter, einer stürzt. Lacht aber noch. Derweil ein entgangener Anruf von Torsten. Aha... hier scheint ein Empfangslochloch zu sein. Schnell SMS schicken: "Kann nur SMS lesen.". Zwei Minuten warten, mit dem Handy in der Luft Empfang suchend. Keine Antwort, also weiter. Jetzt wird es schön. Die Schlucht weitet sich, eine Almenlandschaft schließt sich an, aber die Steigung bleibt. SMS von Torsten: "erstmal alles OK. Mehr sspäter". Puh... alles gut scheinbar. Bei Km 3,9 wird pünktlich und wie im Tourenplaner hinterlegt der Belag besser. Herrliche Almen, unzählige beglockte Kühe und Pferde. Serpentinen, atemberaubende Tiefblicke – wo geht wohl der Pass rüber? Das Geröll wird wieder dicker, noch ein Kilometer. Teufelslappen. Oben Jubelschreihe. Anruf bei Sille: "Stimmung ist übel. Total am Boden. Alles scheiße." Args... Herrliche Abfahrt vom Cabus Richtung Andorra, 750 Hm zum Ordino. Stimmung will nicht mehr recht aufkommen. Schöne Abfahrt nach Canillo, wo eigentlich alle Pause machen sollten. Die Dolce-Vita-Gruppe ist immer noch hinter uns, Torsten war drei Mal das Schotterstück hin und her gefahren, bis endlich alle beratungsrestistenten Flüchtlinge eingefangen waren ("Wir sind auf dem Track"). Das Pausenrestaurant ist verwaist. Aber die Belegschaft uns wohlgesonnen und weist uns den Weg zur Bushaltestelle, wo ein Teil der Schotterrecken die Regeneration einleitet.
Hoch zum Envalira. Erst viel Verkehr, dann auf einmal ruhig ab dem Scheiteltunnel. Endlich oben. 3330 Höhenmeter. Sille wartet oben und strahlt mütterliche Wärme aus.
Die vom Bus um weitere 3 Personen geschrumpfte Dolce-Vita-Gruppe erreicht im Jubelsturm aller Anwesenden den Port d'Envalira. Rauschende Abfahrt ins Ziel. Unten dennoch nur lächelnde Gesichter. Erstaunlich.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auf der heutigen dritten Etappe durchfahren wir den dritten Staat der Tour, nämlich das Fürstentum Andorra und darin den höchsten Pass der Pyrenäen, den Transitpass
Port d'Envalira (2.407 m).
Vorher steht uns allerdings der ebenfalls gut ausgebaute
Port del Cantó im Weg.
Mit 134 km und 2.900 Hm ist diese Etappe auch so schon die härteste der Tour.
Optionen ab Andorra
Ab Andorra (und somit bei rund der Hälfte der Etappe) gibt es aber einige Möglichkeiten, weitere Höhenmeter zu sammeln:
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Col d'Ordino: Plus 16 km / 500 Hm
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Port du Cabus: Plus 47 km / 1.300 Hm
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Ordino Arcalis: Plus 50 km / 1.300 Hm
Echte Schotter-Enthusiasten können ab Sort auch den
Port du Cabus von Westen ansteuern. Damit spart man 3 km und gewinnt 150 Hm und 6,4 km auf grobem Schotter. Nur für Abenteurer!
Optionen ab Ax-les-Thermes
Da könnte es deutlich gesünder sein, erst am Zielort Ax-les-Thermes zu entscheiden, ob noch eine Option ansteht. Das
Plateau de Bonasce (Ax 3 Domaines) nimmt seinen Ausgang direkt hier und schlägt mit 19 km / 700 Hm zu Buche.
Das
Plateau de Beille sollte mit plus 56 km / 1.500 Hm auch eher außerhalb der Reichweite Normalsterblicher liegen.
Oder aber man entscheidet sich besser, genug Hauptstraßen gefahren zu sein und spart sich die Körner für die schmalen Sträßchen des Folgetages.