Riesengebirge von Dresden nach Prag durch Böhmen & Schlesien

An der Frauenkirche in Dresden startet unsere Reise. Sobald wir aus Dresden heraus sind, fahren wir weiter elbnah auf ruhigeren Straßen Richtung Pirna, dem Tor zur Sächsischen Schweiz, die wir nun durchfahren werden und erste Höhenmeter sammeln. Nach kurviger Abfahrt von der Hocksteinschänke in das Polenztal geht es über ebenso viele Kehren hinauf zur Burg Hohnstein und wieder rasant über die Sense bergab ins tief eingeschnittene Elbtal. Nach der Sächsischen Schweiz nehmen wir nun Kurs auf die Böhmische Schweiz und dessen Nationalpark. Die Spuren des mächtigen Waldbrands vom letzten Jahr sind nicht zu übersehen. Trotzdem erfreuen wir uns in Vysoka Lipa am Buffet von Nele und Joelina und können unzählige Gipfel der Böhmischen Schweiz bestaunen. Hügelig, aber auf schönen kleinen Straßen rollen wir rüber ins beschauliche Zittauer Gebirge und direkt an den Kehlsteinen vorbei. Noch gut 30 km bis zum Etappenziel Liberec - meist flach im Tal der Neiße. Wir schaffen das!

Die Etappe beginnt mit einem Highlight. Der Jested thront über Liberec und ist mit seinem futuristischen Turm sehr markant. Nach kurzem Einfahren in Liberec rollen wir in den Anstieg zum Jested. Gleichmäßig geht?s bis zum Sattel. Dort biegen wir links ab und erklimmen den Gipfel auf der steilen Stichstraße, die sich 360 Grad um den Gipfel herum windet. Imposant dieser Jeschken!
Über zwei kleine Pässe verlassen wir den Gebirgszug. Das Isergebirge liegt nun direkt vor uns. Gut gestärkt und 10 km lang verdaut, kommt am Anstieg hoch zur Smedava richtig Spaß auf. Über das Hochplateau des Isergebirge fahren wir auf asphaltierter Forststraße nach Kleiniser. Die einzigartige Hochmoorlandschaft sorgt für Naturgenuss. Unser Hotel liegt auf dem Tanvaldpass und nur wenige Kilometer vom Riesengebirge entfernt.

Hoch hinaus soll es heute für uns gehen. Die Etappe ist kurz und knackig. Der Beginn im Riesengebirge ist sogar sanft. Wir fahren durch Harrachov, bekannt durch Glasherstellung und seine Skiflugschanze. Über Jakuszyce wechseln wir das Staatsgebiet und fahren am Nordrand des Riesengebirges durch Polen. Über den Kowarska-Pass rollt (?) es hinauf zum Okraj-Pass, wo wir Flaschen füllen können und wieder nach Tschechien fahren. Die richtige Verpflegung gibt es heute aber ein paar Kilometer später in Dolni Mala Upa. Es verbleiben 20 km, auf denen wir uns nun seelisch auf den Schlussanstieg einstellen können. In Pec an der Schneekoppe wird es steil. Der Modre Sedlo ist der schwerste Anstieg Tschechiens und gleichzeitig auch der höchste. Der Asphalt ist teilweise rau. Die steilsten Rampen stehen uns mit über 20% Steigung im Weg. Oben raus wird es alpin. Wir sind oberhalb der Baumgrenze. An der kleinen Kapelle haben wir den Hochpunkt erreicht. Die Lucni Bouda / Wiesenbaude liegt auf dem kahlen Riesengebirgskamm vor uns, dahinter die markante Schneekoppe. Was für ein Panorama!

