09.08.2014,
axscoach:
Heute aktivieren wir zum Medvedin schlagartig die Beine. Nach 300 m einrollen rampt es wieder gewaltig, was uns allerdings nicht davon abhält, uns an den Ausblicken auf die Martinova Bouda, die Elbfallbaude, die Schneegrubenbaude und den Spindlerpass zu delektieren.
Am Ende der Steigung wechselt die Herausforderung: eine 2 km lange Schotterpassage nach Horni Misecky steht an. Hier schließt nahtlos die Auffahrt zur Vrbatova Bouda an, deren lange Geschichte (z.B. Friedensfahrt, s.u.) teilweise in Form von Kopfsteinpflasterabschnitten aus dem Asphalt hervorscheint. Einige fürs Riesengebirge ungewöhnliche Kehren bescheren uns einen Rolleranstieg, der nach Verlassen der Baumgrenze mit atemberaubenden Tiefblicken in die tschechische Tiefebene aufwartet. Oben die schon vom Medvedin bekannten Ausblicke zu Elbfallbaude und Spindlerpass.
Deutschland genießt den Rundumblick vom Aussichtspunkt, die Schweiz Kaffee aus Plastikbechern. Drei Entdecker (Sebastian, Tobias, Jan) machen sich auf den Weg, das weiterführende Asphaltband zu erkunden, das tatsächlich bis zur Elbfallbaude führt. Auf verbotenen Sandpisten geht es weiter zur Elbquelle und zurück zur Vrbatova Bouda (leider kein Elbquelldoping, da nur ein Brunnenbecken).
Während Robert die Hauptgruppe souverän durch die Ebene führt, versucht sich die Entdeckergruppe im Windwechsel wieder ans Hauptfeld heran zu beißen. Zumindest mir gehen nach dem Steilstück in Richtung Kosakov ziemlich die Lichter aus, und ich bin froh, die erste Pause endlich zu erreichen, die Alex und Silvi auf dem Aussichtsberg errichtet haben, der uns das Riesengebirge noch einmal vor die Füße legt. Schön war es dort, hart war es dort.
Endlich einmal eine Abfahrt mit Schwung! Herrlich gehts vom Kosakov runter, und unten in Eisenbrod (Selsni Prod) gleich wieder hoch nach Jirkov, der sich angenehm durch Wiesen nach oben zieht. Dem Hochpunkt im Wald schließt sich eine äußerst ruppige Abfahrt an, die in den allgäuhaften Anstieg nach führt. Meuterei droht, als weitere 900 Streckenmeter zur Chata Hvezda verbleiben, in der die zugegebener Maßen sehr späte zweite Pause geplant ist. Es ist mittlerweile halb vier.
Hier oben sitzt es sich aber äußerst angenehm, und die Zeit vergeht wie im Fluge. Gestärkt und bestärkt geht es Richtung Schlussanstieg. Jetzt soll auch noch die Rampe nach Studenov fallen. Erneut legt sich Schweigen über das Peloton. Patrick prägt den Spruch des Tages: "Ich hoffe, in eurem Programm wird nicht einmal das Wort Spaß erwähnt". Das finde ich zwar etwas übertrieben, aber er drückt damit die Gruppenmeinung über die Härte des Gegners gelungen aus.
Oben geht es noch leicht wellig weiter, bevor die steile, Regenrinnenbehaftete Abfahrt zum Ziel nach Harrachov beginnt. Dass Zappel sich seinen Durchschlag an der letzten Regenrinne holt, ist für ihn nur ein schwacher Trost. Sensationell allerdings der Service der Waldarbeiter, die am Ort des Defektes einen Montageständer zurückgelassen haben.
Ziemlich zerstört erreichen wir Harrachov und überfallen heuschreckenartig das Buffet.
Ursprünliche Etappenbeschreibung
Der dritte Tag beginnt gleich steil. Von Spindlermühle führt uns der Weg am Berghang des Medvědíns nach oben. Eine weitere Schotterpassage nehmen wir gerne in Kauf um nach Horní Mísečky zu gelangen. Von hier aus führt die Straße weiter bergauf zur Vrbatova bouda in 1400 m Höhe. Dies ist eine legendäre Bergankunft der Friedensfahrt, die hier zuletzt 1996 Halt machte. Im Gegensatz zu den bisherigen Anstiegen rollt dieser Berg aufgrund der fehlenden Rampen sehr gut. Kein Wunder, haben die tschechischen Straßenbauer hier ausnahmsweise von Serpentinen gut Gebrauch gemacht. Oberhalb der Baumgrenze kann der Blick sehr weit schweifen und manch einer wird in weiter Ferne den Ještěd / Jeschken von Liberec erkennen.
Was nun als Belohnung für die Schinderei der letzten Tage folgt, ist eine ausgedehnte Abfahrt, wo der Schnitt aufgebessert werden kann. 40 km geht es bergab bis nach Semily. Vom Riesengebirgskamm haben wir uns dann schon ein gutes Stück entfernt. Nicht ohne Grund, denn mit dem Kozákov erwartet uns jetzt ein Aussichtsberg im Riesengebirgsvorland, von dessen begehbarem Aussichtsturm ein Panorama nicht nur über das gesamte Riesengebirge geboten wird. Die Abfahrt vom Kozákov hat es ebenfalls in sich. Perfekter Asphalt und schöne Kurven laden zu hohen Geschwindigkeiten ein. In Železný Brod nehmen wir Kurs nach Norden und sammeln über ein paar kleinere Berge weiter fleißig Höhenmeter. Wem das nicht genug ist, der darf sich in Rokytnice die 300 steilen Höhenmeter nach Studenov hoch quälen und testen ob Kette und Oberschenkel noch halten, andernfalls geht es durch das Isertal flach nach Harrachov zum Etappenziel, wo es sich z.B. ein Besuch der Skiflugschanze am Teufelsberg anbietet.