19.10.2022,
kristin:
Ausschlafen war gestern! Heute Morgen sind wir rund eine dreiviertel Stunde früher dran, denn das Gepäck muss – nach nach drei stationären Tagen in Elounda – für den Transfer nach Heraklion pünktlich um 9:10 Uhr abgegeben werden. Zugegebenermassen keine vollkommen unmenschliche Zeit. Und so ist die spannende Frage vielmehr, ob Alex es tatsächlich schaffen wird, sämtliches Gepäck aller 16 Teilnehmenden und des vierköpfigen Quäldich-Teams zuzüglich seines eigenen Rads und der Pausenverpflegung in dem Kleinwagen unterzubringen, den er als Ersatz für den von der Autovermietung stornierten Bus kurzfristig gemietet hat. Die Wetten im Team laufen mehrheitlich dagegen. Aber siehe da: Dank beeindruckender Packkünste bekommt Alex tatsächlich alles verstaut (inklusive eines angeblich 30 kg schweren Koffers). Die erste Überführungsetappe kann somit wie geplant losgehen.
Anders als am gestrigen Tag, der sich bei vielen mit scharfen Kanten der Radbekleidung auf der Haut verewigt hat, ist die Sonnencreme vor der Abfahrt heute fleissig zum Einsatz gekommen. Leider stellt sich dies schon bald als grosse Verschwendung heraus. Nach ersten Schauern prophezeit Peter zwar noch bis auf rund 1000 Höhenmetern gute Chancen für eine ab jetzt regenfreie Fahrt. Es stellt sich jedoch umgehend heraus, dass er zurecht Guide und nicht Wetterfrosch ist. Denn nachdem die schwarzen Wolken erst mal über die Bergkette geschwappt sind, geht nicht nur die Sicht gegen Null. Der bisher schon unangenehme heftige Wind wir jetzt zudem begleitet von Niesel, der sich langsam aber sicher in Starkregen wandelt.
Trotzdem gelingt es allen, den Pausenplatz zu entdecken, auf dem Alex schon mit der Verpflegung wartet (und alle Extrawünsche des Vorabends bereits in sein Buffetangebot eingebaut hat). Aber auch, wenn Herren-Ärmlinge flugs in Damen-Beinlinge umgewandelt werden und sämtliche greifbaren zusätzliche Textilien zum Einsatz kommen, wird die Nahrung doch unter grossem allgemeinem Zittern eingenommen. (Nur Ines läuft fröhlich in Badelatschen herum.)
Damit sind wir zumindest schon eingestimmt auf die anschliessende lange Abfahrt, bei der angesichts Regen und Kälte niemand mehr seinen Lenker festhalten kann. Folglich vibrieren diese somit noch mehr als zuvor die Sandwiches in unseren Händen. Und die ohnehin rutschigen Kurven fahren sich bei diesen Bedingungen auch nicht einfacher, was Detlef schnell zum Verhängnis wird. Zum Glück verläuft sein Sturz glimpflich und abgesehen von einer Schürfwunde kann er unbeschadet mit dem Rest der Gruppe weiterfahren.
Zurück an der Küste nutzen wir die Gelegenheit noch für ein Gruppenfoto, auf dem angesichts dicker Schlammschicht auf Personen noch Fahrrädern aber wohl nur das Meer zu erkennen sein dürfte.
Morgen steht bei der zweiten Überführungsetappe der höchste Berg Kretas auf dem Programm. Wetten wird hier keiner mehr – schon gar nicht auf das Wetter. Aber die Hoffnung bleibt bestehen, dass wir für die Überschrift für den morgigen Blog nicht auf Yasmins Vorschlag von heute zurückgreifen müssen («Nebel des Grauens»).
ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute steht das dritthöchste Gebirge Kretas im Mittelpunkt der Etappe. Bei Agios Nikolaos beginnt die Kletterpartie ins Dikti-Gebirge und wir erreichen auf dem Selia-Pass nach langem, aber durchaus gut rollenden Anstieg den Hochpunkt des Tages. Das Dikti-Gebirge ist für die Lasithi-Hochebene und vorallem die Windmühlen, die ein beliebtes kretisches Postkartenmotiv sind, bekannt. Beides steuern wir an! Erst flach durch die Hochebene, die kurze Seite auf dem Ambelospass hoch und schon stehen wir vor den Windmühlen. Die normale Etappenvariante führt nun weitgehend direkt und mit wenig Höhenmetern über Gouves ans Meer und an der Küste entlang bis nach Heraklion.