Nach einer Nacht in dünner Höhe rollen wir kurz zum Modre Sedlo hinauf und hinab nach Pec. Höchste Vorsicht und ein langsames Abfahrtstempo ist aufgrund der Steilheit und der Regenrinnen unbedingt angebracht! Im Löwengrund tauchen wir tief ins Riesengebirge ein und kommen der Schneekoppe nochmal ganz nah. Über Horni Mala Upa und den Okraj-Pass können wir es auf neu asphaltierter Abfahrt hinab nach Niederschlesien rollen lassen. In Karpacz halten wir an der norwegischen Stabkirche Wang. Da die große Stärkung erst nach dem Spindlerpass erfolgt, kann nach der Kirche bei Bedarf nochmal gestoppt werden. Bei hohen Temperaturen soll niemand mit leeren Flaschen in den schwersten Anstieg von Polen fahren. Abermals steile Rampen, aufbrechender Asphalt und teils große Schlaglöcher lassen uns bergoch ins schwitzen kommen. Haben wir die Passhöhe erreicht, können wir uns freuen, die Gemeinheiten des Riesengebirges bezwungen zu haben. Außerdem gibt es eine super Abfahrt nach Spindler Mühle, wo wir einkehren werden. Es darf deftig aufgetischt werden.

Ein weiteres Monument im Riesengebirge wird auf der fünften Etappe angesteuert. Erstmalig bei quäldich fahren wir die Vrbatova Bouda von Jilemnice / Hrabacov an. Das bedeutet ein entspanntes Warmrollen auf den ersten 34 km und dann eine sehr lange Bergaufpassage. Über 20 km fahren wir bergauf bis wir in 1400 m Höhe an der Vrbatova Bouda angekommen sind. Hier oben sollten wir noch die wenigen Meter weiter hinauf zum Grabhügel von Hanc und Vrbaty fahren, auch wegen der Aussicht.
Nun folgt eine lange Abfahrt auf schon bekannter Straße, in der wir nach etwa 15 km aber scharf links abbiegen müssen, wenn wir nicht die Verpflegung bei Joelina und Nele verpassen möchten. Denn die gibt es oben in Benecko. Auf dem Rückweg zum Hotel fahren wir am Südhang des Riesengebirges entlang. Nach dem langen Tagesanstieg zur Vrbatova bouda werden uns die restlichen Anstiege des Tages, der nach Strazne und der zur Hoffmannova bouda nicht an die Grenzen bringen.

Die goldene Stadt an der Moldau ist unser Ziel und noch reichlich 150 km entfernt. Dafür verlassen wir das Riesengebirge und streifen durch die südlichen Ausläufer des Gebirges. Hinter Jicin wird die Landschaft deutlich flacher und karger. Wir hoffen auf guten Wind, damit wir auf der langen Etappe gut vorwärts kommen und sollten dafür auch in der Gruppe zusammen arbeiten. Nach gut 90 km können wir am Buffet verschnaufen und unsere Speicher für die verbliebenen 2,5 bis 3 Stunden wieder füllen. Prag müssen wir uns erarbeiten. Fast brettflach verläuft die Route bis nach Prag. Kein Revier für Freunde des Bergfahrens. Die Elbe überqueren wir bei km 122. Noch gut 30 km bis in die Hauptstadt Tschechiens. Am Moldauradweg fahren wir weitgehend abseits der großen Straßen bis in die Innenstadt. Unser Ziel: Die historische Altstadt von Prag.
Unser Hotel liegt 2,6 km entfernt auf der anderen Seite der Moldau.

Nach fünf bergigen Etappen und der langen letzten Flachetappe nach Prag bieten wir am Samstag Vormittag noch einen Prager Epilog an. Eine Ausrollrunde durch die grünen Parkanlagen von Prag und vorbei an den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wir wollen Zeit haben für Prag, lassen die Beine sanft kurbeln und können die Eindrücke der Metropole aufsaugen. Nur am Petrin-Hügel wird es ein letztes Mal richtig steil. Ab Mittag können wir das Rad endgültig in die Ecke stellen und uns zu Fuß ins Getümmel der Prager Innenstadt stürzen.