03.07.2017,
Jan:
Herzlich willkommen zur Tour-Berichterstattung aus dem belgischen Spa. Der Zielort der ersten Etappe unserer eigenen Tour de France von von Düsseldorf nach Paris ist nicht nur Formel-1-Interessierten ein Begriff, auch den Wellness-Freunden ist dieser Badeort weltweit ein treuer Begleiter, stammt doch der Begriff Spa für Wellness-Landschaft hierher.
Heute war allerdings nicht Wellness das Thema, sondern überraschenderweise Radfahren. Nachdem wir gestern hauptsächlich den Profis beim Radfahren zugesehen haben, wollen wir es heute selber wissen. Die 160 km bis Spa stehen ganz im Zeichen des Cauberges, für den wir einen weiten Schlenker nach Westen in Kauf nehmen. Düsseldorf mit seinen vielen Ampeln ist letzlich schnell verlassen. Wir überqueren den Rhein über den schmalen Radweg der Kardinal-Frings-Brücke und sind nach Verlassen der Rheinauen bis zur ersten Getränkeverpflegung in Herrath auf breiteren Landstraßen unterwegs, die uns schnell voran kommen lassen. Ab hier scheucht uns Etappenplaner Marcel über die von ihm bevorzugten Feldwege bis zur Mittagsverpflegung nach Gangelt, die sensationell im Haus Hamacher in Gangelt stattfindet. Das Buffet steht bereit, es gibt Nudeln, Gemüse, Bratlinge, Hähnchenbrust und eine richtig vielseitige Salatauswahl. So können wir uns aussuchen, wie lange wir bleiben. Wir sind nicht in Eile und genehmigen uns noch einen Espresso. Da ist Gruppe 2 mit René und Marcel allerdings schon längst da.
Jetzt fahren wir nach Holland ein, und Tom hat uns gestern Abend schon davor gewarnt. In den Niederlanden sind die Strafen für die Missachtung der Radwegebenutzungspflicht drakonisch, und so vermeiden wir die Radwege woimmer möglich. Die Konsequenz: Feldwege. Das tut zwar dem Flow nicht sonderlich gut, aber die durchfahrene Landschaft ist äußerst pittoresk. Ich hatte von Holland eigentlich nur flurbereinigte Weiten voller Agrareinöde erwartet, aber es ist wellig, die Kulturlandschaft ist pittoresk von Hecken und Mäuerchen gefasst, über allem strahlt ein blauer Himmel. Schön hier!
Nach einer kurzen Abfahrt erreichen wir Valkenburg und den Anstieg auf den legendären Cauberg, an dem ich mich völlig abschieße. Auch wenn er nur kurz steil ist - das Tempo macht das Gift. Bild am Passschild! Der weitere Etappenverlauf ist von mir vom einsetzenden körperlichen Verfall geprägt, was ich aber hinter meiner Sonnenbrille zu verstecken suche. Eine Faux-Plat und eine sehr schöne Talabfahrt später versprühen Eva und Luzie gute Laune bei der zweiten Getränkeverpflegung in Gulpen. Wir wollen Luzie beibringen, "Papa, bist du auch schon da!" zu sagen, aber sie lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und hat ihre eigene Vorstellung vom Leben!
Nun geht es gaaanz lang bergauf nach Henri-Chapelle. Wir müssen tobsi etwas zügeln, aber Martin drückt konstant 330 Watt den Berg hoch und hält die Gruppe zusammen. Auf einmal sind wir in Belgien und erreichen die nördlichen Ardennenausläufer. Schön! Hinter Henri-Chapelle rollen wir in Stufen hinab ins Wesertal (französisch: Vesdre) nach Limbourg und dann auf der Nebenstrecke steil durch den Wald zur Barrage de la Gileppe hinauf. Herrliche Ausblicke von der Staumauer, Begeisterungs-Espresso am angegliederten Café. Jetzt liegt nur noch eine rasante Abfahrt und ein letzter relativ steiler Stich vor unserem Hotel in Spa vor uns. Eine sehr schöne, abwechslungsreiche Etappe, auf dem letzten Abschnitt sogar auf der heutigen Tour-de-France-Strecke. Heldenhaft!
Bericht vom Prolog am 2.7.
