26.04.2023,
ganzoben:
„Alles em lot“, trällern mir Wolfgang Niedecken und BAP ins Ohr. „Das Leben will einen ausgeben“, ergänzt Seeed. Und Dota präsentiert ihren Song vom „Rennrad“ als ich am Nachmittag am Strand von Saint Raphaël die Beine in die Sonne halte. Es geht uns wirklich gut beim Rennrad-Frühling an der Côte d’Azur. Auch und natürlich nicht nur an diesem Ruhetag, der freilich auch eine kürzere Rennrad-Runde im Angebot hat. Ein Muss bei Quäldich. Rund die Hälfte der Truppe steigt trotz bislang fast 450 geradelten, anstrengenden Kilometern und rund 6.800 Höhenmeter auch am Ruhetag aufs Velo.
Allerdings erst um 10 Uhr. Nur kein Stress. Andere setzen sich in den Zug, lassen sich nach Nizza chauffieren und genießen unter anderem Moules frites. Wieder andere nehmen das Auto und schwelgen bei der Fahrt ins Hinterland in Erinnerungen an vergangene (Familien-) Urlaube. Die, die den Guides Torsten, Andre und Gunnar folgen bereuen es nicht (zumal sich der heftige Wind verabschiedet hat). Und obwohl Torsten vor möglicherweise bedingt fahrbaren Forststraßen warnt. Bereuen? Im Gegenteil! Karl schwärmt von der bislang schönsten Tour, andere sind nicht weniger begeistert. Die Eindrücke im Massif d’Esterel sind tatsächlich einmalig (um nicht wieder einmal das bei Quäldich gerne, fast inflationär gebrauchte „episch“ zu benutzen). Rund 15 Kilometer rollen wir über die wunderbare Corniche d’Or gen Osten. Dann plötzlich taucht links der Straße eine Schranke auf - die Forststraße hoch zum Col Notre Dame und zum fast 500 Meter hohen Pic d’Ours. Der Belag ist viel besser als befürchtet, die Blicke auf die feuerroten Felsen des Massif d’Esterel sind ebenso sensationell wie hinunter auf die Küste und ans Meer. Fotostopps sind unvermeidlich. Die Steigung ist nur zwischendrin mal zweistellig. Der Begeisterung würden freilich auch 15 Prozent keinen Abbruch tun. Oben erwartet uns ein hochgesicherter Turm der französischen Telekom.
Ein Platz für das Gruppenfoto bietet sich ein paar Meter unterhalb - im Hintergrund die schneebedeckten Seealpen, an der Küste Cannes und weiter östlich Nizza, wo andere gerade Moules frites speisen. Die Rückfahrt verläuft reibungslos. Nach 55 Kilometern und gut 900 Höhenmetern rollen wir wieder in Saint Raphaël ein - zum Ruhe-Nachmittag. Das Leben hat einen ausgegeben. „Alles em lot“. Wirklich alles. Und wieder mal ein großer Dank an
majortom für die sensationelle Strecke.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Mitte der Woche ist prädestiniert für einen Ruhetag. Die Verlockung ist groß, den Tag am Strand von Saint-Raphael oder in einer der zahlreichen Bars zu verbringen. Doch komplett die Beine hochlegen ist heute keine Option, denn wir haben erneut einen tollen Abstecher in das Massif de l'Esterel geplant. Die Forststraßen in diesem Massiv sind zwar eigentlich die Domäne von Mountainbike-Fahrern und Wanderen, doch sie sind asphaltiert und somit auch Rennradfahrern zugänglich, so dass es eine Schande wäre, den Aussichtsberg Pic de l'Ours auszulassen. Feuerrote Felsen, satt grüße Vegetation, azurblaues Mittelmeer. Ein Traum!