05.07.2017,
Jan:
Wunderbare Morgenstimmung umgibt uns in Bouillon, die Zitadelle spiegelt sich in der ruhig dahinfließenden Semois, wir Radfahrer setzen mühelos einen lärmenden Kontrapunkt. Wir folgen der Semois, durchfahren den Zitadellentunnel und steigen umgehend bei ca. 4 Prozent sanft auf die Hochfläche nach Corbion, wo wir nach Frankreich einfahren. Martin und Alexander führen uns im Wind durch GANZ Frankreich, bevor wir kurz darauf wieder nach Belgien kommen und zurück ins Semois-Tal fahren. Wie wunderschön dieses Tal ist! Außerdem sorgt es für Flow, Flow, Flow! Hinter Thilay kürzen wir eine Semois-Schleife mit einigen Höhenmetern über den Hang ab, und fahren kurz darauf auf den Col de Liry, wo Sille, Erich und Moni auf einer romantischen Lichtung mit der Getränkeverpflegung warten. Der Protagonist des Matti Chainsuck-Massakers richtet zum wiederholten Male seinen Di2-Umwerfer hin, hier mithilfe unseres Montageständers.
Die als verwinkelt annoncierte Abfahrt ins Maastal zeitigt in unserer Gruppe trotz Warnung zwei Verbremser der übleren Sorte. Das Maastal steht dem Semois-Tal in puncto Schönheit nicht viel nach. Nun heißt es Abschied nehmen von den Bergen. Matti freut sich so sehr über die nun gerade einmal nicht abspringende Kette, dass er tobsi auf diesen 200 letzten wesentlichen Höhenmetern vor Paris niederringt. Über recht schmale Straßen geht es in Stufen abfallend hinunter, die Ausblicke in die Vor-Ardennen-Landschaft sind wunderbar, die Stimmung gut. Eine zwanzig Kilometer lange Faux-Plat führt uns nach Signy l'Abbaye, wo das Mittagessen auf der Hauptstraße vor dem le Gibergeon stattfindet.
Kurz nach Signy erfährt die Landschaft einen ziemlichen Bruch. Die Hügellandschaft verflacht sich, die Wiesen, Weiden, Büsche und Wälder werden durch kilometerlange Agrarmonokulturen von Raps, Mohn, Weizen, Lavandel, Hanf und Gerste der Champagne ersetzt. Die Sonne drückt erbarmungslos vom Himmel, so dass wir das Tempo erhöhen, um für Luftkühlung zu sorgen. Kurz vor Reims gehen dennoch oder gerade deswegen meine Wasservorräte zur Neige. Die Krönungs-Kathedrale der französischen Könige kündigt schon von weitem den Zielort der Etappe an. Die Einfahrt ist wenig anheimelnd, das Abschlussfoto vor der Kathedrale dafür gigantisch.
Oder kurz gesagt: Erst schön, dann heiß!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Das dritte Teilstück nach Reims ist zweigeteilt. Während wir uns auf der ersten Hälfte noch in den Ardennen austoben, wird das Profil in der Champagne dann deutlich leichter.
Eigentlich sind wir schon fast wieder draußen aus den Ardennen, doch ein paar letzte Hügel wollen noch überwunden werden. Daher wenden wir uns von Bouillon aus zunächst nach Westen und fahren ein Stück entlang des hübschen Semois-Tals. Hier überschreiten wir endgültig die Grenze nach Frankreich. Zwei Anstiege gilt es noch zu erklimmen, zunächst den Col de Liry, der uns ins Tal der Maas führt, und dann einen namenlosen Hügel auf der anderen Talseite. So umgehen wir den Großraum Charleville-Mézières und fahren durch dünn besiedeltes Territorium. Die Landschaft verändert sich, die Hügelketten sind nun weniger dicht bewaldet, und landwirtschaftliche Nutzflächen werden immer häufiger. Doch auch wenn das Profil recht flach aussieht, taucht hinter jeder Hügelkette eine neue auf – das sorgt zwar häufig für schöne, idyllische Panoramen, kann aber auch zermürbend sein. Glücklicherweise werden die Hügelketten immer niedriger, je weiter wir nach Süden vordringen, und wenn die Zusammenarbeit in der Gruppe gut ist, sollten wir bis zum Schluss das Tempo hochhalten können. Und irgendwann tauchen dann zum ersten Mal die Türme der gotischen Kathedrale von Reims am Horizont auf, und wir haben das Ziel vor Augen. Durchhaltevermögen ist gefragt, bald darauf fahren wir dann auch schon an der Kathedrale vorbei und erreichen unser Hotel im Zentrum von Reims.