10.09.2022,
Jan:
Seit gestern sind wir also nun in Rumänien, am Rand der Karpaten. Schon die Hinfahrt mit
axscoach,
Droopy und
thomsen79 im Begleitbus von Dresden nach Hermannstadt/Sibiu wäre berichtswürdig ob all der gewälzten Erlebnisse, Berge, Pässe, Geschichten und Radsportphilosophie! Selten waren 11 Stunden Autofahrt kurzweiliger. Langsam ändert sich die Landschaft, wir reisen zu unserem Reisestart, sehen den Wienerwald zur Rechten und die Karpatenausläufer zur Linken. Dann die ungarische Tiefebene, und schließlich den Karpatenbogen vor uns. Heute morgen dann ein kurzer Proprolog durch Cisnadie und Poplaca, mit Geschichtslehrer Droopy und Unterricht über Wehrkirchen in Siebenbürgen anhand zweier Anschauungsobjekte.
Der Shuttle bringt gerade die halbe Reisegruppe vom Flughafen, als der Himmel die Schleusen öffnet. Plötzlich steht der Prolog auf der Kippe. Nach einigem Stress mit der Konfiguration der Leihräder ist aber genug Zeit verstrichen, und der Himmel wieder blau. 45 Minuten verspätet starten wir um 17.45 rumänischer Zeit in den offiiellen Prolog: 43 km mit einem wesentlichen Anstieg, dem Calugaru, dem Vorpass, von dem die Stichstraße zur
Hohen Rinne abgeht. Morgen fahren wir diesen Vorpass aus der anderen Richtung, nehmen aber die Stichstraße zur Hohen Rinne mit. Auch wenn der heutige Prolog nicht Teil der Ausschreibung ist, kann der geneigte Leser dadurch die heutige Prologetappe aus der morgigen Etappenkarte ablesen.
Als wir in Poplaca um die Ecke fahren, sehen wir erstmals tief in die Karpaten hinein. Die noch über dem Gebirge dräuenden Wolken reißen auf und tauchen die Karpatenhänge, Wälder und Weiden in ein gleißendes Strahlenmeer. Thomas schießt das Bild des Tages.
Nun wenden wir uns dem Tagesanstieg zu. Schmerzende Waden hat uns Robert hier versprochen, und einmal, ein einziges Mal kann das gesamte Team der Reise gemeinsam in einen Anstieg gehen. Seit 2014 bin ich nicht mehr mit Alex zusammen Rad gefahren. Alex, Rupert, Thomas und ich drücken was das Zeug hält. Robert behält recht. Viel zu schnell erreichen wir so die Passhöhe und wundern uns, wo die 400 Höhenmeter auf der Uhr herkommen. Hier stehen wir an einem echten Sattel, rechts geht's hoch zur hohen Rinne, links hinunter nach Sibiu, wo wir morgen hochkommen. Den Pass kann tatsächlich noch ins Pässelexikon aufnehmen. Irgendwann.
Vor der finalen Abfahrt klären wir sicherheitshalber noch auf, dass die folgenden Etappen nicht allein dem Teamvergnügen dienen sollen. So wie dieser erste Anstieg! Die Teamaugen leuchten noch.
Um zwanzig vor acht erreichen wir Hermannstadt, um acht Uhr gibt es Abendessen. Einfache, ehrliche, gute rumänische Hausmannskost. In den nächsten sechs Tagen können wir uns darauf freuen, uns Alex' und Roberts Ortskenntnis anvertrauen zu können, und seiner Passion für die Karpaten. Wir können versteckte Straßen und
monumentale Pässe fahren, die wir ohne die beiden nicht kennen lernen könnten. Das macht quäldich aus! Wie geht es uns gut!
Roberts Infotext zur Etappe 1 der Karpatenreise
Wir verlassen Hermannstadt nach Süden und nehmen Kurs auf die Karpaten und das Zibinsgebirge. Der Hausberg von Hermannstadt ist unser erstes Tagesziel: Hohe Rinne (Paltinis). Auf der gut 10 km langen Stichstraße gelangen wir bis in 1400 m Höhe. Im Winter Trubel, im Sommer herrscht hier weitgehend Ruhe. Wir fahren wieder hinab und biegen in der Abfahrt links ab und sind bald wieder am Nordrand der Karpaten. Unsere Route führt weiter Richtung Westen. Im Ortszentrum von Selischte können wir uns am Buffet stärken und mit frischer Energie für die zweite Etappenhälfte versorgen, die hinauf in das frühere Schäferdorf Pojana Sibiului führt und schöne Ausblicke Richtung Mühllbach bietet. Nach einer letzten Abfahrt sind wir bereits auf der Transalpina-Gebirgsstraße und fahren auf ihr noch ein Stück abwärts bis zum Hotel.