22.10.2021,
Pocatky:
,,Männer, wir gehen da jetzt raus und machen den Pass fertig"
... gab uns unser Trainer Christoph in der Halbzeitansprache in der imaginären Kabine mit auf den Weg, als wir die erste Hälfte des ersten Passes in den Beinen hatten. Richtig, erster Pass und erst die Hälfte und bereits da musste er tief in die Motivationskiste greifen, viel zu früh an diesem harten Tag. So fahren wir bereits um 9 Uhr los, Gruppe 1 ausnahmsweise alle mit Socken, leider und wissen gleich, Schnellstrasse bedeutet schnell fahren. Wir rollen durchs Hinterland, begegnen Zügen, in denen wir nicht sitzen wollen und biegen hinter Georgioupoli ab, um den ersten Pass, den Imbros Pass, hinauf zu rollen, in der Quäldich-Sprache ein Rollerberg. Es bedeutet jedoch nicht, dass er mit einem vom Quäldich bereitgestelltem Roller bezwungen wird, auch nicht, dass man von alleine hinauf rollt. Rollerberg bedeutet einfach, dass man noch schalten kann, dass die Steigungsprozente noch ein Leben auf dem Rad erlauben und dabei auch das Gefühl, auf das Geschehen um Einen herum noch Einfluß nehmen zu können. Dass es auch anders sein kann, werden wir noch früh genug lernen.
Oben auf dem Pass stärken wir uns für die Abfahrt, übernehmen beim Alex den Staffelstab von Gruppe 1, Gruppe 3 trifft kurz nach uns ein und Teddy wird zum ersten Mal von der Rennleitung verwarnt, bei der dritten ist er raus. So tritt er an mit dem Trikot des letzten an, um immer als erster der Gruppe oben am Berg zu sein, wir werden es im Blick behalten. Wir rollen nun vom Imbross Pass runter, eine wunderschöne Abfahrt, für uns gerade fertig geteert, an der kargen Südküste halten wir uns nur kurz auf, um gleich zu lernen, was ein echter Berg ist. Am echten Berg schaltet man nicht. Den kleinsten Gang rein, treten und hoffen, dass die Oberschenkel die 7 km mit durchschnittlich 10% schaffen, der Serpentinenfestival Kallikraris mit 27 engen Kehren fordert uns alles ab. Es ist karg, es ist warm, es ist steil, es ist heiß, es ist kurvig, es ist gerade, es ist lang und es ist geil, wenn wir oben sind. Da machen wir Pause, eine urige Kneipe, die Interaktion gestaltet sich aufgrund der Blutverteilung im Körper schwierig. Teddy sieht die zweite Verwarnung, fährt mit uns noch mit Bourolos Pass hoch und nimmt sich zurück. Wir rollen runter, teilen uns die Strasse mit den Schafen und werden durch den einen oder anderen Anstieg daran erinnert, dass die roten Striche im Roadbook eine Bedeutung haben. Keine gute.
Und dann sind wir endlich wieder im Hotel und werden bitter enttäuscht, unsere Schmutzbier-Lounge-Ecke ist belegt. Ein No-Go, ein absolutes No-Go. Es dauert bis sie frei wird, bei unserer Lautstärke an sich verwunderlich, dann wird sie sofort besetzt und besetzt gehalten. Wir gehen hier nie wieder weg.