20.09.2022,
Mamalisa:
Der Wettergott meint es wirklich gut mit uns! Auch heute scheint wieder die provenzalische Herbstsonne, als wir uns pünktlich um 9 Uhr vor der Domaine de la Petite Isle zum Start zur 3. Etappe einfinden. Einzig die übergezogenen Armlinge und Windwesten lassen auf die zu dieser Jahreszeit schon etwas kühleren Temperaturen am Morgen schließen. Doch wir sind optimistisch, uns derer bis spätestens zum Beginn des ersten Anstiegs in St-Saturnin-les-Apts wieder entledigen zu können (was sich als richtig erweist!). Die Passauffahrt zum Col de la Liguière beginnt unmittelbar hinter diesem malerischen Örtchen, welche uns gleich zum Einstieg mit zweistelligen Steigungsprozenten empfängt. Auf dem Weg nach oben fahren wir durch provence-typische Garrigue-Landschaft und haben die Straße fast für uns alleine. Auf Passhöhe gibt uns der große 'Vive le Tour' Schriftzug auf dem Asphalt noch einen Hauch von Tour-Feeling mit auf den Weg. Très beau! Nach dem obligatorischen Passfoto geht's abwärts Richtung Sault, immer den mystischen kahlen Gipfel des Mont Ventoux im Blick. Bevor es in Montbrun-les-Bains in den nächsten Anstieg geht, steuert Gruppe 2 den lokalen Supermarché an. Gerade noch rechtzeitig wie sich zeigt - denn die Mittagspause steht unmittelbar bevor. Die Türen sind schon dicht und wir haben die Hoffnung auf Getränke und ein paar Snacks fast aufgegeben; doch mit ein bisschen Klopfen und Betteln hat eine Mitarbeiterin zum Glück doch Mitleid mit uns armen durstigen Pedaleuren und gewährt uns Einlass: 'Mais vite!' So können wir frisch gestärkt den nächsten Anstieg des Tages in Angriff nehmen - den Col de Macuègne bekommen wir auf dem Weg zum Pass mit dem etwas makabren Namen Col de l'Homme Mort quasi geschenkt, denn wir nehmen ihn im Vorbeifahren einfach mit. Wir genießen tolle Weitblicke und haben von Nordosten aus mal eine ganz andere Perspektive auf den Giganten der Provence! Mit Michel, Frank, Philippe und Christian fahren die Nimmersatten der Gruppe 2 sogar noch in die Montagne de Bergiès um die sensationelle Aussicht am Observatorium zu genießen und nehmen dafür 400 zusätzliche Höhenmeter in Kauf! Nach rasanter Abfahrt schließt sich der Kreis in Sault wieder und wir kehren abermals im bewährten Restaurant Promenade chez Justin ein. Hier sitzen wir in der Sonne und lassen uns Pommes, Spaghetti, Salat oder Kebap (!) schmecken. Letzterer hat unterschiedliche Auswirkungen auf die menschliche Leistungsfähigkeit, wie sich am anschließenden und finalen Anstieg zum Col Notre Dame les Abeilles herausstellt (Jana bekam er offenbar sehr gut!). Von hier aus geht es wieder zurück Richtung L'Isle und wir freuen uns über einige geschenkte Kilometer in der Abfahrt. Zurück in der Ebene zeigt sich auch der Wind gnädig und beschert uns sogar etwas Rückenwind! Zufrieden radeln wir in geordneter 1er-Reihe zurück zum Hotel, wo wir heute nicht mehr lange bis zum Abendessen warten müssen. Ein langer und schöner Tag mit tollen Eindrücken im Vaucluse neigt sich dem Ende.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Eine sehr lange Etappe. Mit dem Col de l'Homme Mort (1212 m) steht einer der höchsten Pässe der Umgebung - abgesehen vom Mont Ventoux natürlich - auf dem Programm. Zuvor sehen wir in der Auffahrt zum Col de Macuègne auch mal die Ostseite des Ventoux-Massivs.