17.04.2018,
hagen306:
Der Tag heute kennt nur ein Ziel: Gibraltar mit dem Upper Rock. Nix wie hin da, denken wir uns und starten bei frischen Morgentemperaturen heute morgen von Ronda in Richtung Südwesten. Es geht runter zum Meer, entsprechend sollen die Temperaturen steigen und die Hüllen fallen. (Über 22 Grad zieht auch der letzte Guide endlich Beinlinge und Ärmlinge aus). Somit sind wir nun wirklich komplett als nicht-spanische Rennradtruppe erkennbar - ziehen die Iberer doch gern auch bei 25° noch das Halstuch hoch bis zu den Augen. Diese Stil-Feinheiten sollen uns aber egal sein, denn es wird wirklich warm.
Oben am ersten Buckel des Tages - der "betrunkenen Eiche" - yo, der heißt wirklich so - treffen wir mal wieder ein paar Tourenradler. Auch die können nur aus Deutschland kommen (denn auch sie tragen kurze Hosen). Kurzer Schnack und weiter.
"Now let´s roll" - schön flowig windet sich die Strecke ganz langsam hinunter in Richtung Gaucín. Von den kleinen Gegenwellen sehen wir mal ab - denn die haben noch nicht einmal den Ehrentitel "Laktathügel" verdient. Alle drei Gruppen lassen es ruhig bis moderat angehen. Wir genießen die Panoramastraße nebst finaler Abfahrt. Sind wir noch in Andalusien? es ist alles so satt grün und wenig schroff hier. Auch ein Defekt in Stefans Schlauchreifen bremst uns nicht: Nach kurzer Dichtmilchfontäne ist das Ding sofort wieder ok. Sowas nennt man wohl einen echten Vorführeffekt.
Es folgt die Taktikpassage: Wollen wir nach 70km wirklich alle die kleine Stichstraße zum kleinen Castillo hinauf? Oooch, von dort können wir den "Upper Rock" in Gibraltar zwar sehen, aber eigentlich wollen wir ja auf den rauf. Sagt sich Gruppe drei und überholt mit dieser Hase-und-Igel-Masche die mittlerweile vereinten beiden anderen Gruppen. Und pausiert obendrein noch in einer anderen Bar weiter des Wegs. Was aber aus zweierei Gründen nicht verkehrt ist: Erstens bekommt der schon ziemlich rotierende Wirt in der Venta dann doch keinen Drehwurm, Zweitens finden wir den perfekten Punkt zur kompletten Gruppenvereinigung mehr oder minder am Grenzübergang nach UK. Nachdem wir uns auf Nebenstraßen an den Raffinerien und Co vorbei bis nach Linea geschlichen haben, ist es in Gibraltar mit seinen wildgewordenen Moped-Makaken dann doch besser, im Verband zu fahren. Echt haarig, dieser Verkehr hier unten. Aber wir meistern auch das - dank schneller Reaktionen und ordentlicher Brüllerei. Es scheint hier nur das Recht des Stärkeren zu geben.
But now let´s rock! - Von der Südspitze mit schönen Blicken hinüber nach Afrika kurbeln wir auf den "Upper Rock" - die einen nehmen den Weg zum Skywalk an der Seilbahn, die anderen fahren zur klassischen "Kanonenaussicht" - ganz egal welchen Weg wir nehmen - die echten Makaken sind dabei. Klauen fast die eine oder andere Tüte mit den Ausweisen drin, hüpfen auf unseren Rücken herum usw. Die Gesellen wissen GANZ genau, was zu tun ist, um an Futter jeglicher Art heranzukommen. Sollen sie nur. Wir sind nunmehr eh abgebrannt, die Trikottaschen und Flaschen leer.
Also wieder hinab, die Dreier gabeln noch ein paar Versprengte der anderen Gruppen auf und weiter geht´s über die Rollbahn des Flughafens wieder zurück nach Spanien - mal mit, mal ohne Passkontrolle. Taschen checken lohnt sich eh nicht für die Grenzer, denn wir sind vorratsleer in den Trikottaschen. Ab zum Hotel und Beine hoch!
Das aber nur für einen Moment, denn wir checken noch die Gastroszene - heute in einer Tapas- und Weinbar. Zwar ohne Fisch (weil Montag ist und die Fischer erst morgen früh wieder den neuen Fang an Land bringen), dennoch lecker und durchaus ausreichend - was meine größte Sorge war vorab. Insofern war der heute ziemlich hohe Preis dann hoffentlich ok - morgen Abend essen ja dann wieder alle ohne Zusatzkosten im Parador in Arcos. Und mit dem Ausblick auf den Parador schließt sich auch der Kreis zum oben angeführten Stil - fürstlich schlafen im ersten Haus am Platze, die Räder standesgemäß im Konferenzgewölbe geparkt...Ausblick vom Feinsten.... - Vorher werden wir lediglich das kleine Sägezahnprofil über schlanke 130km meistern müssen. Wird schon!
Ursprüngliche Beschreibung:
Südwärts wie am Samstag starten wir in Richtung England. Ein paar Höhenmeter hat die Strecke u.a. mit dem Puerto de Espino zu bieten, aber wichtiger wird es heute sein, in der Windlotterie zu gewinnen: Oft bläst uns hier schon der Wind vom nahenden Atlantik entgegen - vor allem ab km 50, wenn wir nunmehr im flachen Gelände in stabiler Zweierreihe dahinrauschen. Ein kurzer Abstecher führt uns zum Castillo de Castellar. Dort in der Nähe füllen wir auch die Mägen, denn es wartet die Anfahrt nach Gibraltar - der Verkehr nimmt zu, Industrieanlagen säumen den Weg, bis wir bei km 117 in La Linea unser Hotel das erste Mal passieren. Wir fahren weiter nach Gibraltar (Ausweis nicht vergessen!), ganz bis zur Südspitze und hinauf zum Upper Rock. Zurück nach La Linea geht es dann wieder über die Startbahn des Flughafens. In La Linea wird es heute abend dann sicherlich Fisch und Meeresgetier geben - wir gehen aus!