06.05.2018,
Jan:
Das Geräusch strömenden Regens begleitet uns durch die Nacht. Beim Frühstück hat der Regen aufgehört, und wir haben die Hoffnung, dass die Straßen bis zum Aufbruch um 9 Uhr getrocknet sind.
Sind sie aber nicht, stattdessen beginnt der Regen wieder. Klaus spricht ein Machtwort: "Wir fahren jetzt los, bringt ja nichts, regnet eh den ganzen Vormittag." Stimmt aber auch nicht, denn kaum haben wir den Anstieg nach Colle Alta entlang der mittelalterlichen Fortanlage von Colle di Val d'Elsa hinter uns gebracht, wird es schon zu warm unter den Regenjacken.
Stets tendentiell bergauf fahren wir auf Casole d'Elsa zu. Die Gruppe 2 ist groß wie nie, 17 Personen. Glücklicherweise hat sich Torsten kurzfristig noch bereit erklärt, uns zu begleiten. Dank ihm ist die Masse beherrschbar, und dank ihm können wir auch Michael wieder einfangen, der seinem guten Tritt in den Ortskern von Casole d'Elsa folgen will.
Hinunter, hinauf, mit tollen Rückblicken auf Casole d'Elsa im Nebel. Hinunter, hinauf nach Radicondoli. Eine Deutsche mit hohem Sendungsbewusstsein steckt uns einen touristischen Flyer des Ortes und verspricht uns, die Abfahrt demnächst asphaltieren zu lassen. Denn die ist seit Jahren von einem schweren Murenabgang zerstört. Mittlerweile greift der Ginster Raum, aber die Tragepassage sorgt für Belustigung.
Auch der Asphalt im weiteren Verlauf Richtung Castelnuovo di Val di Cecina fehlt Streckenweise. Immer noch, wie letztes Jahr. Offensichtlich wurden hier Asphaltierungsmaßnahmen begonnen und dann nicht ausgeführt. Nicht ohne Grund fahren wir heute in diese verlassene Gegend. Denn trotz Vorsaison ist die Toskana am Wochenende dem touristischen Verkehr ausgesetzt. Aber nicht hier. Im Anstieg nach Castelnuovo schwinden nicht nur mir die Kräfte. Wie gut, dass ich oben einen Paninostopp vorgesehen habe. Die Kräfte schwinden, die Kraftwerke werden mangels Energienachschub langsam heruntergefahren. Die Bar Sports ist bereits von den vier Personen der sportiven Gruppe geplündert worden, auch Caffè gibt es nicht. Stromausfall in der ganzen Region. Vier letzte Croissants müssen reichen. Für 17 Personen. Eine Cola reicht für den Notmodus der Kraftwerke.
Nun tauchen wir in die toskanischen Wälder ein. Die Gerüche sind so intensiv wie selten zuvor. Waldbeeren, frisch geschlagenes Holz, frischer Regen und Waldboden. Wunderbar.
Mit letzten Kräften erreichen wir Montieri, wo eine neue Bar aufgemacht hat. Geschickt verteilen wir uns auf die drei Restaurationen, wundersam schnell werden wir bedient, in der Sonne und bei guter Laune.
Gestärkt treten wir den Heimweg an, von hier aus vornehmlich bergab mit tollem Flow und viel Zug auf der Kette. Ein einziger kurzer Regenschauer ereilt uns. Geschenkt! Dank unserer Zugpferde Torsten, Robert, Frank und André sind wir früh auf der Piazza von Colle di Val d'Elsa und genießen das Schmutzbier in der Sonne.
Hochverdient!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auf der längeren Runde erreichen wir noch Castelnuovo auf einem netten Anstieg. Der nette Marktplatz in Ortsmitte lädt dort zu einer Pause ein. Danach folgt eine lange Passage durch dichten Wald, auf der die Hügel zu unserem Wohlgefallen durch sanfte Wellen abgelöst werden.