Pünktlich um 9 Uhr treffen wir uns vor dem Hotel, um eine der längsten Touren der Woche in Angriff zu nehmen. Nachdem wir gestern schon dem Mittelmeer nach Osten gefolgt sind, folgen wir der Küstenstraße heute nach Westen. Die Luft ist klar wie selten, und der Blick aufs Meer ein Traum. Rapallo, Recco, Sori, sind schnell erreicht, und erstmals sehen wir auch Genua am Mittelmeer vor uns liegen. Kurz sehen wir auch die Masten des Monte Fasce, und in der Ferne schneebedeckte Berge. Ich halte diese für die Alpen, aber Henner klärt mich später auf, dass es sich um die westlichen Aufläufer des Apennin handelt. Macht nichts, fügt er an, ein Fehler ist nur ein Fehler, wenn es jemand bemerkt!
Aber mir ist schon klar, dass wir vermutlich heute den besten Blick vom Monte Fasce haben, den ich je genießen konnte. Doch so weit ist es noch nicht. Zunächst steht der Anstieg zur Casa Cornua an, 600 regelmäßige Höhenmeter auf den ersten Kamm des Appenins. Die Beine sind noch gut, und wir schlagen ein anständiges Tempo an. Die Gruppe ist groß, 16 Personen, aber wir sind alle ungefähr gleich schnell. Die Rückblicke zum Meer sind schön, und die Blicke hoch zum Kamm vielversprechend. Oben am Casa Cornua hat sogar das Restaurant auf, und wir stehen etwas in der Sonne, bevor wir weiter Richtung Monte Fasce bergauf fahren. Nach ca 100 Höhenmetern erreichen wir das Hochplateau, und bald darauf den Abzweig zur berüchtigten Stichstraße auf den Monte Fasce. Nach osten, Richtung Chiavari und Richtung Meer, staffeln sich die Höhenzüge in Blautönen bis zum Horizont, nach Westen kann man schon auf Genua runterblicken, atemberaubend mit den beschneiten Bergen im Hintergrund.
Die Stichstraße auf den Monte Fasce ist in katastrophalen Zustand, und einige bleiben unten, obwohl wir uns oben eine grandiose Aussicht versprechen. Die Qual ist von kurzer Dauer, und bei den Sendemasten des Monte Fasce ergibt sich ein weit reichender, klarer Blick auf die Großstadt Genua mit seinem Hafen, auf die darin liegenden Kreuzfahrtschiffe bis zu den beschneiten Berggipfeln am Horizont. Un-glaub-lich!
Vier MitfahrerInnen entscheiden sich hier, umzudrehen und die Regelplanung zurück nach Chiavari zu fahren, der Rest fährt die Verlängerung und somit hinunter nach Genua. Die Straße ist zunächst breit, dann nur noch einspurig mit rostigem Geländer. Wir fallen förmlich auf Genua hinab, ein tolles Gefühl, auch wenn man hier nicht richtig laufen lassen kann.
In der Abfahrt kehren wir auf halber Höhe ein, genau zur Mittagszeit mit 13 Personen. Wir bestellen Panini und Pasta, es klappt eher so mittel, vor allem schaffen sie es nicht, uns eine Rechnung zu bringen.
Nunja... das Essen ist aber wirklich gut!
Nun müssen wir etwas Fahrt aufnehmen, denn es ist schon fast zwei. Zu viele Fotostopps haben Zeit gekostet. Wir fahren weiter hinunter, hoch nach Bavari, runter ins Tal und dann hoch Richtung Scoffera. Wir verlassen die SS45 aber bei Traso und fahren den giftigen Anstieg nach Sant'Alberto hoch. Weil ich hinten noch auf die Letzten warte, fahren sie vorne natürlich an dem wirklich verstekten Abzweig vorbei, so dass wir ziemlich versprengt oben am Partisanen-Denkmal ankommen. Die Straße, die von hier direkt ins Fontanabuona führt, ist im untersten Teil weggerissen, und daher wollte ich von hier eigentlich anders fahren, weiter mit zusätzlichen Höhenmetern. Das lassen wir aber, es ist nämlich schon vier Uhr, und wir haben noch 45 km vor uns. Wir stürzen uns also in die Abfahrt, tragen die Räder über die Betonblöcke, aber der Hangrutsch ist weitestgehend entfernt. Wo sich letztes Jahr noch Geröllmassen türmten, lässt sich nun ein verdichteter Kiesweg gut fahren. Im Fontanabuona formieren wir uns und dübeln ordentlich zu Tale. In Calvari entscheiden sich vier Mitstreiter gegen Leivi – hey! Leivi geht immer! Sanft gleiten wir nach oben, die Abendsonne lässt unsere Gesichter leuchten, und mit einer rasanten Abfahrt nach Chiavari beenden wir eine großartige Etappe. Mehr davon!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Vom Monte Fasce weiter Richtung Genua, und die Runde weiter fassen. Bei gutem Wetter sensationell, aber hart.