02.04.2019,
Jan:
Drei ligurische Bergetappen haben wir nun schon in den Beinen. Wer jeweils die Verlängerungsoptionen gefahren ist, hat gestern und vorgestern gesamt über 5000 Hm und ca 250 km gesammelt. Ich nicht, aber dennoch bin ich ähnlich still wie der Rest der Gruppe im ersten Anstieg des Tagen, über die Panoramica hinauf nach Leivi. Direkt vom Hotel aus geht es hoch, einrollen ist nicht. Die Lebensgeister kommen erst langsam zurück, als wir nach der Abfahrt durch Carasco und ins Valle Sturla hinein fahren. Die moderaten Steigungen ermöglichen eine höhere Kadenz, und zumindest die Damen der Gruppe reaktivieren langsam wieder ihr Sprachzentrum.
Den Einstieg in den Bocco genießen wir gemeinsam, niemand forciert das Tempo. Erst an der Weylandt Wouter Gedächtnistafel, an der wir kurz innehalten, teilt sich die Gruppe auf, und wir fahren in Kleingrüppchen weiter. Paul hatte ja leider meinen Antrag abgelehnt, mich weiter um die entspannte Gruppe kümmern zu dürfen, und so muss ich zusehen, dass ich in der ausdauernden Gruppe nicht den Anschluss verliere. Zum Glück hat Jip ein Einsehen und rollt mit mir gemeinsam den Pass hoch. Kurz vor der Passhöhe, wo die Ausblicke bis hinunter zum Meer die besten sind, stellen wir Paul, der mit seiner Gruppe Leivi ausgelassen hat, und hinter ihm haben sich einige Teilnehmer meiner Gruppe gesammelt. Bis ich versuche, Karl zu fotografieren, der meinen vermeintlichen Angriff sogleich kontert und los zieht. Schlagartig ist die stillschweigende Übereinkunft, nun gemäßigt zum Pass hoch zu fahren, aufgekündigt, und das Gruppetto dahin. Am Bocco nehmen wir nur schnell einen Caffè, um uns schnell Richtung Varese Ligure aufzumachen. Kühl ist es. Wieder frage ich die freundlichen Wirte nach dem Chiodo, und auch wenn der Winter wohl recht mild war, glauben sie nicht, dass man jetzt schon drüber kommt. Aber da die morgige Etappe wohl ins Wasser fällt, können wir vielleicht mit dem Auto nachschauen fahren.
Auf desaströser Straße fahren wir hoch zum Malanotte und weiter Richtung Varese. Erst ab Cassego wird die Straße besser, so dass man von einer Abfahrt sprechen kann. Die Straße müssen sie nun wirklich langsam machen! In Varese hat mein Freund Walter von der Bar Sport Panini für uns vorbereitet. "Es war gut, nur etwas viel." Hier unten ist es viel wärmer, wie eigentlich immer. Wir sitzen noch etwas in der Sonne und machen uns dann in den zweiten Anstieg des Tages zum Biscia auf. Der Belag ist auch schlecht, aber das stört bergauf nicht so. Wird Zeit, dass der Giro mal wieder her kommt. Die Abfahrt entschädigt aber, denn die läuft immer noch super.
Schon um drei sind wir an der Strandpromenade und lassen die Etappe bei Apérol Spritz und Bier ausklingen. Alle sind sich einig – der Regentag kann kommen. Wir haben das gute Wetter der letzten Tage weidlich ausgenutzt. Morgen vielleicht also kein Bericht vom Rad.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Sehr angenehm zum Bocco. Wer unbedingt will: Mamma, Mia! Ghiffi! Vor dem Bocco gerne hinunter nach Varese Ligure zum Mittagessen, und dann über den ruppigen Biscia. Sehr geile Abfahrt durchs Val Graveglia. Achtung vor dem Sand: Ausfahrten aus den Steinbrüchen.
Wer die 2000 Hm noch voll machen möchte, kann noch auf den Monte San Giacomo fahren. Die Auffahrt liegt zumeist im Wald, aber in der Abfahrt ergeben sich wunderschöne Blicke auf Lavagna, Chiavari und das Mittelmeer.