Zunächst gibt es einen kleinen Ausflug in die quäldich-Vergangenheit. In eine Zeit, wo tschechische Kofola noch keinen Kultstatus hatte und Socken noch knapp über dem Sprunggelenk endeten, wie das Titelfoto beweist.
Es war im August 2014, als Alex, Jan und ich die erste quäldich-Reise ins Riesengebirge organisierten. Für mich war es die erste quäldich-Reise überhaupt. Ich durfte mir mit Jan, der gut gelaunt mit großer Sporttasche im Zug von Berlin nach Liberec anreiste, gleich ein Doppelzimmer teilen. Der Chef erklärte mir die quäldich-Gepflogenheiten: "Lege in einer Pause niemals den verschwitzten Helm auf den Esstisch" und er zeigte mir, wie man im Kleiderschrank über Nacht im Hotel möglichst schnell seine gewaschenen Radsachen trocknen kann. Auch lernte ich ein paar Tricks im quäldich-Tourenplaner, mit dem ich zuvor noch etwas unbeholfen die Etappen geplant hatte. Und auf deren Pfaden ich nun gemeinsam mit Jan die Gäste durch das Riesengebirge führte. Das Riesengebirge ist mein absolutes Lieblingsgebirge zum Radfahren. Eine Mischung aus Mittelgebirge und Hochgebirge. Kleine asphaltierte Straßen führen ohne Verkehr und nicht selten steil bis in luftige Höhen. Hoch über der Baumgrenze gibt es weite Ausblicke. Blicke zur Schneekoppe, in die 1000 m tiefer liegende schlesische Tiefebene oder nach Süden in das wellige böhmische Riesengebirgsvorland. Im Winter an guten Tagen auch ins 200 km entfernte Erzgebirge. Einfach faszinierend! Ebenso, das man in unseren Breiten und Regionen nördlich der Alpen überhaupt auf über 1500 m Höhe mit dem Rennrad fahren kann. Dank der nördlichen und östlichen Lage des Riesengebirges geht es in diesen Höhen schon eher alpin zu. Kein anderes Mittelgebirge in Deutschland kommt da heran.
Unter den Gästen war 2014 übrigens auch ein gewisser Bolzer aus Dresden. Während Jan sich um alle anderen Gäste in der ausdauernden Gruppe kümmerte, hatte ich einen Spezialauftrag. Ich durfte Bolzer noch ein paar Extraanstiege im Riesengebirge zeigen und mich davon überzeugen, wieso Tobi Bolzer heißt. Nimmersatt auf Berge, nicht abzuhängen und immer mit Spaß unterwegs. Das Resultat? Ein Jahr später wurde er von uns als schneller Guide bei quäldich akquiriert.
Und das Riesengebirge mit seinen gefürchteten Rampen? Das tschechisch-polnische Grenzgebirge faszinierte. Aber es polarisierte auch bei den Gästen. Grenzwertig steil die Rampen, teilweise schlecht so manche Straße und Abfahrt. "Es war schön, aber das nächste mal nehme ich ein MTB", so lautete z.B. ein O-Ton nach der Reise. 2016 führten Alex und ich mit ähnlichem Konzept, nur auf weniger steinigen Straßen, die Gäste abermals durch das Riesengebirge. Wir wollten unseren Gästen möglichst das ganze Riesengebirge zeigen. Komprimiert stets in einen 4-tägigen Kurztrip. Das Resultat: Sehr schwere Etappen, selbst für quäldich herausfordernd. Mit Start und Ziel im tschechischen Liberec hatten wir einen Ausgangspunkt zwar direkt vor den Toren des Riesengebirges gewählt. Aber aus Deutschland ist Liberec eher umständlich zu erreichen, sofern man nicht im polnisch-tschechisch-deutschen-Dreiländereck wohnt. Nach zwei Ausgaben (2014, 2016) einigten wir uns, dass wir uns im August fortan lieber auf unsere heimatliche Erzgebirgsreise konzentrieren und die Riesengebirgsrundfahrt erstmal ruhen lassen. Jahre vergingen und das Riesengebirge wurde im quäldich-Kosmos höchstens als Teil von anderen Fernfahrten für eine Etappe angeschnitten. Auf der Grand Tour Berlin - Wien führte die Route 2016 über den berüchtigten Spindlerpass. Seit 2018 fahren wir auf der Fernfahrt von Dresden nach Krakau zur 1400 m hoch gelegenen Vrbatova Bouda, ganz in der Nähe der Elbquelle. 2020, im Zuge der Fernfahrt von Dresden nach Budapest, drehten wir eine Schleife über Spindlerpass und Prazska Bouda. Privat hält meine Begeisterung an und ich besuche das Riesengebirge oft mehrmals pro Jahr. Mit Alex auch im Winter und auf Ski. Noch immer zählt es zu meinen Lieblingsgebirgen. Mit der Sierra Nevada und ein paar anderen kleineren Gebirgen in Andalusien sind zwar noch ein paar weitere Favoriten hinzu gekommen. Danke an dieser Stelle an Hagen und Roberto! Aber das tut dem Riesengebirge keinen Abbruch.
In den letzten drei Jahren steigerte sich bei Alex und mir der Drang, doch wieder eine quäldich-Reise im Riesengebirge zu organisieren. Und nun, mit der Erfahrung von etwa 30 quäldich Reisen, ein paar Sachen anders als noch in den Anfangsjahren zu denken und machen. Mit mehr Tagen, mehr Zeit im Riesengebirge. Auf mittlerweile besseren Straßen durch Tschechien rollend und mit Start in Dresden und Ziel in Breslau attraktiv eingebettet. Natürlich lassen wir Klassiker, wie Spinderpass und Modre Sedlo nicht aus! Denn in der Zwischenzeit sind nicht nur die die Socken länger geworden, sondern auch die Übersetzungen bergfreundlicher und die Reifen breiter. Heraus gekommen ist unsere neue einwöchige Reise, die im August 2022 ihre Premiere feiert:
Riesengebirge – Von Dresden nach Breslau durch Schlesien und Böhmen
Nun weißt Du immerhin schonmal, warum es diese neue Reise von Dresden nach Breslau durch das Riesengebirge gibt. Im nächsten Blogbeitrag, folgen dann die zehn Gründe, wieso Du mit uns nach Breslau fahren solltest. Also bleib gespannt! :-)
Und hier noch einige Impressionen aus dem Riesengebirge von den letzten 8 Jahren. Vielleicht erkennt sich der ein oder andere wieder.