05.03.2025,
Jan:
Was hatten wir noch am Montag für einen Respekt vor dieser Königsetappe, als uns schon die 105 Kilometer von Franschhoek nach Goudini so ans Limit gebracht hatten? Heute fast die doppelte Länge mit den doppelten Höhenmetern. 193 Kilometer mit 2500 Höhenmeter. Auch wir im Team hatten einigen Respekt nach der heißesten quäldich-Etappe aller Zeiten, haben extra weitere Kühltruhen und mehr Eis gekauft, um uns mit dem Sockentrick herabkühlen zu können. Warum fahren wir diese Etappe im März, die wir auf keiner anderen quäldich-Reise fahren würden? Weil sie eine Erfahrung mit sich bringt, die man in Europa nicht machen kann. Endlose Geraden, endlose Weiten, 160 Kilometer ohne einen Ort zu passieren. Wir fahren um 6.15 Uhr los, und dann gibt es einfach keinen Grund mehr, vom Rad zu steigen, bis wir in Tulbagh sind. Den ersten Teil vom
Rooihoogte Pass bis in die Koo dürfen wir noch unter den tief hängenden Wolken fahren, dann lösen sie sich auf, und ab da spendet uns bis Tulbagh genau eine Wolke Schatten. Elke: zwei Wolken.
Auf der Passhöhe herrschen angenehme 25 Grad. Wir halten die Pausen knapp, machen ein Passchild, fahren weiter. Der Wind steht günstig. Wir fliegen!
Auf der N1 wartet das Polizeiauto wie abgesprochen, die Passage absolvieren wir mit Leichtigkeit. Gruppe 2 hat bei Aquila etwas mehr Glück als wir und sieht zwei Giraffen, die sich aber bei unserer Ankunft hinter ein paar Bäumen versteckt haben. Nun die lange Gerade an Aquila vorbei mit unangenehmen Seitenwind, hoch zu Die Venster, wo eine Horde Baboons haust und sich auch blicken lässt, nach einem Mittagessen in der Apfelplanatage gegenüber.
Nach der Abfahrt haben wir an den Trees schon 122 Kilometer absolviert, und es ist 13 Uhr. noch 70 Kilometer, eine Nachmittagsetappe. Aber erstmal verpflegen wir uns, aus 20 Minuten werden 25 Minuten, das können wir uns leisten. Der Sockentrick kommt zum Einsatz: jeder hat eine Radsocke in der Trikottasche, die füllen wir mit Eis, verknoten sie und legen sie unter unserem Nacken auf die Wirbelsäule. Das hat Daneel von der Tour de France gelernt, und auch unsere Körperkerntemperatur sinkt erheblich.
Auf der folgenden Passage haben wir erstmals Rückenwind. Wir biegen in den letzten Anstieg des Tages ein, den
Hottentots Kloof Pass. Hier zeigt das Thermometer kurz 43 Grad, aber nur kurz, dann kommt ein kühlender Gegenwind dazu. Die Kräfte beginnen zu schwinden, aber oben haben wir die Höhenmeter im Kasten.
Die dreistufige Abfahrt nach Ceres ist anspruchsvoll. Die Seitenwinde erfordern höchste Konzentration. Dann noch 12 Kilometer flach nach Ceres. Wir wechseln weiterhin unablässig im nun starken Gegenwind. Jede und jeder führt seinen Anteil. Super Arbeit!
Ceres ist ein landwirtschaftliches Zentrum, und das Café am Straßenrand zwar einladend, aber die Hauptstraße stark befahren. Also lieber schnell Mitchell's Pass runterund hinein in den Harvest Table, al Paradies angekündigt. Und in der Tat sitzen bzw. liegen wir hier herrlich und füllen zwingend erforderliche Kalorien wieder auf.
Dann 22 Kilometer Schaulaufen mit günstigen Winden nach Tulbagh. Jubel brandet auf. Wir haben es geschafft! High Five!
Eine Erlebnis, das man in Europa nicht machen kann ✅