19.04.2018,
hagen306:
Ein historischer Tag, nein, eher ein heroischer, außergewöhnlicher Tag heute von Arcos nach Ronda. Alle noch etwas träge ob des üppigen Essens gestern abend stellen wir uns mit leichter Verspätung den anstehenden 25°C im Schatten. Nur dass es von diesem so gut wie nichts gibt. (Insofern habe ich ein Alibi, wenn ich mal wieder an einer nicht schattigen Stelle warte, damit auch keiner den Abzweig verpasst).Nach der gestrigen Wellenreiterei soll es heute zumindest die ersten 35km eher gemäßigt zugehen - die Züge schnurren schön durch die Äcker hier im Hinterland. Bei der Ausfahrt aus Ronda haben wir stilsicher auch einen kleinen Abschnitt gegen die Einbahnstraße eingebaut. Man muss das nur wollen und merkt alsbald, was so alles möglich ist :-)
Sodann nimmt die Historie ihren für heute unausweichlichen Verlauf: Gruppe drei verwandelt sich zusehends in eine Heißdüse, die es gerade bergauf schön krachen lässt - Gudrun zieht durch - der gestrige halbe Pausentag zeigt Wirkung. Und der Garmin zeigt Steigraten von über 1000hm die Stunde. Beim ersten Gipfelsturm des Tages kassiert sie noch einen alten spanischen Haudegen, der völlig perplex nur den Kopf schüttelt ob dieser Bergaufsouplesse. Da muss sich der Rest der Gruppe ganz schön sputen. Lohnt sich aber auch, denn in La Muela wartet ein wirklich nettes Resaturant auf uns. Sonnenschirme aufgespannt und die üblichen Kalt- und Heißgetränke eingefüllt. Schon fast fertig, lotsen die Dreier auch den großen Rest der Truppe in die location. Was sich als geschickter Schachzug erweisen soll, denn weil es hier so gut ist, vergrößert sich der Vorsprung der entspannten Gruppe vor ALLEN anderen. Die Taktikfüchse schlagen wieder einmal gnadenlos zu!
Weiter geht es nach Olvera, fein durchs Nichts, hier mal eine weggespülte Straße, da mal ein 20%-Stich rauf zur Kirche. Einkehr in einem Straßenlokal, wo es heute mal ausnahmsweise italienischer zugeht. Die Dreier widerstehen erfolgreich der "Salatattacke" des Wirts (musste das Zeugs weg?), schwingen sich mit gekonnter Beinstreckung auf die Räder, weg sind sie und verschwunden in der nächsten Abfahrt. Superflow!! - Und die anderen Helden pausieren noch.
Es folgt die feine Passage durch die Sandsteinschlucht (siehe Bild) hinauf über die Dächer von Setenil mit seinen Höhlenwohnungen. Und die anderen pausieren immer noch. Einige sollen gegen Ender der Pause schon wieder Hunger bekommen haben...der Vorsprung der entspannten Gruppe wird langsam uneinholbar.
Nun nur noch gegen den Wind über den "Sondierungsgipfel" vom Sonntag (aber andersrum), 1x runterrauschen und final hinauf nach Ronda. Die Wachablösung ist vollzogen, Historisches vollbracht: Die entspannte Gruppe kommt zuerst an. Grupen zwei und drei fliegen aus der Karenzzeit - ganz bitter :-) - zum Trost geselle ich mich zur Schmutzclara hinzu, als dann doch noch alle da sind.
Jetzt wartet eigentlich nur noch die spektaküläre Aussicht vom Terrassenrestaurant auf die Stierkampfarena auf uns. Eigentlich, denn unsere Reservierung wurde verbaselt. Mann! Und das nach so einem Tag. Aber wir finden kurzfristig Ersatz - Restaurants gibt es ja schließlich zur Genüge hier. Besonders gefällt uns die Speisekarte mit deutschen Übersetzungen wie "gefüllte Schweinehände", wir übersetzen "bienmesabe" auf der Nachtischkarte dann noch mal fix in "Brennstäbe" und staunen, dass es manchmal ja doch superschnell gehen kann in den Restaurants des andalusischen Erdteils. Das mit den Brennstäben muss der Schankwirt gehört haben - es kommen nämlich noch die Absackerschnäpse in reagenzglasartigen Gefäßen - Brennstäbe eben. Es wird morgen spannend sein zu sehen, was dieser Sprit bewirkt...
Ursprüngliche Beschreibung
Diese Etappe wird gern unterschätzt: NIcht, weil heute keine großen Pässenamen auf uns warten. Nein, vielmehr erkunden wir ein wenig das Hinterland mit seinen wenigen, aber netten Orten wie Olvera (nebst "Aussichtsstich") oder Setenil de las Bodegas (richtig: Wein :-). Ganz sicher haben wir heute auch Rückenwind (hoffen wir!). Über den Puerto de Quejigal geht es auf aus den ersten Tagen bekannter Strecke wieder nach Ronda in unser Basislager für die verbleibenden Tage.