07.07.2020,
hagen306:
Mit Wonne las ich soeben Peters gestrigen
Bericht aus den Rätischen Alpen: "Vergnügen aus Leidenschaft". Oder Leiden aus Vergnügen am Mortirolo? Ich ziehe den Hut!
Gut, dass die Fotos in Farbe waren - ich jedenfalls hätte mich ziemlich grau gefühlt. Zumal in diesem Jahr auch der
Guide Nr.1 gnadenlos durchzieht und ich quäldich-intern wohl die rote Laterne anstellen darf.
Für mich ist damit klarer denn je: Steil DÜRFEN die Berge sein. Schön MÜSSEN sie sein. Deswegen auch unser Kurztrip
"Bergglühen in der Rhön" Ende August gleich bei mir vor der Haustür. Spontan im Juni aus der Schublade gezogen, ist hier eigentlich kein Streckencheck nötig. Nur der reinen Schönheit der Berge wegen MUSS er aber doch sein - täglich sozusagen.
Also bin ich gestern mit dem Tier (Name von der Redaktion geändert) hübsch östlich um die Wasserkuppe herum in Richtung Lange Rhön gekurbelt. Wie immer lautet die Parole "heute eine SCHÖNE Tour, nicht am Anschlag". Wir entschließen uns kompromissbewusst und zeitweilig für "SCHÖN am Anschlag" - wie soll es auch anders sein bei diesen herrlichen 20min-Bergaufeinlagen. Oben kann man ja wieder rollen.
Gleich am Wachtküppel adelt das Tier die angedachte Streckenführung: "Ich hab mich schon gewundert, heute nur 1500hm auf 80km, aber Du wusstest wohl, dass der Wind bergauf von vorn bläst. So passt das doch." Das sehe ich nicht ganz so, aber wenigstens können wir uns an den immer neuen Aussichten über Poppenhausen zum Berg der Flieger, dann in den Gersfelder Talkessel ergötzen.
Wir sinnieren über die erstaunlich hohe Trittfrequenz eines Mountainbikers, der bergauf vor uns fährt und einfach nicht näher kommen will. Wetten, dass er einen Motor dabei hat? Natürlich. Selbstzufrieden drücken wir uns an ihm vorbei. Wohlwissend, dass weder ich noch das Tier im Ernstfall dem Bosch-Aggregat gewachsen wären. Wir fahren "by fair means" - und das ist letztlich, was zählt.
Hinter der Wasserkuppe testen wir spaßeshalber die STVZO-Kenntnisse der Rhöner Autofahrer: Wir fahren der besseren Unterhaltung wegen nebeneinander. Das dürfen wir ja auch, da ausnahmsweise im Gegenverkehr was kommt und eh kein Auto legal mit 2m Abstand an uns vorbeikäme. Tatsächlich, nur einer hupt mal kurz. Huldvoll lösen wir die Formation auf und lassen die Vierräder passieren,als alles wieder frei ist.
Nächster Stieg: Rauf zur Schornhecke und dann die Hochrhönstraße auf ca. 800hm entlang der Langen Rhön. Zwar ist unser Foto von hier oben recht grau. Eigentlich ist es aber nur grün hier. Panorama bis zum gesamten Thüringer Wald. Und der Wind schiebt gewaltig bis zum Dreiländereck am Schwarzen Moor - endlich gibt´s Zockerstei, yeah!
Gemeint sind Süßigkeiten von Blaubeerkuchen bis hin zur Bratwurst. Schließlich befinden wir uns fast schon in Thüringen. Da wir aber auch noch in Bayern sind, ergänzt das Tier das Menü noch um zwei Pilgerstoff. (Bier, damit das Pilgern besser geht?!). Eventuell war auch noch etwas Mut erforderlich, denn gleich geht es über den alten Grenz-Todesstreifen: 300m Schotter, die für des Tiers 8000km alten Hinterreifen mit durchschimmernder Karkasse tatsächlich tödlich sein könnten. Aber eben nur könnten.
Ein herrlicher Tag bislang - nur sind die Beine nun ziemlich Mus. Heute hätten wir Eule gebrauchen können - denn er achtet immer darauf, dass Pausen nicht ausufern. Und so eine Kultmassage wäre auch nicht schlecht.
Nunmehr haben wir genug von Panorama und holpern hinunter nach Hilders - der Winter nagt hier ganz ordentlich an der Straße. Wir KÖNNTEN jetzt sanft im Ulstertal dahinrollen und den Milseburgradweg durch den Tunnel nach Hause entlangluschen, MÜSSEN aber noch über den Boxberg. Schön wieder ein alter Grenzübergang. Die Gemeinheit: Man ist oben am Pass und nach links geht es mit strammen 13% weiter hinauf.
Der Lohn im Anschluss: Ein Wirtschaftsweg, dessen Existenz ich bislang im Reich der Sagen und Legenden vermutete, bringt uns hinunter ins Nüsttal. Vorletzter Stieg nach Langenberg, die 90kmh-Abfahrt nach Elters und fröhliches Bergaufrollen zum Abschluss nach Hofbieber - beim Bergglühen müssten wir jetzt noch weiterrollen bis Fulda, aber darauf verzichten wir heute. Schließlich wartet der nächste Kuchen schon (genau so handhaben wir es dann Ende August: From Kuchen to Kuchen). Wobei der Rhöner sagt: "Ein guter Kuchen geht dem schönen Weibe vor". Vergnügen statt Leiden. Keine weiteren Fragen. Unser
Rhön-Kurztrip Ende August kann kommen - ein paar Plätzchen haben wir noch zu vergeben!