28.03.2018,
Jan:
Morgen soll es anfangen zu regnen, also müssen wir heute noch rausholen, was geht! Wir fahren über den Portello nach Montebruno, wo wir letztes Jahr herrlich auf der Straße in der Sonne das Pranzo di Lavoro genossen haben, und dann über Barbagelata zurück. Mit einem Essen in der Sonne wird es heute sicher nichts werden, soviel ist klar, und dass unsere Bärte in Barbagelata gefrieren könnten, habe ich auch gestern bei der Etappenbesprechung angekündigt.
Tag 5 ist eigentlich traditionell der Tag des Ruhetages, nach der Einrollrunde und drei vollen Etappen, aber ein Ruhetag ist keine Option, wenn es morgen und übermorgen regnen soll, und es heute trocken bleibt. Daher streicht meine ausdauernde Gruppe kurzerhand des eigentlich heute noch vorgelagerten Crocetta, den wir der sportiven Gruppe zur Befahrung überlassen. Wir springen lediglich über Leivi ins Fontanabuona und spulen die etwas nervigen Kilometer bis Gattorna gekonnt weg. Es warten nun knapp 900 Höhenmeter auf knapp 15 km auf uns, die ab Roccatagliata auch deutlich anspruchsvoll werden. Es ist kühl, und früh sehen wir, dass wir heute in den Nebel über uns fahren werden. Letztes Jahr saßen wir noch in der Sonne auf der Passhöhe. Heute spulen wir still unser Programm runter, vier Tage haben ihre Spuren hinterlassen, und einige kündigen an, auf der Passhöhe umzudrehen. Die Stille ist beeindruckend. Immer tiefer Richtung Hinterland kämpfen wir uns nach oben, der zunehmende Nebel schluckt zusätzlich die Geräusche der verstreut umliegenden Gehöfte, wir tauchen in eine mystische Nebellandschaft ein.
Auf der Passhöhe haben wir gerade noch drei Grad, wir ziehen an, was geht und fahren ins Trebbiatal hinab. Die Schnelleren sind schon vorgefahren – hier oben zu warten ist unzumutbar in der Kälte. Wir schlottern uns nach Montebruno, wo die Vorgefahrenen bereits den Ofen umvölkern. Hier habe ich vollmundig nach den letztjährigen Erfahrungen ein großartiges Pranzo di Lavoro versprochen, aber was letztes Jahr flüssig lief, braucht dieses Jahr volle zwei Stunden. Nächstes Jahr reserviere ich vor und bestelle schon das Essen mit. Aber immerhin haben wir uns aufgewärmt, und das Essen ist wie immer richtig gut und richtig günstig.
Nun steht Barbagelata an. Noch nie habe ich die Vegetation hier so wenig entwickelt gesehen. Kein grünes Blättchen an den Baumen, kaum eine Blume am Straßenrand. Und wieder fahren wir in den Nebel. Die sportive Gruppe fliegt vorbei, und ich mache den Fehler, Olivier zuzurufen, dass das doch wohl ein bisschen wenig sei. Ich fahre zu ihm auf, und er gibt Gas. Aua. Kurz vor dem Flachstück lasse ich Henner und Olivier ziehen, das tut mir zu sehr weh.
Kurz darauf sammeln wir uns in einer windgeschützten Garage in Costafinale und fahren über Barbagelata Richtung Scoglina. Auf der Kammstrecke Nebel und Schneemassen und ein eisiger Wind. Wieder ist es unglaublich kalt in der Abfahrt, und ich bin froh, als wir ab Cicagna im Fontanabuona etwas Zug auf die Kette bringen können, um etwas Wärme in den Körper zu bringen.
Die sportive und die ausdauernde Gruppe kommen gemeinsam am Umspannwerk unterhalb von Leivi an, und ich ahne schon Böses, als wir zu unserem letzten Tagesanstieg einbiegen. Es ist nur eine kleine Welle, aber auch die kann beliebig schmerzen. Olivier kündigt an, ruhig zu fahren, aber Manuel schlägt ein extremes Tempo an, das uns unter Schmerzen und mit brennenden Lungen den Hochpunkt erreichen lässt. Hier erwartet uns schon die entspannte Gruppe bei einem Café, die uns durch das Auslassen des Secondo in Montebruno abgehängt hat.
Und nach einer rasanten Abfahrt hinunter nach Chiavari ist eine weitere tolle Etappe im Kasten. Das Wetter hätte besser sein können, aber diese Eindrücke werden bleiben, sind es doch häufig die grenzwertigen Etappen, an die man sich erinnert. Schön war's, wirklich schön. Mal sehen, wie es morgen weitergeht. Sprühregen ist angekündigt, wir werden definitiv an der Küste bleiben!