11.09.2022,
Sebastian383:
Heute fahren wir nun die letzte Etappe unserer Reise. Endlich Mittelmeer, ich freu mich richtig drauf. So langsam sind bei einigen die Strapazen der letzten Tage sichtbar und die Beine doch schon etwas schwer. Ich fühle mich noch recht frisch, wobei ein Ruhetag meiner Regeneration sicher zuträglich wäre. Die Wolken, die uns in Prades empfangen hatten, haben sich über Nacht verzogen und wir starten Richtung Meer wieder mit Sonne.
Heute fahren wir noch sagenhafte sieben Pässe, wobei wir über fünf einfach in der Abfahrt drüberrollen. Aber einen Leckerbissen haben wir dann doch im Programm, den Palomere. Ich führe die Gruppe gesammelt in den Einstieg, die Strasse ist schmal, aber mit drei bis vier Prozent rollt der Pass im unteren Teil gut. Nach Erreichen von Baillestavy nimmt die Steigung weiter zu und ich habe ein Erbarmen mit den von hinten drückenden schnellen Beinen und gebe die Freigabe. Sogleich stürmen Christian, Jenny, Oliver und Jan-Marc nach vorne und übernehmen die Führung. Ich rolle gut mit, aber Christian ist nicht zu halten und sichert sich auch am letzten Tag die Bergwertung. In Valmanya biegt der Pass nach rechts weg und so lasse ich die Gruppe ziehen und warte bis alle den Abzweig passiert haben. Auch Gruppe zwei ist schon im oberen Teil angekommen, Frank hat bereits im unteren Teil die Freigabe gegeben. Nach Zwischenabfahrt warten noch drei Kilometer bis zur Passhöhe. Ich drücke mit dem grossen Blatt nochmals ein paar Meter in den Gegenanstieg, sehe aber dass das vordere Feld enteilt ist und pedalliere dann noch gemütlich nach oben.
Heute sind wir vor Manfred am Verpflegungsplatz, kein Wunder, haben wir doch erst 30 Kilometer zurückgelegt. Aber ab hier geht es fast nur noch bergab. Der Hunger hält sich bei vielen in Grenzen, doch als Manfred Melone, Käse und Teilchen auftischt, geht doch noch einiges weg. Manfred, unser Held, er weiss eben, was uns schmeckt. Einige haben sich sogar schon erkundigt, welche Touren Manfred im nächsten Jahr begleitet, um sein Mittagsbuffet geniessen zu dürfen. Ich sammle meine Gruppe und es geht in die Abfahrt, die nur kurz durch den Col de Xatard unterbrochen wird. Über die schmalen Strassen rollen wir in Einerreihe hinunter, sicher die richtige Variante mit engen Kurven. Dann sind wir in der Ebene und haben noch knapp 20 Kilometer vor uns. Der Wind nimmt zu, aber die Gruppe läuft rund und so sind wir bereits kurz vor drei in Angeles sur Mer. Erst mal Fotos am Meer. Fünf fahren noch die Rundtour über den Madeloc, von wo man sensationelle Blicke auf den Küstenbereich hat. Der Rest geniesst das sonnige Wetter bei dem einen oder anderen Schmutzbier (manche auch ein paar mehr) am Strand, wo wir uns auch mit Radklamotten ins Meer stürzen. Die Reise beschliessen wir mit Wein, gutem Essen mit Blick zum Meer, wo uns am Abend auch der Vollmond beehrt. Eine tolle Tour geht zu Ende, mit tollen Strecken, bestem Wetter und unterhaltsamen Teilnehmern. Ich werde die Gruppe und die Gespräche vermissen. Ich hoffe, ich sehe den ein oder anderen bei einer der nächsten Reisen wieder. Und somit reiche ich den Staffelstab der Berichterstattung an Jan weiter, der heute in Rumänien startet.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Ausrollen bis ans Mittelmeer. Die Euphorie dürfte also groß sein am Morgen der Schlussetappe. Dennoch geht es auch heute nochmal in die Berge. Wir verlassen das Tal des Tet für die letzte ernst zu nehmende Bergwertung unserer Reise, den Col de Palomère, erneut mit schönen Ausblicken auf den Pic de Canigou. Von hier aus werden zwar nochmal ein paar Passschilder passiert, aber eigentlich geht es nur noch tendenziell bergab. Bergab bis Argelès-Plage. Bis wir quasi mit dem Vorderrad in der Brandung stehen... Pyrenäen von Atlantik bis zum Mittelmeer, geschafft.