Ein Tag voller afrikanischer Weite und Flow. Und das Gefühl zu fliegen. So kannte ich es aus den letzten Jahren von der Königsetappe in Südafrika, als der Südostwind blies.
Heute bläst aber der Nordwestwind und macht uns das Leben schwer. 37 Grad im Schatten lassen zusätzlich die Bedingungen unmenschlich werden.
Noch zuversichtlich starten wir in Montagu nach einem ausführlich Frühstück in die längste Etappe der Tour. 193 km mit 2300 Hm. Am Roohoighte Pass ist noch alles wie vorgesehen, das zweite Frühstück nehmen wir schnell und machen uns dann auf den 30 km langen Abschnitt zur N1. Der wird aber schon deutlich zäher als gedacht, aber hier kann ich die endlosen Geraden und die Weite Afrikas noch genießen. Die Bergabpassagen sind weiter rasant und begeisternd, aber das leicht ansteigende Stück kostet schon richtig Körner.
Auf der N1 haben wir zum Glück Rückenwind. Ludwich ist hinter uns und schirmt uns vom nachkommenden Verkehr ab. Vor Aquila, dem Big-5-Games-Resort, finden wir etwas Schatten für eine schnelle Pause. Ludwich muss weiter, die nächste Gruppe über die N1 geleiten.
Wir verabreden uns mit ihm in 70 Minuten am Abzweig in Sutherland, und fahren weiter. Wie schon im letzten Jahr haben wir Glück: 2 Elefanten zeigen sich uns an der Parkgrenze.
Jetzt wirds richtig zäh. Wo wir letztes Jahr immer zwischen 30 und 40 gefahren sind, können wir mit Mühe 22 km/h halten. Daneel versucht zu kreiseln, aber letztlich schickt er doch unsere beiden Lokomotiven in den Wind.
Wir zählen die Kilometer runter, wir schauen uns das Profil an, und die Windrichtung. Ab dem Abzweig nach Sutherland müssen wir eigentlich Schiebewind haben. Das gibt etwas Moral! Noch mehr Moral gibt uns Ludwig, der uns 20 Sekunden vor der verabredeten Stelle überholt und uns verpflegt.
Aber dann: Gegenwind auch zum Hottentotskloofpass. 400 Hm auf 12 km. Wenigstens hat's nicht mehr 40 Grad wie an der letzten Pause, sondern noch 33.
Auch die Abfahrt nach Ceres: zäh! In den Flachpassagen nehmen wir richtig raus. Die Kräfte gehen zu Ende. Noch 21 km bis Ceres. Qual und Leiden. Wir werden noch langsamer. Wir erreichen Ceres auf dem Zahnfleisch. Cola, Pizza, Wasser in der Ceres Brewery. Lebensrettung! Daneels Frau und seine Eltern kommen dazu und schirmen uns mit ihrem Auto auf den letzten 30 km nach Tulbagh ab. Das ist jetzt verglichen mit dem Vorherigen nur noch ein Kinderspiel, der Wind hat deutlich nachgelassen und es geht fast nur leicht bergab.
Letztlich hat die Moral für 10 Personen gereicht, bis nach Tulbagh. Es war die härteste Etappe meines Lebens.
Jetzt zu müde. Schluss für heute, morgen steht der fantastische Bains Kloof Pass an.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Ein epischer Tag liegt vor uns, egal, ob er in Ceres oder Tulbagh endet. Ein früher Start. drei ausgewachsene Pässe, extreme Gegensätze der fruchtbaren Täler und kargen Gebirgsregionen, die Kühle am Morgen und die Hitze der Karoo. Diese Etappe zeigt unglaublich viel vom Reiz und der Weite Südafrikas.
Achtung: 12 km auf der N1 erfordern höchste Vorsicht. Auf einem ganz kurzen Abschnitt fehlt dabei der Mittelstreifen.
Stopp in Ceres, dann für alle Unverwüstlichen der weitere Ritt nach Tulbagh.