Die schnellste Busanreise aller Zeiten von Freiburg an den Atlantik mit Ankunft schon um 13.30 Uhr erlaubte uns eine wunderschön entspannte Einrollrunde über zwei Pässe gestern Nachmittag, bei bestem Wetter, und anschließendem Sprung in den Atlantik.
Optimal, denn für den heutigen ersten Etappentag unserer Pyrenäen Atlantik-Mittelmeer-Querung ist nur einmal Regen angesagt: von morgens um 9 bis abends um 9. Eine Vorhersage, die zum Glück nur fast eingetreten ist. Eine längere nächtliche Teamsitzung mit minutiöser Fahrtzeitberechnung ergab folgenden Schlachtplan: die drei Gruppen starten ab 11.30 Uhr im Halbstundetakt, damit wir alle möglichst zeitnah bei Bastis Verpflegung eintreffen, und er somit eine Chance hat, unser Gepäck pünktlich ins Hotel zu bringen. Die Abfahrt ist so spät gewählt, damit wir keineswegs vor 16 Uhr im Hotel sind die Zimmer so garantiert bezugsbereit sind, wenn wir als 32 begossene Pudel die Etappe beenden.
Natürlich wären wir bei diesem Hundewetter zuhause alle nicht los gefahren, und natürlich goss es beim Start aller drei Gruppen in Strömen. Aber was will man machen? Das Bett für heute Abend steht anderswo, und dort müssen wir hin. Dort wollen wir hin, mit einer doppelten Pyrenäenhauptkammquerung über den
Puerto de Otxondo und den
Col d'Ispeguy, wo
paulek mit seiner Gruppe bei der Erstaustragung 2019 Miguel Indurain getroffen hat. Bei dieser Vorhersage können wir den Abstecher zum Atlantikstrand getrost weglassen, wir waren gestern ja schon bei bestem Wetter dort. Das einzige, was wir auf der Etappe sehen, sind tiefhängende Wolken, das einzige was wir spüren, ist Regen. Und die unerschütterliche Gruppenstimmung, die wir uns nicht nehmen lassen. Radfahren ist ein Outdoorsport, und so nehmen wir es alle sportlich. Gut, den heftigen Regenguss in der Abfahrt vom Otxondo hätte ich nicht gebraucht. Ich lasse meine Gruppe kurz warten, weil ich mir doch noch die Ärmlinge unter meine Regenjacke ziehen muss. Ich hätte mit wärmeren Temperaturen gerechnet.
In Erratzu, unserem Pausenort, hört der Regen schlagartig und wundersgleich für zehn Minuten auf. Basti hat die Verpflegung schon parat gestellt. Heute wird er einmal gefordert, denn es treffen wie geplant alle 32 Radfahrer nahezu zeitgleich bei ihm ein. Kein Problem, Basti bleibt entspannt und hat dank reichlich Vorlauf ein zauberhaftes Buffet vorbereitet: man spürt und schmeckt seinen beruflichen Hintergrund als Food-Stylist. Ich hatte noch dafür gesorgt, dass er nicht zu viel einkauft, weil unsere Radfahrer an Regentagen meist nicht so viel essen. Ich wusste aber nicht, wie gut es bei ihm schmeckt, so dass nach fünf Minuten das ganze wunderbare Angebot aus Avocado-Tomate-Schnitten, Schinken-Rucola-Paprika-Schnitten verschwunden war. Unglaublich. Dennoch schnell weiter! Der Regen hat auch wieder eingesetzt.
Der Ispeguy muss bei gutem Wetter wirklich toll sein, auf beiden Seiten. Heute sehen wir nicht viel, zum Glück etwas weiter als am Otxondo. In der Abfahrt regnet es wieder stärker, und ich bin heilfroh, als wir in St Jean Pied de Port, dem Ausgangsort des französischen Jakobswegs, endlich wieder bergauf fahren dürfen.
Am Zielort sind die Zimmer bezugsbereit, und die Dusche warm. Was für eine logistische Meisterleistung, was für eine Moral dieser Reisegruppe. Was für eine schöne Etappe im Dauerregen.
Das war einmal der Plan:
Wir starten am Atlantik und fahren zunächst zur Strandpromenade im Badeort Saint-Jean-de-Luz. Die Spannung steigt, denn acht ereignisreiche Etappen liegen vor uns, bis wir in Argelès-Plage das Mittelmeer erreichen. Dazwischen: Pässe, Pässe, Pässe an der Perlenschnur von West nach Ost. Heute auf dem Programm: Einrollen im Baskenland.
Dass „Einrollen“ an dieser Stelle ein Euphemismus ist, wird spätestens nach acht Kilometern klar, wenn mit dem Col de St. Ignace die erste Bergwertung auf dem Programm steht - auch wenn sie mit 169 m Höhe wahrlich kein Riese ist. Wir wechseln dann von der französischen auf die spanische Seite des Baskenlandes, wo wir mit dem Puerto de Otxondo und dem Col d'Ispeguy ein schönes Pässedouble fahren. Dann geht es nur noch das Nive-Tal hanauf über Saint-Jean-Pied-de-Port - übrigens Ausgangspunkt des Jakobsweges
Camino Francès - und Esterençuby bis zur Quelle des Flusses zu unserem Hotel im absoluten Niemandsland mit leckerem baskischen Essen .