10.09.2015,
Jan:
Kälte empfängt uns morgens in Camporosso. Alle bis auf Michael kündigen an, nach dem Lanzenpass direkt nach Ovaro abzukürzen. Somit stehen nur 86 km mit 1500 Höhenmeter auf dem Programm.
Die 18 km zurück nach Pontebba laufen talauswärts deutlich flüssiger als gestern bergauf mit Gegenwind. Hier beginnt der Anstieg zum Lanzenpass. Ob der geringen Etappenlänge zucken einige Richtung Caffè, letztlich obsiegt aber der Bergtrieb. Dem Flusslauf flach folgend steigt langsam die Nervosität, je weniger Kilometer und mehr Höhenmeter übrig bleiben.
Wie von Christoph in der quaeldich-Beschreibung angekündigt, ist an den beiden Bauernhöfen Schluss mit lustig. Aus dem Favoritenfeld ist nur noch Sonny beim Kameramotorrad geblieben, aber ich muss zugeben, dass SIE das Tempo bestimmt. Im Wald bleibt die Steigung deutlich zweistellig, der härteste Abschnitt steht aber an, als der Wald verlassen wird und sich erstmals ein Blick auf die Felskämme der Karnischen Alpen eröffnet.
In einer Doppelkehre stehen maximal 24 Prozent an (laut meinem Garmin, Michaels Sigma misst 18 Prozent). Tiefe Krater in der Linkskehre fordern zwei harmlose Sturzopfer, bevor die Straße ein Einsehen hat und nach unten klappt.
Endlich am Lanzenpass! Mittlerweile hat sich die Sonne wieder verabschiedet, es ist kalt, aber längst nicht so kalt wie gestern. 11 Grad draußen, mollig warm in der Passgastronomie, die uns zügig mit Pasta und Minestrone, Coca et Caffè versorgt. Italien, ich bin versöhnt.
Schwierige Abfahrt, sehr schmal, eng, steil.
Dann noch vorwiegend flach in der südlichen italienischen Sonne erst nach Tolmezzo, dann hoch nach Ovaro. Jetzt sitzen wir herrlich vor dem Hotel und genießen den frühen Feierabend. Einzig Michael hadert etwas mit dem versäumten Sella di Razzo. Der Rest ist relaxed! Noch! Denn morgen wartet der Zoncolan.
Jans Track auf Strava
Bericht von 2014
Es schüttet die ganze Nacht hindurch aus Kübeln und auch zum Frühstück zeigt der Wettergott noch keine Gnade. So verschieben wir den Start auf 10 Uhr. Obwohl es noch immer nass ist, starten wir auf dem kürzesten Weg durch das Kanaltal über Pontebba und Chiusaforte nach Tolmezzo. Dort trocknet es langsam auf und Gruppe 1 wird nur von den Carabinieri ausgebremst, die uns eindringlich zur Einerreihe mahnt. In Villa Santina bleiben einige Wagemutige nach einer Stärkung auf der geplanten Route, alle anderen biegen zum Hotel an, um sich erstmal trocken zulegen.
Nach dem Mittagessen ist es immer noch trocken und daher werden von vier Teilnehmern und einem Guide Pläne gewältzt. Kurz vor drei Uhr geht es schließlich auf die Runde über Ampezzo und die Sella di Razzo. In geschlossener Formation fliegen wir dem Anstieg entgegen und in die Lumei-Schlucht hinein. Dort geht es dann durch kopfsteingepflasterte, feuchte Tunnel nach oben und zwischendurch blitzt die Sonne zwischen den Wolken und Nebelschwaden durch. Wir freuen uns, doch noch aufgebrochen zu sein. Über Sauris kurbeln wir weiter nach oben und schließlich tauchen wir kurz in den Nebel ein. Oben gibt es noch ein kurzes Steilstück, doch dann können wir uns der Ruhe, dem Panorama und der Nebel-Wolken-Sonnen-Stimmung erfreuen!
Die Abfahrt durchs Val Pesarina ist ebenfalls genial und mit Blick auf den Monte Zoncolan rollen wir zum Hotel. Der Monte Zoncolan steht morgen am Programm, wurde aber heute schon von einem Vorauskommando erkundet und für fahrbar erklärt. Wir werden es morgen sehen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Nach der Einrollphase im Kanaltal zurück bis Pontebba wartet der
Lanzenpass (ital. Passo di Cason di Lanza) auf uns. Besonders im oberen Teil gespickt mit Rampen im deutlich zweistelligen Prozentbereich ist dieser Pass eine echte Herausforderung. Liebhaber des Profisports wissen, dass der Giro d'Italia 2013 auch schon über diesen Pass gefahren ist. Die Straße ist schmal und kaum befahren, so haben wir den Anstieg fast für uns alleine. Auf der anderen Seite geht es, unterbrochen von einem Gegenanstieg, hinab nach Paularo und weiter bis Tolmezzo. Nur kurz folgen wir dem Tagliamento aufwärts, bevor in Ampezzo die Straße wieder stärker ansteigt. Durch die Lumiei-Schlucht geht es hinauf nach Sauris und weiter zur einsamen
Sella di Razzo, dem höchsten echten Pass und gleichzeitig westlichsten Punkt unserer Tour. Auf der Passhöhe ist das Tagwerk vollbracht und wir rollen durch das Valle Pesarina hinunter nach Ovaro.
Hartgesottene fahren statt durch die Lumiei-Schlucht über den
Passo di Pura nach Sauris. Wem die Tour zu hart ist, der kann optional einen der beiden Anstiege der Standardplanung auslassen.