22.02.2020,
Pocatky:
Es ist sehr schön zu sehen, wenn alle Anstiege der Königsetappe gemeistert sind, jede/r, egal welche Gruppe, mit einem Lächeln auf dem Gesicht ins Kaffee Papillon unterhalb des Teides reinkommt, wenn alle Gruppen gemischt am Tisch sitzen und isotonische, alkoholische Getränke, Kaffee con leche, Kaffee amerikano, Cheesecake und Apfelkuchen ordern und sich einfach freuen, es geschafft zu haben. Wir alle sind König heute! Die Königsetappe unserer Reise bezwungen! Wir alle können so stolz auf uns sein - und sind es auch!Dabei sah es jedoch gestern Abend noch anders aus. Wir sitzen beim Abendessen, geniessen das Essen (endlich wieder), Wolfi lobt das Salatbuffet, wir sprechen darüber, wie das Rennradfahren sein Leben rettete. Andere männliche Teilnehmende berichten von Wellnesstagen, andere wieder von Problemen bei Trek Madone, die Stimmung ist gelöst, gut, nicht nur San Miquel 0% fließt. Dann wird jedoch das Roadbook für heute verteilt, die Königsetappe, 134,6 km mit 3.361 Höhenmetern. Stille. Große Stille im Raum. Rote Striche auf dem Höhenprofil. Viele, nicht nur bei der Plus Variante. Verpflegung nach 58,5 km und 1.878 Höhenmetern. Wie soll es gehen? Bin ich so viel Höhenmeter auf einmal schon mal gefahren? An einem Tag und nicht in einer Woche? Gleich auf Strava nachschauen. Demut macht sich breit, Verbrauch von San Miquel 0% steigt. Noch eine Portion Nudeln essen? Als Grundlage für morgen? Gruppe 1 überlegt während dessen, wie die Tageshöhenmeter noch auf die magischen 4.000 zu steigern sind, wir überlegen, die fehlenden 40 Höhenmeter zu den 3.400 durch das Tragen unserer Garmins zu erreichen. Alle gehen früh ins Bett und es geht früh aufs Rad.
Schon wieder die Küstenstrasse, heute wieder mit Marcel Wüst Casa Ciclista (das gleiche oder das selbe Trikot?), „habe a good ride“ ist dabei, eine schöne Öztaler Kombination von 2019 und Alb Extrem - ich bin ganz klar in der falschen Gruppe. Die Küstenstrasse immer noch unter 1% der Wählerstimmen, nach 21,7 km fahren wir ab und so ist es hier auf der Insel. Man fährt durch eine kleine Stadt, nicht besonders schön und biegt ab und steht vor einer 20% Rampe. Auf einmal, ich habe inzwischen gelernt, bei jedem Abbiegen prophylaktisch aufs kleine Blatt zu schalten - hat noch nie geschadet. Das große brauchen wir dann die kommenden 23 km nicht, es geht den Berg hinauf, eine schöne Strasse, immer mal steil, aber schön in der Sonne. Wir steigen bis auf 1.117 m im Masca Gebirge, fahren dann durch Santiago del Teide und biegen dahinter links ab. Die Gruppen 2, 3 und 4 gemischt verlieren anschließend an Höhe (sinnlos) und fahren dann - wieder mal - hoch auf den Teide hinauf. Dieser Berg ist uns inzwischen ein Freund geworden, mal ein guter, mal ein schlechter, es hängt davon ab, wie gut die Beine sind. Und heute rollt es bei allen, bis zu Verpflegung werden Bergzeitfahren um Podiumsplätze (manchmal sind es auch die Plätze 24. und 25.) ausgetragen und auch danach, Richtung Las Canadas, geniessen wir den blauen Himmel, den Berg und die Zeit, mit uns, mit unseren Rädern, mit inzwischen unserem Berg, dem Teide. Viermal sind wir ihn in dieser Woche hochgefahren, wir haben ihn hassen und lieben gelernt und freuen uns auf die Pause in unserem Kaffee. Dem Kaffee Papillon oberhalb der Wolke, wir sagen, wir fahren zum Cheesecake und jede/r weißt, wohin gemeint ist, keine/r fährt vorbei. Dort steht auch der Bus von Alex, wir packen uns vor der Abfahrt ein, ziehen alles an, was wir mithaben und bereuen alles, was wir nicht angezogen haben, als wir dann in sie reinfahren, die verhasste Wolke. Sie macht uns kalt, sie macht uns langsam, sie nimmt uns die Sicht und immer die Sonne. Wir mögen sie nicht, wir möchten oberhalb bleiben, da wo die Sonne scheint, der Himmel blau ist, auf der Sonnenseite des Lebens. Aber dies klappt auch im „echten“ Leben nicht, so müssen wir abfahren, bei 9 Grad frieren und freuen uns, als wir dann endlich unten ankommen. Und als wir dann zum vorletzten Mal das Bergzeitfahren zum Hotel machen, ist uns wieder warm.
So geht der Tag 5 der Reise zu Ende, wir wissen nicht mehr, welcher Wochentag es ist, wir sind im Quäl Dich Radurlaubsmodus - und so sieht dieser aus: morgens aufstehen, essen, sehr viel essen, aufsatteln, kurbeln, radeln, knallen, brettern, schrubben, treten, dann wieder essen, aufsatteln, kurbeln, radeln, knallen, brettern, schrubben, vielleicht Kaffee trinken, wenn die Guides es erlauben, dann sich säubern, stehend, liegend, blubbernd und dann wieder essen und dann schlafen - dringend notwendig. Morgen ist der letzte Tag und danach werden wir ins normale Leben gelassen, aber sind wir diesem gewachsen? Was ist politisch in Deutschland passiert? Will Norbert Röttgen im Fall einer Wahl zum CDU-Vorsitzenden auch Kanzlerkandidat der Partei werden? Finden die Olympischen Spiele statt? Hat die Welt den Coronavirus im Griff? Oder eher umgekehrt? Hoffentlich nicht. Wir wissen es nicht. Und wir hoffen das Beste. Auch für uns, für den Tag Nr. 6, an dem wir wieder aufstehen, essen, sehr viel essen, aufsatteln.... Um alles andere kümmern sich alle um uns herum und bereits danke dafür, an Euch alle! An die besten Guides, an Alex, seine Familie für die beste Verpflegung, an Robert, Thomas, Lars die Hilde, Peter für eine Woche andere Welt, die Quäl Dich Welt.