Da der Reiseleiter nach aufopferungsvollen Kampf noch mit Regenerierungsmusik im Sauerstoffbad liegt, berichtet heute Thomas aus Gruppe 1:
Heute leisten wir erst einmal kurz Wachdienst am Begleitfahrzeug (Gruppen 2 und 3 sind schon abgerauscht und Erich, unser Fahrer, ist noch beim Einkaufen). Dann gehts zur Sache: Rasant hoch zum Lautaret. Gruppe 2 passieren wir kurz vor der Passhöhe, Gruppe 3 hat sich sicher wohl schon in einer der Bars breitgemacht.
Wir sind also wieder mal als erste bei der Mittagspause. Das vorbereitete Buffet macht Freude. Die Pause währt heute aber nicht allzulang: Unseren Guide Manuel juckts, er will weiter. Mit Tempo runter zum See der aufgestauten Durance. Fotostopp, dann hoch auf die Balkonstraße. Nach der anfänglichen Rampe -inklusive Mittagshitze- tun sich wunderbare Blicke übers Tal auf. Wir erkennen auf der gegenüberliegenden Seite die in den Fels gehauene Strasse nach Villard-Nôtre-Dame. Dort gehts nachher hoch. Zuvor erreichen wir die Auffahrt nach Alpe d'Huez. Für uns gehts aber noch nicht hoch, sondern erstmal runter. Angesichts der steilen Abfahrt mache ich mir ernsthaft Sorgen, wie ich das später wieder hochfahren soll, wenn ich dann schon über 2000 Höhenmetern in den Beinen haben werde.
Aber dann gibts erstmal feinen Kaffee und Eis. Frisch gestärkt gehts in die Auffahrt nach Villard-Nôtre Dame. Schmale, steile Strasse, kein Verkehr, super Aussicht, schroffe Felswände unten und oben: wunderbar! Die 3 angekündigten, unbeleuchteten Tunnels sind stockfinstere Löcher, das Gleichgewicht zu halten, ist schwer. Ein Umfaller bleibt zum Glück ohne gravierende Folgen. Bei der Abfahrt haben wir die Tunnels dann zu Fuss bewältigt. Diese Auffahrt ist der Gegenentwurf zur Alpe d'Huez. Ruhig, fast schon einsam, am frühen Nachmittag im Schatten, oben Nichts, ausser ein paar Jugendlichen die auf dem kleinen Platz zwischen den wenigen Häusern Basketball spielen. Mit frischem Wasser aus dem Brunnen in unseren Trinkflaschen fahren wir vorsichtig zu Tal und ohne Halt gehts in den letzten Anstieg des Tages. Hier ist alles anders: Alle 100 Meter ein schwitzender Rennradfahrer, brütende Hitze, Verkehr. Dafür gibts die berühmten nummerierten 21 Kehren und immer wieder mit dem Berg kämpfende Radler, die wir passieren. Auf knapp 1000m Höhe ruft Manuel unseren Reiseleiter Peter an, dass der sich mit dem Fotoapparat an der Berankunft postiert. Der ist aber gerade erst 300 Hm weiter oben. Neben dem seit gestern 58-Jährigen, fährt zufällig der 15-jährige Matthias. Die perfekte Situation: Vorne das ungleiche Ausreiserduo, hinten das Feld der Favoriten. Manuel am Telefon: ,,Das Rennen ist eröffnet!" Peter zu Matthias: ,,Wir müssen zulegen, das wird eng!" Matthias: ,,Kein Problem!" Steigraten werden abgeschätzt, ständig Blicke von oben nach unten und von unten nach oben. ,,Können wir uns halten?" - ,,Werde ich die kriegen?" Ohne TV und Tourfunk bleibt die Sache spannend und unübersichtlich - auch für uns inzwischen weit Abgehängte. Wir geben bei und stoppen in einer Bar. Dann erscheint der souveräne Sieger Matthias und geleitet uns genauso souverän zum Hotel: Danke! War ein toller Tag mit allem was am Rennradfahren Freude macht.