11.06.2020,
Jan:
Da es heute morgen in Ludwigshafen regnet, entscheiden wir uns, lieber mit dem Auto in die Südpfalz zu fahren statt mit dem Rad. Schließlich wollen wir nicht auf den letzten Metern noch eine Erkältung riskieren, wo wir doch von Berlin bis Ludwigshafen trotz widriger Gesamtwetterlage ziemlich gut durchgekommen sind. Das entzerrt die Abläufe gewaltig, und so können wir in Ruhe frühstücken und fahren in aller Ruhe um 9 Uhr los. "So verhangen habe ich den Pfälzer Wald noch nie gesehen", sagt Peter, als wir auf der Autobahn durch den Nieselregen fahren. "Komische Wetterlage."
Aber es ist trocken in Gleiszellen, und nach und nach kommen die Teilnehmer an. In der Pfalz gelten relativ weitgehende Lockerungen der Kontaktbeschränkungen, wir müssen nur auf den Wegen durch das Hotel Masken tragen, und draußen und am Tisch natürlich nicht. Bis zu 10 Personen dürfen sich in der Pfalz treffen, auch aus verschiedenenen Haushalten, was bedeutet, dass wir hier in der Pfalz die Gruppen so bilden können wie auf normalen quäldich-Reisen. Nur der Abstand zum Vordermann soll weiter gehalten werden. Nach der zügigen Begrüßung aller Teilnehmer und der Teamvorstellung teilen sich die Gruppen magisch in vier etwa gleich große Teile. Nur zu mir will natürlich wieder keiner, und ich muss ein paar freiwillige Teilnehmer für die sportive Gruppe bestimmen.
Die ersten 80 km führen aus der Pfalz hinaus in die Rheinebene und dann zurück auf den Pfälzer Wald zu. Am nordöstlichsten Punkt ist die Mittagspause vorgesehen, es gibt Fläschknepp mit Meerrettich.
Hauptsache flach also statt
Hauptsache bergauf, vielleicht als Anklang an Berlin-St. Petersburg, die heute gestartet wäre. Die Wolken hängen immer noch stark vor dem Pfälzerwald, und vom Rhein kann man noch nicht einmal die Kulisse erkennen. Das ändert sich aber im Verlauf der Mittagspause, die für unsere schnelle Gruppe sehr zügig abläuft- Die anderen Gruppen haben weniger Glück, teils dauert's wohl doch arg lang. Ich mag die Fläschknepp, jemand sagt, das seien halt Königsberger Klopse. Kn Königsberg wären wir in drei Etappen gewesen. Ähnlich sind die Klopse wohl, nur ohne Sardellen, ohne Kapern, dafür mit Meerrettich.
Obwohl die Mittagspause für uns recht zügig abläuft, hat sich der Blick auf den Pfälzer Wald deutlich aufgeklart, und so fahren wir mit guter Sicht auf die Kalmit und das Hambacher Schloss durch die Weinberge auf Maikammer zu, wo wir nach Norden einbiegen um das Hambacher Schloss in Angriff zu nehmen, unserem ersten Berg der Pfalztour. Ich bin zwar nicht spritzig, aber irgendwer
muss ja mit Morten spielen, der in den letzten Monaten am Hamburger Deich offensichtlich zu viel Kraft gesammelt hat. Die Straße zum Hambacher Schloss fährt in einem weiten Bogen um den Schlossberg herum. Kaum jemals ist mir ein Bogen so lang vorgekommen, doch endlich zweigt der Gipfelstich vom Rundkurs ab. Eigentlich wollte ich noch eine Attacke lancieren, aber das Tempo ist so hoch, und ich belasse es bei dem Plan. Oben lauert eine ziemliche Menschenmasse, so dass wir die Aussicht in die Rheinebene nur kurz genießen.
Durch das Edenkobener Tal fahren wir hinauf in Richtung Lolosruhe, und sobald wir Edenkoben hinter uns gelassen haben, tauchen wir ein in die Pfälzerwaldidylle. Die Straße ist nicht mehr zweispurig, der Verkehr ist gering, und der verbleibende ist vornehmlich rücksichtsvoll. Morten, Fred und Bernd matchen sich oben, ich bin froh, dass ich mich an Klaus orientieren kann. Und genieße die Auffahrt. Oben wartet Gabi mit ihrer Truppe. Wir grüßen im Vorbeirollen und stürzen uns in die rasante Abfahrt am Heldenstein vorbei. Schöööner Flow! Nach einem allgäuesken Almabschnitt biegen wir rechts zu den Drei Buchen ein, ein weiterer sehr idyllischer Anstieg inmitten im Nirgendwo. Nach einer weiteren schnellen Abfahrt sind wir zurück auf der Weinstraße und müssen nur noch ein, zwei Rampen wegdrücken, bevor wir uns in Gleiszellen auf die Terrasse setzen können und den Blick über die Rheinebene schweifen lassen.
Prost! Auf eine schöne Auftakt-Etappe durch die Pfalz!
Eigentliche Etappenlänge: 132 km und 1430 Hm inkl Hambacher Schloss.