02.10.2015,
V12Roadster:
Herrlich – ehrlich!
Ein wunderschöner Saisonabschlusstag liegt hinter uns. Mosel/Saar/Ruwer mit goldenem Herbstlicht und strahlendem Sonnenschein hat alles gehalten, was ich mir vorgestellt hatte: wunderschöne Landschaften zwischen Wein und Berg, idyllische Orte und gutes Essen. Nur der Guide der sportiven Gruppe zog mit Bedienungsschwierigkeiten von Garmin und Leihrennrad die Gesamtperformance deutlich nach unten.
Aber der Reihe nach: Gereon, Oliver und ich begrüßen pünktlich um 9.30 Uhr die 20 Teilnehmer des Saisonabschlusses an Mosel/Saar/Ruwer in Trier. Schon hier zeichnet sich Gereons liebevolle Organisation ab, die sich durch den ganzen Tag zieht. Mit dem Unterzeichnen des Haftungsausschlusses erhält jeder ein exklusives Giveaway in Form eines Buffs der Region. Man sieht: Gereon will sein Heimatrevier in bestes Licht setzen. Das Wetter spielt auch mit, die Stimmung ist gut, es kann los gehen. Da der Track von E1-lang einen Fehler aufweist (der ist nicht ganz so perfekt wie das, was Gereon beeinflussen kann, denn den habe ich erstellt), entscheide ich mich, zunächst nach E1-kurz zu guiden, da beide Varianten bis zur Mittagsverpflegung in Kasel identisch sind.
Nach drei Kilometern bemerkt Dieter, dass dieser Anstieg an Tag 3 auch befahren wird, denn diese Strecke ist er gestern schon abgefahren. Uups... Ähem... "I am the guide, I follow my track"... of E3-kurz. FUCK! Sehr peinlich. Die erste Runde Bier der sportiven Gruppe geht heute auf mich. Hohn und Spott ist der verdiente Lohn.
Etwas hakelig folgen wir wenig später dem Radweg an der Mosel entlang Richtung Saarmündung. "Mosel/Saar/Ruwer" beginnt ernst zu machen. Mit einer kurzen Welle erreichen wir Oberemmel, wo der Ortsbürgermeister entgegen aller Absprachen die Straßenerneuerungen nicht fristgerecht abgeschlossen hat. Der Ärger hierüber verfliegt im wunderbaren folgenden Anstieg, der mit dem profanen Namen "Oberemmeler Windkraftanlagen" im Höhenprofil verzeichnet ist. Ein Name, der der Schönheit des Anstiegs in keiner Weise gerecht wird. Unten durchfährt man einen schönen, lichten Wald, um in einigen Kehren dem Himmel entgegen zu fahren. Beim Austritt aus dem Wald können wir erstmals die Ausblicke auf die Weinberge an Mosel und Saar genießen, die in das goldene Oktoberstreiflicht getaucht werden. Und auch von sportlicher Seite werden wir nicht kurz gehalten. Die Steigung verlangt mir einiges ab, um an Benedikt, dem Jungspund der Gruppe dran zu bleiben. Wunderbar!
Unter den Windrädern steht Max mit der Geträenkeverpfleung bereit, gesponsort von
baltes.com, ihrem kompetenten Partner für alle Installationsarbeiten oberhalb und unterhalb der Baumgrenze.
Rasant und unter Jauchzen und Freudeschreien geht es nun hinab ins Ruwertal, das wir sogleich über einen weiteren zwar nicht namenlosen, aber doch Anstieg unbekannten Namens wieder verlassen.
Eine weitere schöne Abfahrt im goldenen Oktoberlicht bringt uns zurück ins Ruwertal, dass wir nun noch kurz in Richtung Kasel hinauf fahren, wo uns eine von Gereon wunderbar vorbereitete Mittagsverpflegung in Form von Kappes-Terdisch erwartet (Regionskunde: Sauerkraut mit Kartoffelbrei und Kassler oder Rauchfleisch. Hier: Kassler! Also konzentrierte Sportlernahrung). Vegetarier genießen reginal äußerst untypische gefüllte Gnocchi mit Tomaten-Ruccola-Topping. Vom Feinsten! Applaus für Gereon brandet auf.
Die sportive und die ausdauernde Gruppe fährt im Anschluss zunächst auf dem Ruwertalradweg, dann aber hinauf auf den Rösterkopf, den wir 2011 auf der Deutschland-Rundfahrt aus Kell kommend befahren sind. Leider hat auch das Landratsamt Trier-Saarburg, ebenso wie der Bürgermeister von Oberemmel, allen Absprachen zum Trotz die Neuasphaltierung des Anstieges nicht fristgerecht abgeschlossen, so dass wir noch an der Asphaltmaschine vorbeitragen und im Anschluss die Reifen von Asphaltkörnchen befreien mussten.
