Nach unserem Kanarischen Rennradfrühling in Teneriffas Norden, startet in drei Wochen unser Bergtraining im Westen von Teneriffa. Die zweite quäldich-Reise des Jahres. Eine Reise voller Passion!
Jeden Morgen werden wir auf die höchsten Klippen Europas blicken, die sich in Los Gigantes über fast 500 m senkrecht aus dem Atlantik erheben. 500 gigantische Meter. Doch unsere Anstiege, die wir auf den sechs Etappen bewältigen werden, bieten noch deutlich mehr. Bis zu 40 km lang sind die Bergstraßen, die wir hinauf zum Teide fahren werden. Von Meereshöhe in die karge Vulkanlandschaft der Cañadas. Über 2000 Höhenmeter am Stück. Mitten im Atlantik. Doch dazu später mehr...
Unsere Auftaktetappe führt in den ursprünglichen Norden Teneriffas. Nach Schussfahrt von Los Llanos hinab nach Icod de los Vinos stoppen wir am tausendjährigen Drachenbaum, dem Wahrzeichen der Stadt. 10 km später sind wir in Garachico, einem kleinen Fischerdorf, wo die Wellen des Atlantiks oft für eine meterhohe Brandung sorgen. Fernab der Touristenhochburgen können wir uns hier auf einen besonders schönen Anstieg einstellen, der bereits beim Rennradfrühling vor einer Woche für Begeisterung sorgte. Der Alto de Mirador de Garachico, 5 Sterne Schönheit im quäldich-Pässelexikon.
Der Mirador ist erreichbar über ein dutzend Serpentinen, die sich über einen Bereich verteilen, der im 17. Jahrhundert von einem starken Vulkanausbruch betroffen war. Die Lavaströme, die sich den steilen Hang hinab bis nach Garachico und ins Meer hinab gefressen haben, sind noch heute auf der Fahrt zum Mirador erkennbar. Die Gewalten der Natur. Auf Teneriffa allgegenwärtig. Über den Cruz Grande und Puerto de Erjos fahren wir weiter nach oben. 2400 Höhenmeter haben wir in den Beinen, auf 64 Kilometern. Auch das ist Teneriffa. Doch wo viel bergauf geradelt wird, wird ebenso viel bergab gerollt. Auf der Abfahrt zum Hotel gibt es noch 18 km langen Fahrspaß. Vielleicht ein letzter Café- oder Kuchenstopp am Hafen. Beine hochlegen, Abendessen, Vorfreude auf den nächsten Tag und el Teide!
Tag 2. Narices del Teide – die 40 km lange Westauffahrt zum Teide gilt es zu meistern. Vor einigen Jahren wurde die einstige Schlaglochpiste frisch asphaltiert. Viele Straßen führen von der Küste in das Bergdorf Chío. Wir werden einige davon in dieser Woche kennen lernen. Hinter Chío treffen sich die verschiedenen Auffahrten und am Kreisverkehr beginnt die eigentliche Westauffahrt zu den Narices del Teide. 700 Meter oberhalb des Atlantiks. Noch 1400 Höhenmeter werden folgen. Gleichmäßige 5 bis 6% Steigung. Auf einem breiten Flüsterasphaltband, das mit seinen wenigen und weiten Kehren sicher nicht die hübscheste Bergstraße ist. Dennoch ist der Anstieg magisch. Der Fokus liegt auf der faszinierenden Umgebung. Schroff-klotzig bis feinsandig ist das Vulkangestein, in Farben von hellbraun bis tiefschwarz. Es hat wenig Verkehr. Still ist es.
Hier, wo doch eigentlich nichts wachsen kann, stehen auf einmal Kiefern mit leuchtend grünen Nadeln, deren Lebensziel es ist, möglichst viel Feuchtigkeit der Luft zu entnehmen und zu überleben. Und wir? Wir hecheln nach Sauerstoff, wenn die Luft immer dünner wird. Und erwarten sehnsüchtig das Buffet, das es erst oben nach getaner Arbeit gibt und dieses Jahr vom quäldich-Nachwuchs, von Nele und Joelina serviert wird. Zwei Kilometer tiefer liegt der Atlantik nun schon und ist meist nur mehr verschwommen im Dunst zu erahnen. Noch wenige Kilometer sind es bis zum Kulminationspunkt, wenn die letzte Kehre hinter uns liegt. Die Inseln La Gomera und La Palma ragen in weiter Entfernung heraus. Deutlich näher stellt sich linkerhand der über 3000 m hohe Pico Viejo auf. Zweithöchster Berg Teneriffas und so etwas wie der kleine Bruder vom Teide. Lediglich 225 Jahre sind seit der letzten Eruption am Pico Viejo vergangen. Das Resultat sind die Nasenlöcher des Teide. Krater, aus denen schwarze Lava strömte. Wir haben es geschafft, sind oben in 2107 m Höhe. Die Narices del Teide - mehr als nur eine Passmarke. Für uns eine sportliche Tagesaufgabe, an der wir wachsen werden und jeder mit seiner eigenen Geschichte belohnt wird. Die zweite von sechs möglichen auf der Reise.
Wir wagen es also im Westen von Teneriffa: Sechs Etappen, acht Pässe und ein Prolog. In gut drei Wochen werden wir beim Bergtraining auf Teneriffa von unseren hoffentlich sonnigen Erlebnissen im quäldich-Reiseblog berichten. Wer Teneriffa hautnah erleben und sich fit für das Frühjahr fahren möchte, kann sich uns gern noch anschließen und einen der letzten Plätze für das Bergtraining Teneriffa ergattern.