Mittelitalienischer Apennin

Florenz, die Wiege der Renaissance an den Ufern des Arno, ist Start- und Ziel unserer Rundfahrt durch Mittelitalien. Wir wenden uns auf der Auftaktetappe nach Osten, wo sich der toskanisch-romagnolische Apennin erhebt. Entlang des Arno und später seines Nebenflusses Sieve kommen wir schon zu Beginn der Etappe schnell voran, doch dann stellt sich als erstes Hindernis der Valico Croce a Mori in den Weg, der uns erneut ins junge Arno-Tal führt. Er ist jedoch nur der Aufgalopp zur sich anschließenden Auffahrt durch den Nationalpark Foreste Casentinesi zum Passo della Calla, mit 1297 m der höchste Pass in diesem Abschnitt des Gebirges. Hier überschreiten wir die Grenze zur Emilia-Romagna und können uns auf eine lange Abfahrt freuen. Zum Abschluss muss dann noch der Colle del Carnaio überquert werden, wo wir in Bagno di Romagna übernachten.

Wir befinden uns nun im bergigen südlichsten Zipfel der Romagna und fahren heute weiter in östlicher Richtung, von Bagno di Romagna nach Urbino, schon in der Region Marken gelegen. Es ist im Hinterland der Adriaküste eine idyllische, grüne, waldreiche bergige Gegend, die dann immer mehr in eine sanfte Hügellandschaft übergeht. Die erste Bergwertung des Tages führt hinauf zum Monte Fumaiolo, wo mit dem Tiber der längste Fluss des Apennin entspringt. Dann geht es hinauf zum Passo di Cantoniera, unterhalb des Monte Carpegna gelegen. Entlang des Fogliatals können wir etwas entspannter rollen, bevor wir dann hinauf in den mittelalterlichen Ort Urbino fahren, wo wir die Nacht verbringen.

Wir sind im Apennin der Marken angekommen, eine dünn besiedelte Region mitten in Italien. Der Mone Nerone, Höhepunkt von Etappe drei, kann mit keinem Pantani-Prädikat aufwarten, ist dafür aber ein Aussichtspunkt allererster Güte. Il Ventoux delle Marche wird er aufgrund seiner exponierten Lage auch genannt. Und er ist auch ein monumentaler Anstieg! Also umrunden wir den Nerone nach etwas Aufgalopp durch einsame Täler der Marken, und klettern dann etwa 1000 Höhenmeter am Stück. Das letzte Etappendrittel bis zum Zielort Fabriano bleibt dann hügelig.

Im südlichen Teil des umbrisch-markischen Apennin erhebt sich der Gebirgsstock der Monti Sibillini, auch er genießt als Nationalpark besonderen Schutz. Auf unserem Weg nach Süden geht es heute also hinauf auf die zauberhafte Hochebene der Piani di Castlluccio. Es gäbe zwar kürzere Etappenvarianten zwischen Fabriano und Norcia, aber es wäre eine Sünde, zur Zeit der fiorita nicht über den Passo di Gualdo zu fahren. Fiorita? So bezeichnet man die Periode ab Enda Mai, wenn auf der Castelluccio-Hochebene die Blumen in allen Farben blühen und die Gegend in ein surreales Farbenmeer tauchen. Machen wir also!

Wir verlassen den hohen Apennin und wenden uns nach Westen, wo wir heute quer durch die schöne Region Umbrien fahren, die als der kleine, unscheinbare Bruder der Toskana gilt. Es ist eine lange Etappe, aber sie weist heute deutlich weniger Höhenmeter auf als in den vergangenen Tagen. Der sanfte Valico del Soglio ist die einzige Bergwertung des Tages, dann fahren wir durch eine schöne Hügellandschaft bis zum Lago Trasimeno, dem größten See Italiens außerhalb der Alpen. Die Etappenankunft heute wird also auch einen hohen Urlaubsfaktor mit sich bringen...

Den hohen Apennin haben wir verlassen, und wir durchfahren nun die Bilderbuch-Landschaften der hügeligenh Toskana. Obwohl längere Anstiege fehlen, darf man das Höhenprofil nicht unterschätzen. Den die Toskana überragenden Monte Amiata in Sichtweite, geht es erst in westlicher, dann in nordwestlicher Richtung in den geradezu toskana-prototypischen Ort Siena, wo wir die Nach verbringen. Die Landschaft der Crete Senesi, eine karge offene Verwitterungslandschaft mit zypressengesäumten Straßen und sanften Hügeln, die wir auf dem Weg nach Siena durchfahren, ist in jedem Fall sehr sehenswert. Auch wenn die Toskana natürlich für ihre strade bianche genannten Schotterstraßen bekannt ist, sind wir heute vollständig auf Asphalt unterwegs. Es sei denn...

Am letzten Tag unserer Reise fahren wir durch die ikonischste Landschaft der Toskana: das weltbekannte Chianti. Es geht durch von Weinbergen bedeckte Hügel, von Siena zurück nach Florenz. Wir sind auf ruhigen Straßen unterwegs, dafür ist auch der eine oder andere kurze Anstieg zu bewältigen...