Geile Abfahrt hinunter in Richtung Zerf. Wunderbare Dorfdurchfahrt im – erwähnte ich sie schon? – wunderbarer Oktobersonne. Szenenapplaus.
Es folgt der sanfte Aufstieg nach Vierherrenborn und die Abfahrt hinunter zum Speiner Bildchen, wo ich die anfangs grob eingebüßten Guidepunkte immerhin rudimentär durch kulturelle Bildung kompensieren kann.
Geil runter Richtung Ockfen und weiter an die Saar, wo Max zum zweiten Mal mit der Getränkeverpflegung wartet. Wunderbare Ortsdurchfahrt durch Saarburg, Katastrophe dann im anschließenden Anstieg. Gegen alle Warnungen von Gereon, dessen Zweitrad ich heute fahre (wie einst auf E8 der Pyrenäen-Klassiker 2014), schalte ich groß-groß und zerfetze das schöne Campa Super-Record-11-fach-Schaltwerk. Ende einer Dienstfahrt, die unter Leitung von Martin virtuos zuende geguidet wird. Da in Trier kein Ersatz zu verschaffen ist, stellt mir Gereon morgen sein Drittrad – danke für das Vertrauen, dem ich heute nicht gerecht geworden bin.
Kein guter Tag für mich, aber wohl ein guter Tag für die Gruppe. Eine geile Etappe bei bestem Wetter in wunderbarer Landschaft. Nach ein paar Bier werde ich sicherlich auch mit meinen Unzulänglichkeiten Frieden schließen.
Prost!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Etappe 1b
Damit jeder sich jeder gemächlich in den Flow hineinfindet, starten wir mit einer Flachetappe von Trier-Euren über den Moselradweg in Richtung Saarmündung. Nach einigen Kilometern an der Saar erreichen wir den naturbelassenen und von Stromschnellen gekennzeichneten Nebenarm der Saar bei Kanzem und befinden uns, wohin auch das Auge blickt, mitten in der Weinbaulandschaft, welche das Bild entlang der Saar beherrscht. Jetzt, zur schönsten Jahreszeit im Weinberg dürfen wir uns an dem Farbenspiel, den Gerüchen und den vor uns liegenden Steigungsprozenten erfreuen. Nachdem wir die Kulturlandschaft um Kanzem und Wiltingen an der Saar hinter uns lassen, kehren wir ins Konzer Tälchen ein um von der Weinbaugemeinde Oberemmel den Aufstieg auf die Ausläufer der Höhenlagen des Hunsrücks in Angriff zu nehmen. Die Anstrengung wird alsdann mit einem grandiosen Ausblick auf die umliegenden Mittelgebirge von Hunsrück, Saargau, Eifel bis hin zu den Ausläufern der Ardennen belohnt. Direkt im Anschluss geht es in einer rasanten Abfahrt ins traumhaft gelegene Ruwertal zur Getränkeverpflegung. Von hier aus erklimmen wir über den flach ansteigenden Ruwertalweg die Höhenlagen des Hochwaldes und folgen ab Zerf der Hunsrückhöhenstraße, bis nach Vierherrenborn, um mit einem garantierten Flow bis zu deren Ursprung in Filsch an der Saar abzufahren. Im benachbarten, malerischen Weinbauort Ockfen ist die Hauptverpflegung geplant.
Nach ein paar Flusskilometern im westlichen Teil des Naturparks Saar-Hunsrück taucht Saarburg mit seiner mittelalterlichen Befestigungsanlage auf. Nach dem Passieren der Saarburger Wasserfälle begeben wir uns über leichte Anstiege direkt in den Saargau der uns mit den Streuobstwiesen und der Route du Cidre (Viezstraße) zu begeistern weiß. Noch einmal stürmen wir von Tawern einen Anstieg der den Saargau vom Moseltal trennt. Noch einmal stürmen wir von Tawern einen Anstieg der den Saargau vom Moseltal trennt. Über eine bewaldete Hochebene begeben wir uns ins einsame Albachtal und folgen inmitten von Weinbergen der Abfahrt nach Wasserliesch an der Mosel. Nach ein paar Kilometern durchs Moseltal erreichen wir auf dem Moselradweg Oberbillig, wo wir gegen einen kleinen Obulus mit der Fähre ins luxemburgische Wasserbillig übersetzten.
Nach einem sehr kurzen Zwischenspiel im Großherzogtum erreichen wir wieder deutsches Territorium und erklimmen über einen kleinen Panoramaweg in den Weinbergen von Liersberg noch die auslaufenden Hochlagen der Eifel. Noch einmal dürfen wir den Blick schweifen lassen, bevor jeder Schweißtropfen in der bewaldeten Abfahrt nach Euren in Richtung Hotel getrocknet wird. Das 50 Meter vor dem Hotel Eurenerhof befindliche und zur bestem Eisdiele von Trier gekürte Cafe, kann ich an diesem Tag natürlich nicht unerwähnt lassen.