28.03.2023,
Jan:
Schon letztes Jahr löste die Königsetappe über den Tomarlo mit Weitblicken in die Apuanischen Alpen Begeisterung aus. Heute fuhren wir andersrum: erst den Rolleranstieg auf den
Forcella, dann 800 Höhenmeter von Südwesten auf den Tomarlo, zuletzt den sanften Hintereingang zum
Passo del Bocco – alles Rolleranstiege also, die die 2.700 Höhenmeter für alle drei Gruppen möglich machen sollten. Der Plan ging auf! Die mir unbekannte Auffahrt auf den Tomarlo entpuppt sich heute als einer der schönsten der Region, mit sensationellen Blicken in die noch leicht verschneiten Seealpen, wie ich sie schärfer noch nie aus Ligurien gesehen habe. Besonders scharf hervorgehoben: der Monte Viso, der höchste Berggipfel der Cottischen Alpen! Unfassbar. Die atmosphärische Reinigung, die gestern in Form von Starkregen auf uns niederging, zahlt sich heute mit Zins und Zinseszins zurück. Überhaupt kein Schnee mehr oben, auch nicht in den Apuanischen Alpen, die heute zum Greifen nah erscheinen. Nach einer rasanten, aber winddurchschüttelten Abfahrt wärmen wir uns in Anzola am Kanonenofen der Bar Barilari auf. Auch hier sind wir mittlerweile gern gesehene Gäste, und die letztjährige Skepsis ist einer warmherzigen Willkommenskultur gewichen.
Die Auffahrt zum Segalino ist wie erwartet ruppig aber schnell Geschichte, die Abfahrt ewig lang und schön. Im sanft ansteigenden Tarotal schaut mich Stefan verschmitzt an, als wir die Zweierreihe nach oben führen: Das ist jetzt der Zeitpunkt, wo ich die Bergziegen einmal leiden lassen kann. In dreißig-Watt-Schritten senken wir das Tempo je Kürzer-Ruf bis auf die Gruppenerwartung herab.
Nach einem schnellen Getränk am Bocco an der Bar da Annamaria stürzen wir uns in die rasante Abfahrt, bis uns das vor uns gleißende Mittelmeer zum andächtigen Stopp ausbremst. Linker Hand liegt Korsika unter einer großen Wolke, nie zuvor gesehen!
Die schönste Ligurienetappe aller Zeiten lassen wir standesgemäß bei Schmutzbier und Coke Zero am Lungomare ausklingen.
Epilog: wir sind nicht nur in der Bar Barilari gern gesehene Gäste. Heute Abend hält Toni von Luchìn nach einem sensationellen Abendessen eine bewegende Ansprache vor der versammelten Mannschaft: 115 Jahre Tradition habe sein Lokal, und natürlich läge ihm Tradition besonders am Herzen. Daher ist er besonders stolz, uns jedes Jahr empfangen zu dürfen! Entsprechend wird er heute Abend mit Trinkgeld aufgewogen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Ein schöner Einstieg in die ligurische Bergwelt ist der Passo della Forcella - fast 900 Höhenmeter am Stück, aber nie wirklich steil. Auf der Nordseite des Passes treffen wir auf das wunderschöne, wildromantische Aveto-Tal, dem wir bis in den Wintersportort Santo Stefano folgen. Heute wollen wir hoch hinaus, auf 1486 m Höhe zum Passo del Tomarlo, dem höchsten Pass des ligurischen Apennin. Dort werden in jedem Fall noch die letzten Schneereste liegen, die Straße wird aber aufgrund des Skigebiets offen gehalten; Die Abfahrt führt uns zunächst in den kleinen Ort Anzola, und dann über einen schmalen Anstieg hinauf zum Passo del Segalino, auf dem sich wunderbare Blicke bis hinein in die Apuanischen Alpen eröffnen. Durch das Taro-Tal steigen wir sanft zum Passo del Bocco und genießen die neu asphaltierte Abfahrt hinunter nach Chiavari.