25.04.2023,
ganzoben:
Endlich. Nach 16 Kilometern der erste Anstieg. Hoch auf den Col de Valdingarde. Endlich raus aus dem ätzenden, starken und böigen Westwind. Am Morgen war schon klar, dass der Tag zwar sonnig und schön wird, aber auch anders: Schaumkronen auf dem azurblauen Meer, Palmblätter, die sich dem starken Wind beugen müssen. Er wird uns den gesamten Morgen malträtieren. Bei den Anstiegen freilich ist er weniger störend. Aber sonst.
Ein Trost bleibt: Auf der 161 Kilometer langen, satten Runde ins Massif des Maures und zum Leuchtturm am Cap Camarat wird er uns auf der Rückfahrt an der Küste über St. Tropez Flügel verleihen. Aber das dauert noch. Der heftige Wind, aber vor allem der Regen in der Nacht - ja, Regen - hat die Luft reingewaschen. So sind etliche Fotostopps hinauf zum knapp 400 Meter hohen Valdingarde Pflicht. Denn am Horizont schieben sich die verschneiten Seealpen in den Blick. Traumhaft. Ist da nicht auch der Mont Blanc zu erblicken, fragt Rolf. Die erste und die weiteren Abfahrten werden mitunter kritisch. In den Senken bringen manche Böen einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer erkennbar in Schräglage. Selbst Guide Torsten wird einen Meter nach links gedrückt. Was ihn veranlasst, Tipps für Rennradtage wie diesen weiterzugeben: Zügig, nicht langsam fahren und treten, auch mal treten und zugleich bremsen, das sorge für Stabilität. „Wer langsam fährt wird eher umgeblasen“. Also. Es klappt.
Etliche Kilometer später ist Mittagspause angesagt. Gruppe 1 rollt in Le Canadel zum Tropicana Club wunderbar gelegen in einer traumhaften Bucht mit Sandstrand. Doch weder gibt es die erhoffte Pizza noch Pasta. Die Gruppe kurbelt weiter bis nach Cavalaire sur Mer. „Schön hier“, sagt Ole aus Münster. Er steht - die anderen sitzen am Bordstein - vor dem Carrefour-Supermarket. Schön ist relativ. Zumindest die Stärkung mit Käse-Schinken-Baguette, mit Cola und süßen Pain au Chocolat nach 90 Kilometern ist schön. Und wichtig. Passt. Auch das gehört zu quäldich. Gruppe 2 und 3 ziehen die edleren Speisen im Tropicana vor. Lorenz und Theresa haben schon zuvor in Grimaud pausiert. Und lassen sich nicht lumpen: Austern. Auch das ist quäldich. Jedem das Seine.
Der Ausflug später zum Leuchtturm am Cap Camarat ist ganz hübsch. Kleines Problem: Das Areal um den Turm ist unzugänglich, ein Blick auf die Küste unmöglich. Kann man für die nächste Ausgabe streichen. Zurück nach Saint Raphaël (jetzt endlich mit den Pünktchen über dem e!) geht’s an endlosen Autoschlangen vorbei durch St. Tropez und St. Maxime. Dank Tom Bender (dem „Vater“ der französischen Touren - besten Dank!) flott über den Fahrradweg. Dass eine Baustelle das Vergnügen plötzlich beendet und die Gruppen wieder auf die Straßen zwingt - ärgerlich, aber letztlich egal. Mit Rückenwind und mitunter bei Tempo 40 auf dem Garmin oder Wahoo erreicht Gruppe 1 St. Raphaël. Wenig später die anderen Gruppen. Wieder ein wunderbarer, aber auch anstrengender Tag. Nur ein gerissener Schaltzug, kein Reifendefekt, kein Sturz. Schluss für heute. Zumindest mit Rennradeln.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Ein schöner ruhiger Abstecher führt dich bis zu einem der höchstgelegenen Leuchttürme Frankreichs, am Cap Camarat an der Spitze der Halbinsel von Saint-Tropez.