Nachdem wir gestern stundenlang im Düsseldorfer Nieselregen den Profis beim Zeitfahren zugeschaut hatten, enttäuschte uns das Wetter heute morgen mit trockenen Straßen, wollten wir es doch unseren Vorbildern gleichtun.
Nach einigen Irrungen und Wirrungen aufgrund nicht antizipierter Tour-de-France-Streckenverläufen, kamen wir
Okay, fangen wir nochmal von vorne an. Jan wird vom Berichterstatterpult verdrängt und bestellt sich noch ein kleines Apfelschorle.
Bewölktes, aber trockenes Wetter erwartet uns in Düsseldorf, als wir zur Tour-Bergwertung am Grafenberg aufbrechen wollen, um dort nochmal die Fritten-Tütüs auf den Werbemobilen bewundern zu dürfen. Kurz darauf fuhren auch ein Haufen bunte Radfahrer in höchstens mäßig innvoativ designten Lidl-Outfits hinterdrein. Schnell lösen wir uns von der Bergwertung und hetzen über die schlechteste Straße Düsseldorfs zum zweiten Peloton-Kontakt außerhalb von Ratingen. Glück und sensationelles Timing sorgen dafür, dass wir tatsächlich kurz vor der Spitzengruppe dort eintreffen und zudem Zeuge einer polnischen Polkatrompentenkombo in vollem Blaseeinsatz werden.
Dann geht es noch auf einen 56 km langen Prolog. Jans Luschenkombo kehrt auf eine Kaffeepause ein, sobald es zu regnen beginnt. Stimmt ja gar nicht, der Executive Sous-Chef wird zurück ins Glied befördert. Dank einer sensationell getimten Tempoverschärfung erreichen wir die aus der Gruppe geforderte Verpflegung in Form einer Tankstelle genau vor dem Starkregen, aufgrund dessen wir uns zu einer ausgedehnten Espressopause entschließen.
Jans Gehirnzellen befinden sich noch im altbierinduzierten Mangelernährungszustand (aufgrund des Kraftwerk-Konzertes, dem er in der vergangenen Nacht beiwohnen durfte).
Für große Freude sorgt anschließend der leicht abfallende Bahntrassenradweg, dem wir für etwa 10 km flowig folgen. Props für Streckenghostwriter Wolfram! Dann geht es ohne weitere Kackwellen zum Rhein, auf die gestrige Zeitfahrstrecke und zurück ins Altbierparadies. Schöne Grüße aus der Berichterstattungslounge in der ältesten Brauereigaststätte Westdeutschlands.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Es geht los: Drei verschiedene Länder am ersten Tag unserer Fernfahrt, Deutschland, Niederlande, Belgien. Mit dem Cauberg erwartet uns eine von den Frühjahrsklassikern bestens bekannte Bergwertung.
Nach zwei Tagen im Tour-Fieber steht am Montag früh nun unser eigener
Grand Départ auf dem Programm. Wir kämpfen uns nochmals durch den Großstadtverkehr, doch es braucht gar nicht viele Ampeln, da überqueren wir den Rhein und sind unterwegs nach Paris. Durch das Niederrheinische Flachland können wir richtig Fahrt aufnehmen und arbeiten uns über die Vororte von Mönchengladbach voran nach Westen. Je weiter wir kommen, desto dünner wird die Besiedelung, und wir können den Rennrad-Flow so richtig genießen. In etwa bei Kilometer 78 überqueren wir die Grenze in die Niederlande, wo sich die Streckencharakteristik beinahe sofort ändert. Da die Radwegbenutzungspflicht bei unseren Nachbarn sehr strikt ausgelegt wird, weichen wir auf bestens asphaltierte Feldwege aus – das ist mit vielen engen Kurven vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, doch so fährt man eben hier Rad. So erreichen wir das Radsportmekka Valkenburg, wo bei Kilometer 100 die erste Bergwertung ansteht: der vom Amstel Gold Race bestens bekannte Cauberg. Hier wendet sich unsere Strecke nach Süden, und schon bald ist Belgien erreicht, wo es nun deutlich hügeliger wird, und die Ardennen sich bereits ankündigen. So stehen mit der Côte de la Ville-Haute und der Côte des Bansions noch zwei kleine Bergprüfungen auf dem Programm, bevor wir in unserem ****-Hotel bei Spa einrollen und uns nach dieser langen Etappe das Wellness-Angebot mehr als verdient haben.