19.07.2022,
tortentom:
Etwas verspätet aber jetzt verarbeitet:
Der Bericht zur letzten Etappe nach Wien.
Als wir am Morgen in Mariazell losrollen schwingt Wehmut und Vorfreude mit, wie ich auf meinem Garmin die letzte Etappe lade.
Mein dickes Guide Briefing ist auch aufgebraucht und die Roadbooks auf eine Seite zusammengeschrumpft.
Was für eine Reise.
Wir klicken ein und René nimmt meine 2 Leute und mich wieder in seiner Gruppe mit!
Wir rollen gemächlich los. Ich habe das Gefühl jeder will ankommen aber jeder will es noch so lange genießen wie es irgendwie möglich ist!
Kurz vor der Kalten Kuchl kommt mir ein Radfahrer mit weißem Trikot und Holzrad entgegen.
Ich erkenne ihn gleich und drehe um für ein Selfie mit ihm! Es ist Cristian von Ketterechts, er wohnt nähe Eisenstadt, ich habe ihn 2015 auf meiner ersten quaeldich Tour kennengelernt und treffe ihn jetzt zufällig vor Wien wieder! Was für ein Zufall, ein Kreis schließt sich!
Danke für den kurzen Plausch.
Dann rollen wir über die Haselrast, eine herrliche kleine Straße, runter nach Gutenstein wo Norbert für uns noch eine letzte Schnitzeljagd für uns hat mit einer kleinen Parkplatzverwirrung!
Danke Norbert für deine Verpflegung mit Herz und guter Laune die letzten Wochen, ich werde das sehr vermissen! Bist ein top Mensch!
Gruppe eins um Tobi fährt schon mal vor nach Bad Vöslau wo wir uns im Eiscafé auf einen selbigen dann zusammen treffen.
Bis dorthin haben wir noch mächtig Rückenwind, wie eigentlich 80% unserer ganzen Reise von West nach Ost! René und ich segeln, teilweise der Gruppe davon, aber jeder hat Spaß und lacht.
Der letzte Eiscafé vor Wien schmeckt bittersüß, ab jetzt fahren wir alle gemeinsam, zwar nur 13 Radler, aber wir fühlen uns viel mehr!
Tobi und ich Navigieren vorne in Zweierreihe und René sichert hinten die Herde ab! Mega!
Wir fahren durch Weinberge, in der Ferne das Leithagebirge. Vieles erinnert mich hier an eine Menge vergangene Familienurlaube am Neusiedlersee.
Für mich also auch so etwas wie bekanntes Terrain.
Wir schlängeln uns die letzten Kilometer durch den Wiener Süden ohne uns zu verfahren und ohne angehupt zu werden!
Vorm ersten Wien-Schild machen wir nochmal Fotos. Fast sind wir da!
Wir konzentrieren uns nochmal.
Jochen haut sich einen Riegel rein! Richtig so!
Noch einmal rechts abbiegen, dann über die Straße, wir sind auf einmal da!
So surreal! Glücklich, Traurig, lachend!
Die Gruppe muss sich erstmal Sammeln, ich mich auch. Ich komme mir vor wie Beckenbauer 1990 allein auf dem Rasen von Rom, alles erreicht, aber was kommt jetzt?
Schmutzbier am Bus reißt mich aus meinen Träumen und wir stoßen an, auf eine Reise wie es sie noch nicht gab, auf uns!
Ich dusche mich und wir gehen zusammen mit unserem gebürtigen Wiener Stefan noch auf eine kleine Stadtführung!
Wer wäre dazu besser geeignet, als Stefan, dessen Ur-Ur-Großvater auf dem Wiener Rathaus den Kopf des Rathausmannes geschmiedet hat! Wahnsinn! Eine Ehre dass du uns dein Wien zeigst!
Am Heldenplatz machen wir noch ein Foto von uns. Helden sind wir vielleicht nur für uns selbst, aber das reicht uns für diesen Moment.
