26.03.2022,
Jan:
Nun liegt sie also hinter uns, die Mallorca-Woche mit Wetterpech, wie
majortom aus aller Welt hörte. Und tatsächlich sah kaum ein Tag der Woche morgens beim Blick aus dem Fenster danach aus, dass heute der Tag wäre, an dem wir zuhause aufs Rad gestiegen wären. Aber wir sind jeden Tag aufs Rad gestiegen, und am Ende der Woche haben wir jeden Kilometer gemacht, den wir uns vorgenommen haben. Nur gestern sind wir wesentlich später los gefahren, um noch ein Regenband durchziehen zu lassen, erst um halb zwölf, aber das reichte für
Port de Valldemossa und den
Puig Major, an dem sogar kurz die Sonne raus kam (dementsprechend späte Ankunft und keine Zeit für einen Bericht). Das einzige, was nach dieser Woche fehlt, sind also die Tan-Lines. Die holen wir uns jetzt zuhause, von Aachen bis Zürich, von Berlin bis Luxemburg.
Dabei sollte der Puig eigentlich die Woche am Abschlusstag krönen, aber die Tramuntana-Acht hätte in den halben Donnerstag nicht hinein gepasst. Aber am Freitag ist ganztägig Trockenheit vorhergesagt, und so fahren wir einfach um 9 Uhr los, koste es, was es wolle. Über den
Coll de Tofla gehen wir heute, abweichend von der Tagesplanung, erstmal den
Coll d'Honor an, weil wir die andere Richtung schon von der Königsetappe über die Mallorquiner Monumente kennen. Als hätten wir in den letzten Tagen nicht genug Höhenmeter gemacht, um unsere Beine zu zerstören, schießen Simon, Boris, Wolfgang und Morten zum Pass als gäb's kein Morgen. Ohja... morgen ist es schon wieder vorbei!
Ab Bunyola bekommen wir einen Vorgeschmack auf den Gegenwind auf dem Rückweg: an Palma vorbei werden wir regelrecht nach Puigpunyent geblasen. Hier ist Morten schon abgedreht, ihn plagt seit gestern eine Erkältung. Im abschließenden Flachstück hinauf nach Galilea greife ich Simon an, sicher, dass er diesem Antritt eh nicht folgen wird. Um kurz darauf vernichtend geschlagen hinter ihm den Hochpunkt zu erreichen.
Wir fahren hoch zur Bar Parroqual, wo Toms Gruppe schon bei Tapas und Cola sitzt. Kurzerhand stellt der Wirt noch einen Tapeziertisch für unsere Gruppe dazu. Mittlerwelie schätzt man uns hier oben für unseren Apettit. Tumbet, Frito Mallorquin und Albondigas sind wieder vom Feinsten, auch der Kuchen soll überzeugt haben. Derart gestärkt stürzen wir uns knapp hinter Toms Gruppe in die Abfahrt nach Es Capdella. Einige Meter kann ich sogar mit Tom auf Es Capdella zurollen, ein seltenes Vergnügen für mich! Mit kleinem Vorsprung gehen wir so in die Welle des
Coll de n'Esteve Richtung Andratx. Kurz darauf fährt uns Jürgen grinsend von hinten auf, der sich die ganze Woche geschont hat und jetzt Unruhe in Gruppe 1 verbreitet. Der Esteve wird auf dem großen Blatt genommen. Jürgen grinst immer noch.
In der Abfahrt schließt dann René zu uns auf, am Hochpunkt des
Coll de Sa Gramola lässt sich Jürgen nochmal blicken, danach entwirren sich die Gruppen. Am Restaurant
Es Grau (Ma-10) nehmen wir uns die Zeit für den Ausguck (es lohnt sich), werden aber kurz darauf von einer Busgruppe in die Flucht getrieben. An Estellencs vorbei fahren wir nach Banyalbufar ein, wo wir eigentlich nochmals einkehren wollten, aber die Tapasorgie in Galilea versorgt uns alle noch mit hinreichenden Kalorien. Boris fasst die Gelegenheit am Schopfe und holt sich den
Coll de sa Bastida - Simon hatte sich vorher zu sehr über seine vom gestrigen Puigritt beschwerten Beine beschwert...
Spontan beschließen wir, den Küstenritt noch um den
Coll d'en Claret zu erweitern und zum Abschluss der Reise im Las Molinas in
Valldemossa nochmals Cocas de Patata zu essen und einen letzten Café zu trinken. Am heutigen Freitag ist dort die Hölle los. Kein Vergleich zur Beschaulichkeit gestern, dennoch ein gelungener letzter Halt vor Inca, das wir nach abschließenden 38 km im strammen Gegenwind müde und glücklich erreichen. 152 km und 2500 Höhenmetern stehen letztlich auf der Uhr. Ein herzlicher Dank geht hinaus an Dieter von
Bikefriends Schon für die fantastischen Mieträder, die uns perfekt durch die Woche gebracht haben!
Es folgt das in meinen Augen beste Abendessen einer aus meiner Sicht auch kulinarisch gelungenen Woche im Restaurant des
Puig de Santa Magdalena! Mit diesem Fazit geben wir ab an die angeschlossenen Funkhäuser und nehmen in der nächsten Woche vom Senderstandort Chiavari die Berichterstattung wieder auf.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Nach der entspannt rollenden Etappe gestern trommeln wir nun zur Königsetappe. Erneut geht es in die Serra de Tramuntana; heute fahren wir ganz weit in den Südosten, wo der sogenannte Küstenklassiker seinen Ausgang nimmt. Diesmal fahren wir nach Galilea von der Ostseite, dann über die kleine Welle Coll de n'Esteve nach Andratx und von dort auf die Küstenstraße - ein welliger Traum!
Der Coll d'Honor, besser bekannt unter dem Schlagwort Orient, ist dann ein würdiger Abschluss.