10.04.2019,
majortom:
Traditionell planen wir bei unseren Standortreisen ja gegen Mitte der Woche einen Ruhetag ein. Die langen Etappen der vergangenen Tage (gestern so lange, dass sogar der Blog auf der Strecke geblieben ist) hätten am heutigen Mittwoch einen Ruhetag auch mehr als gerechtfertigt. Doch genauso hat auch das Hinauszögern des Ruhetags auf quäldich-Reisen Tradition. Für morgen hat sich mal wieder ein Zwischentief angekündigt, also packen wir heute noch drauf was geht und ziehen die Runde nach Finale Ligure vor. Angeblich (und auch vor Ort verifiziert) ein absoluter Hotspot für Mountainbiker.
Wir wollen heute jedoch Rennradfahren. Nach einigem Gruppenshuffling ist die entspannte Gruppe heute auf zwei Personen plus den guidenden Berichterstatter zusammengeschrumpft. Macht jedoch nichts, wir gönnen den Flüchtigen heute einen schnelleren Tag unter den Fittichen von Olivier, und cruisen gemütlich zu dritt über die Aurelia entlang der Küste nach Norden. Bis Borghetto Santo Spirito, dann schlagen wir uns mal wieder in ein Seitental nach Toirano. Ein tief eingeschnittenes Tal, umgeben von steil aufragenden Felswänden. Das hatten wir bislang noch nicht, die Ponente offenbart uns also wieder mal eine neue Facette. Sehr schön, gemütlicher Aufstieg, und die 14 Kilometer bis zur Passhöhe sind überraschend schnell hinter uns gebracht. Oben unterhalten Stefan und ich uns noch mit einem einheimischen Kollegen, doch aufgrund begrenzter sprachlicher Schnittmenge wird es eher ein kurzes Gespräch.
Die Abfahrt ist kurz, und am Sammelpunkt in Bardineto entschließen wir uns gegen eine sofortige Mittagspause, die wir hinausschieben wollen, bis wir wieder an der Küste sind. Also gleich in den zweiten Ansteig, den Colle di Melogno, aufgrund unseres hohen Ausgangspunktes eine überschaubare Schwierigkeit. Es zieht mehr und mehr zu, während wir hinauf fahren, so dass wir an der Passhöhe angelangt kaum die Fortanlagen (oder was auch immer das ist) bestaunen, sondern sofort nach Finale abfahren, das sich am Horizont schon abzeichnet. Was für eine schöne Abfahrt. Da fällt kaum ins Gewicht, das auch unsere Gruppe nun ihren Hagelschauer abbekommt. Doch der ist nicht stark genug, um nass zu werden, und unten an der Küsten sehen wir schon wieder einen sonnenbeschienene Zone. Also nichts wie runter. Tatsächlich wird es mit jedem vernichteten Höhenmeter wieder wärmer, und auch der Niederschlag hört bald schon auf.
Nach einigem Hin und her finden wir in Finale eine schöne Strandbar mit ausgezeichneten Panini, so dass wir die Mittagspause gerne noch etwas ausdehnen. Schließlich fehlen nur noch knapp 30 km auf der Aurelia zurück nach Laigueglia, die in diesem Abschnitt eher flach ausfallen. Inzwischen scheint die Sonne wieder vom strahlend blauen Himmel, so dass dieser letzte Abschnitt unserer Etappe zur Genussfahrt wird. Wie im Flug vergehen die finalen Kilometer, und wir laufen glücklich wieder in Laigueglia ein.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Finale ist DER Spot für Kletterer und unsere Kollegen, die gerne im MTB abseits des Asphalts Sand und Steine aufwirbeln. Dadurch haben sich in Finale, insbesondere in Finalborgo die Outdoorsportler eingenistet. Die Finale 24 ist das wohl bekannteste 24h MTB-Rennen in Italien und ein unvergessliches Erlebnis für die Teilnehmer.
Wir erreichen Finale natürlich nicht wie die verweichlichten aber durchgestylten italienischen Aureliapiloten sondern haken gleich 2 Pässe im ligurischen Hinterland ab: erst das Giogo di Toirano dann über Calizzano hoch zum Colle di Melogno. Auch wenn der Blick ins Talende hinter Borghetto Santo Spirito Böses ahnen lässt, wartet die Auffahrt zum Giogo di Toriano mit unerwartet humanen Prozentwerten auf dem Display des Radcomputers auf. Vermutlich würde uns ein Besuch der berühmten nahegelegenen Höhlen mit den Resten des Höhlenbärs mehr erschrecken.... Interessant sind die Höhlen auch wegen den Zeugnissen der Besiedlung schon ab der Zeit des Neandertalers bis vor ca. 12.000 Jahren. Der sonnige und windgeschützte Talkessel war sicher angenehmer für die ligurischen Steinzeitler als für deren Kollegen im Norden. Von solchen und anderen tiefgründigen Überlegungen abgelenkt erreichen wir mehr oder weniger schnell die Passhöhe, von der es aber auf der anderen Seite gar nicht so richtig heruntergehen will. Das Landschaftsbild ändert sich komplett und wir fahren fast ohne nennenswertes Gefälle durch das Pilzsucherparadies Bardineto. Ohne viel Höhenverlust kommen wir in Calizzano an, um das Colle di Melogno anzugehen. Befürchtungen bei der Auffahrt werden ab der Durchfahrt durch das vielfotografierte Festungsportal am Colle als unbegründet vom Fahrtwind verstreut: der Asphalt bis hinunter nach Finale ist sehr gut und die Kurven sind zum Teil erhöht was eine rasante Abfahrt erlaubt. Ab Finale schlendern wir auf der Aurelia bis nach Laigueglia.