Dann noch Schnitzel beim Figlmüller.
Der Abend könnte nicht besser Enden.
Jetzt noch ein paar persönliche Gedanken:
Als ich den Reiseleiter Platz für diese Reise bekommen habe, hab ich mich sehr geehrt gefühlt und war glücklich aber auch verspürte ich einen gewissen selbstgemachten Druck.
Zwei Wochen so eine Reise, so eine Distanz und dann gleich eine Grand-Tour als Reiseleiter?! Auch ich hatte mit solchen Zahlen keinerlei Erfahrung. Welche Gäste kommen? Wird Corona zum Spaßverderber?
Ungewissheit, aber was man nicht in der Hand hat und nicht planen kann, darüber sollte man sich keinen Kopf machen!
Ich bereitete mich gut vor, wusste dass ich ein geiles Team dabei habe.
Und dann lernte ich die meisten Teilnehmer in Stuttgart am 30.6. kennen und hatte im Gefühl, dass es großartig wird!
Keiner von Euch hat etwas negatives ausgestrahlt, jeder war ein bisschen ehrfürchtig, aber jeder wollte wie ich: radfahren!
Eine gute Kombi die wir da hatten!
Eine Kombi die bis zum Schluss zusammengewachsen blieb und auf die man sich immer verlassen konnte!
Wir haben gelacht und auch kleine körperliche Krisen durchgestanden!
Das ist das was auf so einer Reise essentiell ist! Gemeinsam etwas zu schaffen was zuvor noch niemand gemacht hat!
Und wir haben es geschafft!
Ihr habt mich alle begeistert und angespornt jeden Tag wieder aufs Rad zu steigen, auch wenn man müde ist!
Aber ich wusste, jeder Tag ist wieder ein neuer Tag für tolle Geschichten, lustige Erlebnisse.
Ich lache gerne, also war ich hier genau richtig!
Danke für Eure Worte, bedeutet mir alles sehr viel!
Danke auch an Rüdiger und Michael die leider früher abreisen mussten!
Wenn ihr mal ne Krise habt, denkt einfach daran, ihr habt die Alpen der Länge nach durchquert. Von Nizza nach Wien! Was soll Euch noch umhauen!
Danke René für deine Hilfe mit den Franzosen, die lustigen Star-Wars Gedanken und dass ich mich immer auf dich verlassen konnte! Danke Tobi für deine super gelassene Sportliche Art, obwohl du so ein Top-Sportler bist bist du noch ein viel besserer Mensch geblieben!
Norbert wie ich schon sagte, danke für deine Verpflegung mit Herz! Bleib so positiv, auch wenn das Leben sicher nicht immer einfach für uns ist, aber wir ziehen es durch!
Danke an Jan und Tom und Kirsten, dass ihr solche Momente möglich macht! Ihr gebt so vielen Menschen Glücksmomente! Danke dass ihr im Hintergrund für mich erreichbar seid!
Euch allen wünsche ich das beste!
Wir bleiben in Kontakt und machen das was uns verbindet, wenn nicht zusammen dann wenigstens im Kopf vereint: Radfahren!
––-ursprüngliche Etappenbeschreibung–––
Heute geht es nach Wien! Die Etappe ist kürzer als die gestrige, aber dafür auch etwas hügeliger, und wir sammeln hier in den östlichen Ausläufern der Alpen noch ein paar Passwertungen. Ihre Namen klingen irgendwie süß: es beginnt mit der Kernhofer Gescheid, dann folgen Ochsattel, Haselrast und Auf dem Hals. Die Alpen verlassen wir in etwa bei Kilometer 100 in Bad Vöslau. Nun heißt es, die Konzentration hochzuhalten, bis wir dann nach 14 Etappen die Räder in Wien abstellen können. Und die gesamten Alpen von Nizza bis Wien durchquert haben!