08.05.2018,
Jan:
Heute geht es endlich ins Chianti, das dem berühmtesten toskanischen Wein den Namen gibt. Weinberge, Landhäuser, Zypressen am Grat malerischer Hügel erwarten wir. Und sehen: nichts. Sobald wir hinter Poggibonsi dem Abzweig nach Castellina in Chianti folgen, verschluckt uns der Nebel.
Jubel brandet auf, als wir die Wolken unter uns lassen und die Sonne schlagartig strahlend am Himmel steht und wenig später auch den Blick auf all das Erwartete freigibt. Der Anstieg ist sanft, das Tempo hoch, aber nicht zu hoch. Die Gruppe bleibt geschlossen. Bald überholen wir die sportive Gruppe, die am Straßenrand steht und Fotos macht.
In Castellina biegen wir richtig auf den zweiten Teil der Acht ein, die ebendort ihren Schnittpunkt hat. Nicht selbstverständlich aufgrund der letztjährigen Erfahrungen. Bis Radda in Chianti geht es wellig dahin, und die schnelle Gruppe schießt von hinten mit ordentlich Zug auf der Kette vorbei. Da keiner sonst mit den Großen mitspielen möchte, versuche ich mich etwas darin, und tatsächlich folgen mir Oliver und Steffi in die Ausreißergruppe. Das dezimiert die ausdauernde Gruppe von 18 auf 16 Personen. Niemand sonst aber zieht das kostenlose Gruppenupgrade.
Hinter Radda teilt sich die Etappe. Nach rechts durch den Tunnel führt die kurze Runde durchs Pesa-Tal zurück Richtung Castellina in Chianti, nach links hinunter und steil über eine enge S-Kurvenkombination hoch zum Weingut Castello Di Albola. Die fortgeschrittene Etappe macht sich bemerkbar, die ersten fahren Schlangenlinien, es ist heiß. Kaum zu glauben, dass es uns vor zwei Stunden beim Losfahren in Colle di val d'Elsa gefröstelt hat. Der Schweiß läuft in Strömen. Hinter Badiacca a Montemuro wähnen wir uns schon fast an unserem Mittagsziel in Greve in Chianti, von dem uns nur noch eine 180-Hm-Welle trennt. Dachten wir, denn die darüber führende Straße ist gesperrt. Klaus hat sie sich mit seiner Gruppe schon angeguckt und unterrichtet uns am Abzeig über die 15 km lange Umleitung. Passenderweise finden wir genau hier einen Wasserhahn vor, der unsere leeren Flaschen füllt.
Die Umleitungsstrecke in Richtung Strada in Chianti geht leicht wellig, aber tendenziell abfallend nach Norden. Was für ein intensiver Piniengeruch! An der Hauptstraße angekommen trennen uns nur noch 13 km von Florenz, aber wir widerstehen der Herausforderung und folgen der Weinstraße nach Süden Richtung Greve über einige Hügel durch die Weinberge.
In Greve steuern wir den sehenswerten Hauptplatz an, auf dem sich fast alle treffen: Klaus mit seinen Schnellen ist auch noch da. Und der Stahl-Torso.
Beim Aufbruch ist das Wetter noch immer gut, und die Stimmung prächtig. Im folgenden Anstieg nach Panzano in Chianti sehen wir aber schon von Norden die Gewitterfront aufziehen. 9 km vor Castellina biegen wir noch einmal rechs ab auf einen geplante 4 km langen Umweg. Ein grober Fehler! Ein kurzes Steilstück führt uns auf die von Nordwesten nach Castellina führende Straße.
Nun ist es klar: wir kommen nicht mehr trockenen Fußes nach Castellina, denn dort hat sich nun die Gewitterzelle festgesetzt das Gewitter hat uns überholt und schneidet uns den Weg ab.
Kurz darauf blitzt unmittelbar neben uns, es kracht sofort, und es regnet, als ginge die Welt unter. Wir fahren so schnell wir können, auch um uns warm zu halten. Daumenspitzengroße Hagelkörner gesellen sich kurz danach dazu. In Castellina suchen wir kurz Schutz, sobald das gröbste Unwetter vorbeizieht, dann fahren wir schnellstenwegs durch den anhaltenden Regen hinunter, befahren noch einen Anstieg und sind endlich dem Regen entkommen! Prost, auf den Chianti!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auf der längeren Variante tauchen wir noch ein wenig tiefer ins Chianti ein. Dazu teilen wir unsere Gruppen in Radda und begeben uns auf eine extra-Schleife.