03.09.2013,
Roli:
Heute stoßen wir nach Cortina d'Ampezzo ins Herz der Dolomiten vor, und zwar über den Weg Pustertal / Höhlensteintal / Col San Angelo / Drei Zinnen / Passo Tre Croci.
Im Pustertal besteht die Auswahl zwischen Bundesstraße (Verkehrs-Pest) und Drau-Radweg (Freizeitradel-Cholera). Der übermütigere Teil entscheidet sich für die Verschärfung über die
Pustertaler Höhenstraße (herrlich), der übermütigste für den Abstecher von dieser auf den
Hochstein (noch herrlicher, aber wohl mit Schmerzen verbunden).
Die Höhenstraße ist eigentlich eine Steigungsstraße. Über gitige Steigungen kämpfen wir uns mühsam nach oben, um die so gewonnen Höhenmeter gleich wieder sinnlos zu verbrennen – Hangpassagen, wie der Name erwarten lässt, sind Fehlanzeige.
So kommen wir leicht angeschlagen und in freudiger Erwartung auf die von Roli empfohlene Pizza in Vierschach zurück auf die Bundesstraße, auf der uns starker Verkehr und Gegenwind empfängt. Nach 8 km und somit der halben Bundesstraßen-Strecke entscheidet sich die Mehrheit am Brunnen in Sillian für die Verlängerung der Verkehrs-Pest und Vermeidung des Radwegs, auf dem sich tatsächlich, wie man teils beobachten kann, wahre Rudel bilden.
Bei Km 62 erreichen wir ziemlich kohlenhydratbedürftig das Helmhotel am Ortsausgang von Vierschach. Schnell bevölkern wir den heimeligsten Teil der Außenbewirtschaftung und vernichten Pizzen, Tagliolini, Bananen-Splits, Mousse-au-Chocolats und jede Menge Cola, Spumas, Spezis und alkoholfreie Hefeweizen. Rolis Empfehlung wusste auf ganzer Ebene zu überzeugen.
So gehen wir mit besserem Mut, aber unveränderter Verkehrs- und Windlage die letzten acht Kilometer durchs Pustertal nach Toblach an. Auf besonderen Kundenwunsch wurde in Innichen eine auf quaeldich-Reisen eher seltenes Kulturprogramm eingelegt: wir statten der romanischen Stiftskirche zu den Heiligen Candidus und Korbinian aus dem 12. Jahrhundert einen Besuch ab.
Vier Kilometer später biegen wir in Toblach endlich von der Pustertaler Bundesstraße ins Höhlensteintal ab.
Uninteressanter Einschub
Das Pustertal reicht von Brixen bis Lienz und ist damit das einzige mir bekannte Tal, das in der Mitte von einem Sattel geteilt wird, nämlich dem Toblacher Bergsattel (1219 m), an dem sogar ein Passschild, aber zurecht keine quaeldich-Beschreibung existiert, weil er in keiner Richtung als Pass wahrgenommen wird.
Ab hier werden wir nicht nur durch geringes Verkehrsaufkommen, sondern auch durch wunderschöne Landschaften für das gerade durchlittene entlohnt. Die Straße steigt kaum merklich an, der Wind schiebt von hinten, und nach der Passage von Toblacher und Dürrnsee kommt die mächtige Nordwand der
Drei Zinnen ins Blickfeld – magisch, wollen wir doch in kürzerer Zeit auf der anderen Seite an der Auronzohütte stehen.
Der Col San Angelo wehrt sich nur mit einem harmlosen Steilstück und 2 Kehren. Hier können wir im Café am Abzweig zur Mautstraße nochmals die Trinkflaschen auffüllen, bevor der Anstieg zu den Drei Zinnen beginnt. Wahnsinn: 650 Hm auf 7,4 km, davon 1,7 km flach, im Rest lange Passagen von 13, 14 und bis zu 18 %. Hier vermisse ich die ausgelassene Hochstein-Befahrung nicht. Oben am neuen Parkplatz über der Auronzo-Hütte kann ich bei aller Erschöpfung und Bergpanorama die Tränen fast nicht zurückhalten – ein einsam bewegender Augenblick.
Einige sind schon abgefahren, andere kommen noch nach, und so machen wir ein Rumpfgruppenbild und sehen dann zu, dass wir zur abschließenden Kaffeepause an den romantischen, laut Roli fast schon kitschigen Misurinasee kommen, von wo aus wir über den Tre Croci nach Cortina d'Ampezzo abfahren.
In der Olympiastadt von 1956 speisen wir umfangreich im Ariston und fallen nach einem kurzen Bummel durch die mondäne Einkaufspassage müde ins Bett.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Mutige nehmen bereits am Beginn der Etappe den Umweg über die
Pustertaler Höhenstraße und den
Hochstein.