17.09.2022,
robert89:
6 Uhr am Morgen. Es donnert und regnet. Schon früher, wie im eh schon düsteren Wetterbericht vorhergesagt. Gar nicht mal so schlecht, dann gibt es wenigstens keine Diskussionen über die finale Entscheidung des Tages. 7:30 Uhr, wir beschließen nicht die sechste Etappe durch die albanischen Alpen in Angriff zu nehmen, sondern verlängern eine Nacht im drei Sterne Hotel in Andrijevica. 20 bis 50 Liter Regen sind für den Tag vorhergesagt. Dazu eine Unwetterwarnung für den Zielort im albanischen Shkodra. Zum Glück hat das Hotel noch genügend freie Zimmer und erspart uns damit entweder ganz viel unnötiges Risiko in den Bergen oder einen äußerst umständlichen Transfertag. Alles natürlich nur machbar, weil der Wetterbericht für den nächsten Tag wieder Sonne satt vermeldet und wir dann einfach, wie im ursprünglichen Etappenbericht beschrieben, durch die Albanischen Alpen kurven und statt nach Shkodra einfach rechts weg nach Podgorica biegen können, wo unsere Montenegro-Reise endet.
Also beginnt 7:30 Uhr der unvergessliche Tag in Adrijevica - mit der Gewissheit immer ein trockenes Dach über dem Kopf haben zu können und ganz viel Zeit an diesem verregneten Tag, die gut gefüllt werden will. Andrijevica - ein kleiner Ort im Osten Montenegros, unweit von Albanien und dem Kosovo. Hier gibt es unser Hotel, ein Krankenhaus, zwei Apotheken, zwei Supermärkte, ein paar Cafés, einen Bäcker, ein Cevapcici-Imbiss. Alle Lokalitäten sind links und rechts der Hauptstraße angeordnet und in Sichtweite vom Hoteleingang. Viel mehr gibt es in Andrijeiva nicht.
10 Uhr: Wir sind zum Schlauchwechseln verabredet. Freiwillige Lernstunde für den Pannenfall, zum Zeitvertreib. Wie bekommt man einen Reifen von der Felge, wie tauscht man einen Schlauch aus und wie bekommt man das ganze wieder zusammen, so dass das Rennrad fahrbereit ist? Im Idealfall ist es das auch noch 10 Minuten später und ohne spontanen Luftverlust. Der Vorführeffekt lässt grüßen und sorgt für Lacher.
12:30 Uhr: Auf Café- und Restaurantsuche in Andrijevica. Es hat sogar aufgehört zu regnen. Das erste Café hat nur Eis, das zweite Café gar nichts zu essen. Die Cavapcici-Bude sieht von innen noch weniger einladend aus, wie von außen. Eine schwere Geburt. Manche finden Pizza beim Bäcker, wir finden Danilo. Er zaubert uns ganz schnell ein Mittagsbuffet her, damit wir nicht verhungern. Gut gesättigt rennen wir nun wieder ins erste Café, denn es beginnt wieder zu schütten.
14:00 Uhr: Es regnet noch immer.
14:40 Uhr: Es hat gerade aufgehört zu regnen. Daniel fragt, ob wir heute noch Radfahren wollen.
15:05 Uhr: 10 Mutige und Nimmersatte und Danilo stehen vor dem Hotel. Wir fahren zum Cakor-Pass, der bis zu 3 km an die Grenze zum Kosovo heran führt. Über 1000 Höhenmeter auf 22 km Länge. Fünf Sterne Schönheit im quäldich-Pässelexikon. Das muss sich lohnen!
15:45 Uhr: Wir fahren nach flacher Anfahrt endlich in den Anstieg. Es beginnt zu nieseln. Wolkenfetzen hängen in den Bergen. Ab und an kommt sogar die Sonne durch.
17:15 Uhr. Die letzten Kilometer zu Passhöhe. Es schüttet. Nebel zieht auf. Es ist kalt. Schnell weg hier. Niemand harrt lang an der Passhöhe aus. Alle fahren ab und direkt zum Hotel zurück. Zur gleichen Zeit irrt Gruppe entspannt um Denny durch die Berge um Andrijevica und sucht die Wanderwege. Eine Teambuilding-Maßnahme, wo Firmen viel Geld für zahlen würden.
18:30 Uhr. Heiß duschen, Sachen waschen, trocknen und föhnen.
19:30 Uhr: Abendessen!
20:15 Uhr: Endlich kommt aus der Küche die Auflaufform mit selbstgemachten Pflaumenkuchen, welchen die Schwester des Hotelchefs gebacken hat. Am Vortag war der Kuchen schon der Renner beim Abendessen, nun steht gleich eine lange Schlange an. Hinter dem Reiseleiter...
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Eine lange Etappe wartet auf uns, dafür ist die Höhenmeter-Ausbeute moderat. Wir lernen ein weiteres Land des wilden Balkan kennen: Albanien. Die ersten 35 km verlaufen jedoch noch in Montenegro, gemächlich und immer leicht bergab entlang des tief ins Gebirge eingeschnittenen Tals des Flusses Lim. Sobald wir die Grenze überschritten haben, fahren wir dann bergauf, zum höchsten Punkt des Tages am Qafa e Bordolecit. Eine lange Abfahrt führt uns ins schöne Civenje-Tal, wo wir uns wieder der montenegrinischen Grenze näheren - der Grenzübergang ist zwar schon fertig gebaut, aber immer noch nicht in Betrieb. Wir möchten sowieso weiter nach Süden zum wunderschönen Skutarisee, müssen dafür aber nochmals einen schönen Serpentinenhang erklimmen, bevor es dann entlang des Sees flach nach Shkoder geht.