27.07.2019,
Jan:
Großer Bahnhof heute in Hamburg.
Silvi beehrt uns mit einer zweitägigen Stippvisite und erntet tosenden Willkommensapplaus. Und dann muss sie gleich der ganzen Gruppe hinterherfahren, weil die Fähre Zollenspieker samstags erst um 9.30 Uhr ihren Dienst aufnimmt. Gruppe 3 mogelt natürlich und fährt viel zu schnell, während wir uns pflichtbewusst kurz vor der Fähre von Gruppe 1 einholen lassen. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Streckenführung entlang der Bille wunderschön und von altehrwürdigen Bauernhäusern gesäumt ist.
Und wer steht auf der Fähre, als sie auf ihrer ersten Fahrt des Tags über die Elbe zu uns hinüberkommt? Hans-Joachim, der uns für einige Kilometer begleitet. Was für eine schöne Überraschung, mit lokaler Eskorte durch NIedersachsen fahren zu können. Vor lauter Begeisterung leiste ich mir gleich einen Navigationspatzer, der Gruppe 3 an uns vorbei fahren lässt. Kurz danach stehen sie aber mit Defekt am Straßenrand und leisten dabei Gruppe 1 Gesellschaft. Beide schauen uns etwas ungläubig an. Ganz am Ende hat es aber doch jemand verstanden, ich glaube, es ist Oliver, der fragt: "Habt ihr euch verfahren?" Nein, wir wollten sie nur grüßen.
In Kirchgellersen steht Sille auf der allerersten von ihr selber verantworteten Getränkeverpflegung ihres Lebens, die wir als erste erreichen und sehr genießen. Auch in der Weiterfahrt ist Niedersachsen gar nicht so agrarwüstenartig, wie von Etappe 2 2015 erwartet. Nein, es ist richtig schön hier! Walderdbeerenduft kurz vor Ebstorf, Bewässerungsabkühlung auf den Feldern kurz danach! Erst kurz vor der Mittagsverpflegung an der Elbe-Seitenkanal-Schleuse bei Esterholz holt uns Gruppe 1 wieder ein, und so fallen wir fast zeitgleich in die Esterholzer Schleuse ein, die uns wieder top vorbereitet und aufs Beste verköstigt. Mit Biergarten! Fantastisch.
Auch in der Folge lässt die Agrarwüste weiterhin auf sich warten, und auf schönen, schmalen Waldwegen fahren wir Braunschweig entgegen. Der Wind hat zugenommen, teilweise müssen wir Richtung Osten hart gegen den Wind fahren, und so wird das Speed-Dating-Wechselintervall auf 1 km verkürzt. Jetzt läufts. Jetzt macht's richtig Spaß. Wir fliegen. Leider fliegt auch Holand R.*, aber nicht in die Lüfte, sondern auf den Asphalt. Glücklicherweise ist nur etwas Tapete ab. Hier haben wir richtig Glück gehabt, und Holand kann weiter fahren, nachdem wir noch Hergards* Bremsplatten behoben haben. Kurz danach gibt uns Sille die Gelegenheit, eine Besinnungsminute am idyllischen Bernsteinsee einzulegen, der von dem stickigen Parkplatz leider nicht in Sicht kommt.
Jetzt sind es nur noch 45 km, und die verfliegen in der niedersächsischen Agrarwüste hochkonzentriert und schnell, zumal uns noch ein Trecker Windschatten spendiert.
Was für eine entspannte 200-km-Etappe von Hamburg nach Braunschweig. Und morgen kommt der Harz. Yeah!
*Name von der Redaktion geändert
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Unser Hotel im Südosten Hamburgs erlaubt uns heute einen unaufgeregten Start - das meiste Großstadtchaos haben wir am vergangenen Abend schon gemeistert. Relativ schnell sind wir aus der Großstadt draußen und können gemütlich entlang der Deiche cruisen, bis wir dann mit der Fähre über die Elbe setzen, und bei Winsen an der Luhe erstmals niedersächsisches Territorium betreten. Natürlich ist auch die heutige Etappe wieder als Flachetappe deklariert, und durch die Lüneburger Heide können wir bald schon richtig Fahrt aufnehmen. Weitestgehend über einsame Landstraßen schlagen wir den direkten Weg Richtung Etappenziel Braunschweig ein, schließlich ist die Distanz mit 192 km auch heute wieder ambitioniert.