Was für anstrengende und heiße Tage hier in Savoyen! Nach drei Tagen mit jeweils fst 40 Grad in den Tälern, empfangen uns heute morgen freundliche 15 Grad auf 1850 m Höhe in Alpe d'Huez.
Der Tag startet rasant mit der Abfahrt nach Huez, der kurzen Auffahrt nach Villard-Reculas und weiter hinunter ins Tal auf die Croix-de-Fer-Passstraße. Nach 18 km endet der fast freie Fall am Stausee, der Tacho zeigt einen Schnitt weit über 40, Max über 80, und wir fahren auf die Wand des Croix de Fer zu. Gut einteilen solle man sich den Pass, steht im Guidebriefing, zu der Höhendifferenz kommen schließlich noch zwei Abfahrten hinzu. Das habe ich auch vor, aber nicht so meine sportive Gruppe. Sind es meine Beine, die heute schwerer sind als sonst, oder sind Karsten, Patrick, Uwe und Luc heute einfach besser drauf? Jürgen, Thomas und Gunnar sind eh immer weit voraus. Auf jeden Fall pedalieren sie mir heute alle mühelos weg.
Aber macht nichts, ist auch alleine schön hier. Freundlicherweise gesellt sich aber bald Uwe zu mir, und wir leiden gemeinsam Richtung Croix de Fer. Die erste Abfahrt hinunter, den ersten Steilstich hinauf. Dann öffnet sich der Blick, wir treten aus dem Wald, auf einmal sind wir in Irland. Grüne Wiesen, Felsen, das Passhaus vom Glandon und rechts die letzte Gerade zum Croix de Fer.
Natürlich fahren wir schnell noch zum Glandon, nehmen das Passschild mit und jagen weiter Richtung Croix de Fer? Wer hat den Mont Blanc gesehen? Nichtmal ich, denn eine Kurve weiter Richtung Abfahrt sieht man zwar den Madeleine, aber heute keinen Mont Blanc dahinter.
Am Croix de Fer machen wir ein schnelles Bild und fahren bis zum kleinen See unterhalb der Passhöhe ab, wo uns Sylvia wieder mit ihrem Mittagessen verwöhnt.
In der Abfahrt nehmen wir doch noch den Mollard mit, weil die Abfahrt mit 41 Kehren ausgestattet ist. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen, obwohl ich mich eigentlich lieber für den Petit St Bernard morgen schonen wollte. Und die Auffahrt mit dem Blick auf die Aiguilles d'Arves ist wirklich schön, und die 400 Hm schnell weg gedrückt. Ich habe Glück... Karsten hat das Mittagessen nicht gut vertragen, und er begleitet mich im Grupetto.
In gestochen scharfer Einerreihe jagen wir in die Abfahrt... und am Abzweig vorbei. Ich pfeife noch, aber für Luc, Jürgen, Patrick und Uwe gibt's kein Halten. Jürgen kann ich noch erreichen, und so setzen wir uns in den Dorfbrunnen und warten, bis sie die 150 Hm hoch pedaliert sind.
Leider sind die 41 Kehren hinunter ins Arc-Tal gar nicht so doll. Der Belag ist schlecht, und die Abfahrt liegt voll im Wald. Da hätte ich mich doch lieber für den Kleinen St. Bernhard geschont, aber das konnten wir nunmal vorher nicht wissen. Egal also, weiter fahren!
Luc ruft an, er ist schon in St Michel de Maurienne, und findet allein ins Hotel. Wir plündern etwas später den gleichen Supermartk wie vorgestern, bejubeln die entspannte Gruppe, die etwas weiter hinten in ein Café einfällt, und machen uns auf die letzten 25 km ins Etappenziel nach Aussois, das etwas überhalb am Hang des Arctals liegt.
Gewitterwolken ziehen auf, es grummelt und donnert über dem Galibier, wir geben den Plan auf, auch noch irgendwo einen Café zu trinken. Es donnert wieder, aber diesmal ist es Uwes Reifen, der mit einem Schlag platzt. Wir finden die Schadstelle nicht, ziehen einen neuen Schlauch ein, fahren weiter. Der Regen erreicht uns, aber es ist angenehm, nach so vielen Tagen in der Gluthitze ein wenig abzukühlen. Kein Problem, zumal der Regen bald aufhört. Kurz vor Modane wechslen wir doch noch Uwes Reifen, der Beulen wirft. Jürgen hilft bei der Reparatur. Ich kriegs nicht hin. Danke!
Ab Modane verlassen wir endlich die hässliche Arctalstraße und fahren ins Etappenziel nach Aussois hinauf. Ich ganz langsam. Oben bejubelt meine Gruppe die späte Ankunft ihres Guides. Sehr nett! Und das Bier steht auch schon bereit.
Die anderen Gruppen hat es übel erwischt am letzten Anstieg. Klitschnass kommen sie ins Hotel! Aber lachend!
Jetzt hoffe ich auf guten Schlaf. Denn ich will morgen auf den Kleinen Sankt Bernhard!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Das vierte Teilstück führt uns aus dem Oisans wieder in die Maurienne zurück und somit nach einem kurzen Dauphiné-Abstecher zurück nach Savoyen. Mit der gestrigen Bergankunft in den Beinen können wir den heutigen Tag recht locker angehen lassen. Von Alpe d'Huez geht es zunächst auf einer wunderschönen Kammstraße über Villard-Reculas oberhalb des Oisans entlang, so dass wir nach einer moderaten Abfahrt auf die Südrampe des Col de la Croix de Fer stoßen. Dann geht es jedoch wieder bergauf, zunächst überwinden wir eine Geländestufe bis zu einem malerischen Stausee, dann folgt der Schlussanstieg zum Croix de Fer. Insgesamt absolvieren wir auf dieser traumhaften Passstraße 1600 Hm. Beinahe geschenkt bekommt man hingegen optional den Col du Glandon - die beiden Passhöhen liegen nur wenige Kilometer auseinander. Vom Croix de Fer führt uns eine schöne Abfahrt nach St. Jean-de-Maurienne, wo wir auf der zweiten Etappe schon durch gekommen sind. Es geht nun das Arc-Tal aufwärts - leider muss man hier auch mit einigem Durchgangsverkehr rechnen. Die schöne Kulisse des Vanoise-Massivs sollte dafür jedoch teilweise entschädigen. Der Zielort ist dann der Skiort Aussois, der einen lockeren 400-Hm-Schlussanstieg mit sich bringt.
Variante: Eine schöne Alternative, die erlaubt, die Hauptstraße im Tal teilweise zu umgehen, führt über den Col du Mollard. Die serpentinenreiche Abfahrt erfordert jedoch auch zusätzliche 300 Hm bergauf...