Heute wage ich einmal ein Experiment. Normalerweise kombinieren wir den Portello gerne mit Barbagelata, und schieben vorher noch optional die Casa del Romano ein. Ich möchte heute Meer und Hinterland kombinieren, und so starten wir wie immer um 9 Uhr morgens von unserem Hotel in der Innenstadt Chiavaris und fahren zunächst bis Rapallo auf der Via Aurelia. Auch wenn uns einige Baustellen ausbremsen, ist die Strecke einfach schön, und die Kombination aus Meer- und Bergsicht einfach phänomenal. In Rapallo wenden wir uns dem Passo del Crocetta zu, den ich schon lange nicht mehr gefahren bin. Igor gesellt sich zu mir, und so fahren wir mit Zug auf der Kette, aber nicht zu schnell, dass das Gespräch leiden würde.
Oben warten wir länger, bis die Gruppe zusammen ist. Der gestrige Abend in der Cucina Reggiana war lang, und einige Limoncello-Leichen kommen heute nicht recht in den Tritt. Passt schon, es war wirklich sehr lustig gestern, und schließlich muss man die Feste feiern wie sie fallen. Gestern war definitiv ein Feiertag mit dem Antipasto Misto al Mare, viel Weißwein und noch mehr Limoncello, da kann man heute schonmal ein wenig leiden.
Aber wer Feste feiert, kann auch feste Radfahren, und so halten wir uns oben nur gerade so lange auf, dass die sportive Gruppe an uns vorbei ziehen kann, die in der Hotelgarage noch von Klaus' Hinterradbremse aufgehalten wurde. Die Abfahrt hinunter ins Fontanabuona liegt in der Sonne und macht richtig Spaß. Das Fontanabuona weniger. Ich mag es nicht sonderlich, und wir haben es gestern schon in Gänze bergauf passiert. Also drücke ich ein wenig, wohl wissend, dass hinten einige leiden müssen. Aber die Limoncellos müssen rausgeschwitzt werden, und so habe ich wenig Mitleid. Sorry! Es bleibt aber auch still, und so hält sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen.
Gattorna ist durch diesen Zug schnell erreicht, und endlich können wir auf die ruhige Straße Richtung Passo del Portello abbiegen, einem der Klassiker im quaeldich-Reiseprogramm seit 2009. Ruhig, pittoresk, mit einigen Kehren durch Obstblüten unten und kargen Felsregionen oben, dazu wie der Crocetta mit einer Kappelle am Gipfel garniert. Wunderbar. Aber frisch ist es. 11 Grad. Das geht noch, aber wir sind in den letzten Tagen etwas verwöhnt worden. Also verlieren wir Christoph und Martin an die schnelle Gruppe, die nicht in der Kälte auf die Limoncello-Gruppe warten will, die ich in guter Guide-Manier auf den Portello geleite. Wir werden die beiden heute nicht mehr wieder sehen.
Die Abfahrt lässt die Körperkerntemperatur dramatisch sinken, und so müssen wir kurz darauf im Trebbiatal ordentlich Druck machen, um hinauf nach Torriglia wieder etwas Wärme zu erzeugen. Paul hat mich schon per SMS instruiert, wo seine Gruppe Mittag macht, und so stoßen wir kurz darauf dazu. Die Taverna dei Pieschie in Torriglia gehört zur feineren Sorte, und nachdem wir vorgestern in Montebruno, nur ca 25 km entfernt 12 Euro für ein Pranzo di Lavoro gezahlt haben, sind wir hier mit 25 Euro dabei. Nur Salat und Nudeln. Nunja... lecker wars, aber auch nicht viel.
Die sportive Gruppe nahm stattdessen Panino für 3 Euro in der Sportbar. Inklusive unserer beiden Limoncello-Exilanten.
Weiter gehts Richtung Scoffera, aber vorher links weg über die Colla dei Rossi. Schön! Und dann lang oberhalb des Fontanabuona am Hang entlang, dann runter und mit 40 Sachen gen Calvari, wo wir uns erneut gegen den Romaggi, gegen Caffè und für die schnelle Weiterfahrt Richtung Leivi entscheiden. Ein Teil der Limoncello-Gruppe lässt sich in der Spitzengruppe blicken, und wir bieten uns ein feines Gemetzel. Letztes Mal für diese Woche gehen wir dann die Abfahrt von Leivi an, tanken noch einmal Sonne und Wärme. Heute geht's direkt ins Hotel, keinen zieht es zum Schmitzbier an den Strand. Der gestrige Abend steckt doch noch hier und da in den Knochen. Und morgen ist auch noch ein Tag: Cinque Terre! Bis dann.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Ein Höhepunkt der Woche ist die lange Runde ins Hinterland über den einsamen Passo di Portello.
Wir beginnen ganz gemächlich. Nach dem kurzen Stich nach Leivi geht es zunächst das Val Fontanabuona hochDurchs Fontanabuona kann man sich gemächlich einrollen. Der Portello ist wunderbar einsam und abgelegen. Trebbiatal hinauf, dann das Fontanabuona wieder runter. Zum Beispiel über den Crocetta hinunter zum Meer. In etwa bei Kilometer 25 beginnt dann der lange, einsame, wunderschöne Anstieg hinauf zum Passo di Portello. Über den Passo della Scoffera geht es dann wieder über denselben Gebirgszug zurück, allerdings ist die Auffahrt nur noch ein kurzer Stich. Zum Abschluss geht es dann über den schönen Passo della Crocetta an die Küste, wo nur noch wenige hügelige Kilometer zurück nach Chiavari auf uns warten.