05.11.2019,
majortom:
55 Reisetermine 2020. Da muss man schon gut überlegen, für welche quäldich-Reise das limitierte Urlaubsbudget am besten investiert ist. Wir möchten die Herbst- und Wintertage nutzen, um euch unsere neuen, erstmalig ausgetragenen Reisen vorzustellen. Heute: der Rennradfrühling an der Côte d'Azur.
Die Côte d'Azur, die französische Mittelmeerküste zwischen Marseille und Menton, ist voller landschaftlicher Highlights. Drei Küstenabschnitte stechen allerdings nochmal deutlich hervor. Da ist zunächst der Seealpen-Abschnitt zwischen Nizza und Menton, wo die hohen Berge bis ans Meer reichen, und die
corniches genannten Küstenstraßen unglaubliche Aussichten ermöglichen (zu erleben bei den
Monumenten der Südalpen). Ein heißer Geheimtipp ist die Verbindungsstraße über das Cap Canaille östlich von Marseille, wo die Klippen senkrecht ins Meer abfallen und im Frühjahr die blühenden Rosmarinbüsche die Landschaft in ein surreales hellblau tauchen (zu erleben bei der
Tour de Provence). Der mit Abstand schönste Abschnitt der Côte d'Azur ist für mich jedoch das Massif de l'Estérel, wo die feuerroten Porphyrfelsen mit der grünen Vegetation und dem tiefblauen Mittelmeer eine herrliche Farbkulisse bilden. Hier ist der Schauplatz unseres
Rennradfrühlings an der Côte d'Azur.
Unsere Anforderungen an eine quäldich-Reise sind hoch: Unsere Teilnehmer geben uns für die Planung ihres Rennradurlaubs einen Vertrauensvorschuss, dem wir natürlich gerecht werden wollen. Hinzu kommt mittlerweile der Konkurrenzdruck aus dem eigenen Haus. Wir haben mit dem
Rennradfrühling in der Provence und dem
Bergtraining in den ligurischen Alpen schließlich schon etablierte Standorte in der Region, mit denen sich jede neue Reise messen muss.
Die einsamen Pässe der Haute Provence: Anstieg zum 1041 m höhen Col du Ferrier.
Auf der Suche nach einem geeigneten Reise-Standort für unseren Rennradfrühling wurde ich in Saint-Raphaël fündig. Allein das Esterel-Massiv mit seinen wunderschönen einsamen Forststraßen, das sich östlich des Ortes erhebt, ist eine Reise wert. Doch auch das Massif des Maures im Südwesten steht uns für unsere Touren zur Verfügung, und die mehr als 1000 m hohen Pässe der Provenzalischen Alpen sowie die unbekannten Schluchten der Haute-Provence liegen in Schlagdistanz.
Das Meer ist nie weit weg: der Col du Canadel im Massif des Maures.
Die geografische Lage begünstigt ein mildes Klima: die im Gegenuhrzeigersinn rotierenden Genuatiefs, die die Regenwolken vom Meer aufs Land treiben, regnen sich häufig schon am Alpenhauptkamm ab, und oft strahlt die mediterrane Sonne vom tiefblauen Himmel. Nicht zuletzt ist die Côte d'Azur – im deutschsprachigen Raum als Trainingsrevier relativ unbekannt – das Mallorca Frankreichs. Hier holen sich die französischen Rennradfahrer ihren Feinschliff vor der Saison; man sieht sie in Scharen die Corniche d'Or zwischen Saint-Raphaël und Mandelieu entlang cruisen.
Frühling im Hinterland der Côte d'Azur: alles blüht.
Womit wir auch schon beim Alleinstellungsmerkmal im quäldich-Universum wären. Denn auch wenn das quäldich-Motto „hauptsache bergauf“ auch an der Côte d'Azur gilt, so sind es hier eher ausgedehnte und vergleichsweise höhenmeterarme Touren, die gefahren werden. Das unmittelbare Hinterland der Côte d'Azur ist hügelig und reicht bis auf etwa 500 m Höhe; man muss schon weit in die Haute-Provence vordringen, um zu den höheren Pässen zu gelangen (was wir natürlich auch tun). Man kann das schnödes Grundlagentraining nennen. Aber wenn man dann 30 Kilometer von Sainte-Maxime entlang des Massif des Maures die flache Küstenstraße entlang gleitet, das Meer stets zur Rechten, wenn man den Puls dann doch mal an den Wellen von einer Bucht zur anderen auf dem großen Kettenblatt nach oben prügelt, wenn nach einem sanften Passanstieg die Kiefernwälder den Blick auf das Meer frei geben, dann sind sämtliche Kategorien der Trainingslehre völlig fehl am Platze. Und wenn man nach der 150-Kilometer-Königsetappe in die Alpes Maritimes sein Rad am Hotel direkt an der Strandpromenade abstellt, sich in der Gruppe in der nächstgelegenen Strandbar mit einem
pression zuprostet, nach einem Abendessen in einem der vielen authentischen Restaurants im hübschen Küstenstädtchen Saint-Raphaël noch für einen Augenblick am Stadtstrand sitzt und dem Rauschen der Wellen lauscht, dann ist das Rennradurlaub à la quäldich.
Mit Lebensart.
Ein Traum: Forststraße im Massif de l'Estérel.